Rossi fassungslos: „Habe gedacht, es ist der Hubschrauber“

&bdquo;Wir müssen verstehen, dass unsere Motorräder bei diesen Geschwindigkeiten Geschosse sind. Ich denke, die Grenzen wurden überschritten“, kritisierte der 41 Jahre alte Italiener am Sonntagabend nach dem WM-Lauf in Österreich offen den fehlenden Respekt unter den Fahrern. Dieses Verhalten führt aus seiner Sicht in der Motorrad-WM immer wieder zu riskanten Situationen.

Das Motorrad schrammt nur ganz knapp an Valentino Rossi vorbei © ANSA / SKY SPORT

Auf dem in puncto Sicherheit ohnehin umstrittenen Red-Bull-Ring fehlten wenige Zentimeter zu einem Mega-Crash: Rossi hatte großes Glück, als die Maschine von Landsmann Franco Morbidelli mit rund 200 Stundenkilometern nur knapp an seinem Helm vorbeischoss. &bdquo;Ich habe zuerst gedacht, es ist der Hubschrauber. Es war so beängstigend. Es war schrecklich. Ein potenzielles Desaster“, sagte der neunmalige WM-Champion. Der erfahrene Pilot hat in mehr als 20 WM-Jahren einiges erlebt, aber den Zwischenfall in Spielberg wollte er nicht so einfach abhaken. Rossi beklagt mangelnden Respekt &bdquo;In der MotoGP wird mittlerweile sehr aggressiv gefahren. Das geht schon in den kleinen Klassen los“, monierte Rossi. &bdquo;Für mich ist wichtig, dass es nicht übertrieben wird. Wir müssen Respekt vor den anderen Fahrern haben, die ebenfalls auf der Strecke unterwegs sind.“

&bdquo; Wenn man den Respekt für den Gegner vergisst, wird es unverantwortlich“ Valentino Rossi Seine Worte richteten sich in diesem Fall an den Franzosen Johann Zarco (30), der den Unfall verursacht hatte. &bdquo;Es ist ziemlich klar, was passiert ist. Zarco überholte Morbidelli auf der Geraden und wollte beim Anbremsen nicht wieder überholt werden. Er bremste absichtlich vor ihm. Und das bei 300 Stundenkilometern. Wenn man den Respekt für den Gegner vergisst, wird es unverantwortlich“, merkte Rossi an. Der Kurs in Spielberg steht in der Kritik Nach den haarsträubenden und gefährlichen Unfällen ist eine wahre Sicherheitsdebatte in der Motorrad-WM entstanden. Im Mittelpunkt stand auch Kurve drei des Hochgeschwindigkeits-Formel-1-Kurses in Spielberg, die von einigen Zweirad-Piloten als gefährlich betrachtet wird.

&bdquo;Die MotoGP hatte sehr lange sehr viel Glück“ Stefan Bradl Honda-Pilot Cal Crutchlow ist schon länger ein Kritiker des Red Bull Rings mit seinen mehr als 50-prozentigen Vollgas-Anteil. Man könne die Situation nur durch eine radikale Änderung dieser Stelle verbessern, forderte der Brite nun. Besonnener reagierte Stefan Bradl. &bdquo;Es ist gut, dass es nun Sicherheitsdiskussionen gibt. Denn die MotoGP hatte sehr lange sehr viel Glück. Über diese Kurve muss man sprechen. Vor allem wenn es nass ist“, warnte auch der deutsche Ersatzpilot für den verletzten Weltmeister Marc Marquez. &bdquo;Das heute hätte auch tragisch enden können.“

In der MotoGP gibt es nun eine heftige Sicherheitsdebatte. © APA/afp / JOE KLAMAR

Der Rennleiter sucht nach Lösungen Auch Rennleiter Andreas Meklau war bewusst, dass man glimpflich davongekommen war. &bdquo;Ab und zu braucht es einfach Schutzengel“, weiß Meklau. Er habe so etwas in zehn Jahren noch nicht gesehen. &bdquo;Da ist viel zusammengekommen. Wenn ein derartiger Unfall bei 300 km/h passiert, kannst du Sturzraum haben, soviel du willst. Dann werden Motorräder zu unkontrollierten Raketen, da hilft kein Auslauf mehr. Dann brauchst du nur noch Glück“, war dem ehemaligen Rennfahrer bewusst.

Wichtig sei, das Geschehene nun rasch zu analysieren, Daten zu checken und mit den Fahrern zu sprechen, riet der Österreicher. Schon in wenigen Tagen wird auf dem Red Bull Ring wieder gefahren, Sonntag steht mit dem GP der Steiermark coronabedingt das zweite Österreich-Rennen binnen sieben Tagen auf dem Programm.

Bis dahin wird nach Lösungen gesucht. &bdquo;Schön wäre, man könnte auf einen Knopf drücken und alle Motorräder würden in kritischen Momenten automatisch langsamer werden“, wünscht sich Meklau. &bdquo;Aber dann wäre es ein Computerspiel. Man muss sich einfach bewusst sein, dass Rennsport gefährlich ist.“

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