Eva Lechner: „Eine phantastische Saison“

sportnews.bz: Eva, wenn du dich zurücklehnst und an die abgelaufene Saison denkst – wie fällt dann dein Fazit aus? Eva Lechner: Es war eine super Saison. Ich habe mein erstes Weltcuprennen gewonnen (in Houffalize Anm. d. Red.), konnte erstmals eine Einzelmedaille bei einer EM in der Eliteklasse holen und wurde im Gesamtweltcup Dritte. Bei der WM, dem absoluten Saisonhöhepunkt, lief es dann nicht ganz nach Wunsch, ich hatte einfach Pech.

Also kannst du auch der WM noch etwas Positives abgewinnen, obwohl es im Einzelrennennur zu Platz zehn gereicht hat? Ja, aus einem einfachen Grund: ich bin in Topform zu diesem Ereignis hingekommen und das beweist, dass ich in dieser Hinsicht einen Riesenfortschritt gemacht habe.

Kommen wir noch einmal zu deinem ersten Weltcupsieg zurück. Was geht dir heute durch den Kopf, wenn du daran zurückdenkst? Im Prinzip kam der Sieg für mich völlig überraschend, denn eine Woche vorher in Dalby Forest bin ich sehr schlecht gefahren. In Houffalize hatte ich dann gleich am Anfang des Rennens ein kleines Missgschick, aber ich habe mich wieder nach vorne gekämpft und schlussendlich sogar gewonnen. Es war ein großer Tag.

Edi Telser hat einen riesign Anteil an meinen Erfolgen (Eva Lechner)

Was hast du heuer anders gemacht? Eigentlich gar nichts. Ich habe in den vergangenen Jahren stets versucht mich zu steigern und konstanter zu werden. Zwischendurch habe ich ja immer wieder gezeigt, dass ich ganz vorne mithalten kann. Es fehlte mir aber an Konstanz…

… was dir deine Kritiker ja immer wieder vorgeworfen haben? Ja stimmt. Es wurde immer gesagt, dass diese und jene junge Fahrerin besser sei als ich. Viele wurden aber in ihren jungen Jahren verbrannt. Ich hingegen habe jahrelang hart gearbeitet und das Pensum kontinuierlich gesteigert. Und jetzt ernte ich die Früchte dieser Aufbauarbeit.

Du hast am vergangenen Wochenende auch noch den Italienmeistertitel im Marathon eingeheimst… Ja, das war sehr kurios, denn bis am Donnerstag vor dem Rennen wollte ich eigentlich einen anderen Wettkampf bestreiten, denn die Italienmeisterschaft im Fassatal war mit mehr als 3000 Höhenmeter auf nur 64 Kilometern schon anstrengend. Ich habe mich dann doch spontan entschieden mitzufahren und bin ganz locker gefahren. Und zum Schluss konnte ich sogar gewinnen – das ist schon ein Wahnsinn.

Im Prinzip motivieren mich die Erfolge. Sie sind der Lohn von harter Arbeit. (Eva Lechner)

Du hast die Lockerheit angesprochen: ist sie auch mit ein Grund, warum du heuer so stark bist? Ich versuche zumindest ganz locker zu sein (lacht). Seit zwei Jahren arbeite ich im mentalen Bereich mit Monika Niederstätter zusammen. Wir versuchen, die Anspannung vor wichtigen Rennen oder bei Wettkämpfen zu Hause auszublenden. Wenn ich verkrampft und nervös bin, dann ist es einfach schwieriger zu fahren. Und insofern habe ich auch hier große Fortschritte gemacht.

Seit 2004 fährst dufür das Colnago-Team. Fühlst du dich wohl bei deiner Mannschaft? Ich fühle mich sehr wohl. Wir haben die Mannschaft in den vergangenen sechs Jahren zu einem Spitzenteam bei den Frauen geformt, was der zweite Platz in der Teamwertung bestätigt.

Wie groß ist der Anteil von deinem Trainer Edmund Telser an deinen Erfolgen? Sein Anteil ist enorm. Ich arbeite mit Edi zusammen, seit ich 17 Jahre alt bin. Er hat mit mir alle Höhen und Tiefen durchgemacht, er kennt mich wie kein anderer. Er hat mir so viel gegeben und dafür bin ich ihm auch sehr dankbar. Was schießt dir durch den Kopf, wenn du daran denkst, dass du die drittbeste Mountainbikerin der Welt bist? Es ist schon ein cooles Gefühl, obwohl ich zugeben muss, dass es mir noch nicht richtig bewusst ist. Mein Ziel war es heuer unter die Top fünf zu kommen. Im Laufe der Saison, als ich gemerkt habe, dass ich immer besser fahre, habe ich es dann nach oben korrigiert und wollte in den Top drei bleiben. Ich bin die beste Europäerin und mit 25 Jahren die jüngste Fahrerin unter den Topfahrerinnen. Das ist schon eine super Sache.

Was motiviert dich? Im Prinzip sind es die Erfolge, die ich mir durch hartes Training erarbeitet habe. Ich habe gesehen, dass es sich lohnt hart zu arbeiten. Wenn es so gut läuft, dann ist es im Grunde relativ einfach sich zu motivieren. Heuer war es aber trotz der guten Leistungen schwierig.

Warum? Die Saison war einfach lang und die Spannung von Jänner bis jetzt zu halten war eine große Herausforderung. Das hat mich viel Kraft gekostet.

Dann kommt der Urlaub jetzt ja gerade recht. Du kannst jetzt endlich die Batterien aufladen. Wo verschlägt es dich heuer hin? In den nächsten Wochen werde ich schon noch ein wenig trainieren. Danach geht es nach Sardinien, wo ich einen Trekking-Urlaub mit Pferden machen werde. Darauf freue ich mich schon unheimlich. Zwei bis drei Wochen werde ich das Fahrrad dann nicht anrühren (lacht). Und Anfang November geht dann das Training für 2011 los. Daran denke ich jetzt aber noch nicht.

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Eva Lechner: „Eine phantastische Saison“

Eva Lechner hat eine grandiose Saison hinter sich: erster Weltcupsieg, Dritte im Gesamtweltcup, eine EM-Einzelmedaille. Sportnews.bz blickt mit der sympathischen Eppanerin auf die Glanzmomente im MTB-Jahr 2010 zurück.

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