Ein Nasenstüber für Lewis Hamilton

Rudolf steht schon in den Startlöchern. Er wird nämlich bald wieder seinen Einsatz haben, was nicht zu übersehen ist, denn schon jetzt haben doch tatsächlich manche Baumärkte Weihnachtsschmuck im Angebot. Und Rudolf, das Rentier mit seiner roten Nase, hat da natürlich auch schon seinen Platz gefunden. 1949 hat er aus einem Malbuch heraus zum ersten Mal weihnachtliche Luft geschnuppert und ist seitdem in zahlreichen Interpretationen von vielen berühmten Sängern gar nicht mehr wegzudenken aus dem gefühlsduseligen Klangteppich, der uns dann wochenlang beim Einkauf begleitet und mitunter auch den Nerv raubt.

Wir mögen ihn und seine rote Nase trotzdem, womit wir schon beim derzeit fast wichtigsten Thema in der Welt des Sports sind: Es geht um die Nase des Hamilton, dem Rennfahrer in der Formel 1, der vor nicht mal allzu langer Zeit eben diese immer ordentlich im Wind hatte, wenn es darum ging, der Konkurrenz mit seinem Boliden zu enteilen. Momentan wirkt er diesbezüglich etwas verschnupft. Mittlerweile gewinnt er kaum noch. Die Kontrahenten sind ihm um mehr als eine Nasenlänge voraus, wobei der Brite ja nicht mit einem Paradeexemplar des so wichtigen Riechorgans ausgestattet ist wie etwa Mike Krüger oder Thomas Gottschalk, die ihre Nasen sogar kräftig vermarkteten mit dem Film &bdquo;Die Supernasen“, der vor fast 40 Jahren ein Millionenpublikum ansprach. Es war übrigens der zweite Teil der Supernasenserie. Kein Witz. Glück für Krüger und Gottschalk Die beiden Protagonisten dieser Filmkomödie hatten dabei noch das Glück der Geburt zur richtigen Zeit auf ihrer Seite, denn im frühen Byzantinischen Reich (so um 400 n.Chr. bis 1500 n.Chr) konnte man von der Kaiserwürde ausgeschlossen, indem die Nase abgeschnitten wurde. In Mimizuka, einem Hügel in Japan, wurden zehntausende abgeschnittener Nasen als Trophäen aus dem Imjin-Krieg vergraben. Krüger und Gottschalk sind also noch mal einem mit einem blauen Auge davongekommen und auch Lewis Hamilton wird sein Goldstück behalten dürfen, auch wenn dieses gerade Stein des Anstoßes einer wichtigen Nasenregel in der Formel-1 ist.

Lewis Hamilton durchlebt ein schwieriges Jahr. © ANSA / TOM WHITE

Denn da steht wohl zu lesen, dass es verboten sei, im Cockpit Nasenschmuck zu tragen. Piercing heißt das auf neudeutsch und ist so ziemlich on vogue im Augenblick wie eben auch Tattoos oder blinkendes Ohrgehänge. Und das ist bitte nicht nur der holden Weiblichkeit wichtig, sondern auch schnellen Männern wie Hamilton, der sich gerne behängt wie ein Weihnachtsbaum. Jetzt freilich ist ihm ein Unglück passiert, zum Glück ohne Blechschaden und er hat die Reaktion nicht ahnen und auch nicht riechen können. Er fuhr im offiziellen Training mit einem kleinen Brillanten im linken Nasenflügel. Das hätte bei einem möglichen Unfall natürlich extreme Verletzungen zur Folge, weshalb die Nasenhüter des rasenden Zirkus sofort zur Tat geschritten sind. Sie verurteilten Lewis Hamilton. Zum Glück, wie gesagt, sind wir jetzt nicht mehr im byzantinischen Reich, sondern haben uns weiterentwickelt, obwohl das momentan nicht unbedingt den Anschein hat. Geldstrafe für Nasenbrillanten Der Brite jedenfalls durfte aufatmen und fortan auch weiter durchatmen. Er bleibt im Besitz seiner durchaus wohlgeformten Nase, aber er musste doch einmal kräftig niesen, respektive sein Rennstall Mercedes, der 25.000 Euro Strafe bezahlen muss, weil ein ungenaues Nasenformular zur Selbstkontrolle beim Motorsport-Weltverband FIA eingereicht worden war. Mercedes ist mithin sauber auf die Nase gefallen und hat sich dabei eine blutige geholt, was zur Saison im Allgemeinen ja passt, da man mehr als nur einen Nasenstüber bislang bekommen hat. Hamilton hat sich jetzt einen kleinen silbernen Schraubenzieher zugelegt und Mercedes stellt ihm einen speziellen und sehr feinfühligen Mechaniker zu Seite und immer dann, wenn der Helm auf den Kopf muss, wird zuvor der Brilli fachmännisch entfernt. Es blinkt dann nur noch das Licht des Safetycars, das ja immer eine Nasenlänge voraus ist, ehe es dann wieder freie Fahrt für alle signalisiert. Immer der Nase nach.

Zur Person: Sigi Heinrich Der renommierte Sportjournalist, Buchautor und vielfach ausgezeichneter Eurosport-Kommentator (u.a. Gewinner des Deutschen Fernsehpreises und des Bayerischen Sportpreises) widmet sich in seiner Kolumne &bdquo;Sigi´s Spitzen“ nicht nur der gesamten Vielfalt des Sports. Auch Themen außerhalb seines gewohnten Metiers beschäftigen ihn. Mal sehr ernsthaft, oft auch mit einem verschmitzten Augenzwinkern und mitunter auch bewusst provozierend. Es soll ja für alle was dabei sein.

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Ein Nasenstüber für Lewis Hamilton

Augenscheinlich hat die Formel-1 derzeit keine Probleme, weshalb man sich ausgiebig mit dem Nasenschmuck von Lewis Hamilton beschäftigen konnte. Unser Kolumnist Sigi Heinrich hat deshalb der Nase im Allgemeinen und jener des Formel-1-Fahrers ein ausführliches Kapitel gewidmet.

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