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Mark Cavendish musste aufgeben. © APA/afp / THOMAS SAMSON

„Bricht mir das Herz“: Cavendishs Traum zerplatzt

Mark Cavendish saß mit leerem Blick in einem Kleinbus auf einer Landstraße in der Dordogne. Der Traum vom Aufstieg zum alleinigen Rekord-Etappensieger der Tour de France war wohl aufgrund einer Unachtsamkeit etwa 60 Kilometer vor dem Ziel der achten Etappe zerplatzt.

Der 38-Jährige kam mit dem Spanier Pello Bilbao zu Fall und zog sich offenbar eine Schulterverletzung zu. Der Arzt der Rundfahrt legte dem Briten umgehend eine Bandage an, der knarzende Tour-Funk vermeldete: „Cavendish abandon“ – Cavendish gibt auf. Statt weiter auf den 35. Etappensieg zu hoffen, ging es für die Manx missile zum Röntgen. Die Etappe gewann der Däne Mads Pedersen.


Cavendish hatte im Mai bekannt gegeben, seine Laufbahn am Jahresende zu beenden. Der Ex-Weltmeister wollte bei seiner 14. und letzten Tour seine insgesamt 35. Etappe gewinnen. Damit hätte er die Legende Eddy Merckx überflügelt, mit der er aktuell mit 34 Tageserfolgen gleichauf auf Platz eins liegt. Am Freitag war Cavendish in Bordeaux vor den Augen seiner Familie nah dran an einem Erfolg, doch aufgrund eines Problems mit der Schaltung musste er den Belgier Jasper Philipsen noch vorbeiziehen lassen.

Mads Pedersen sprintete zum Sieg. © APA/afp / MARCO BERTORELLO


Für sein großes Ziel hatte Cavendish vor der Saison noch einmal das Team gewechselt. Da er bei QuickStep keinen neuen Vertrag erhielt und in Fabio Jakobsen übermächtige Konkurrenz hatte, unterschrieb er bei Astana. Seine letzte Tour stand nur im Zeichen des Rekords. „Ich werde es bedauern, dass ich nicht den Moment und die ganzen Tour-Erfahrungen genießen kann. Ich habe aber einen Job zu erledigen“, sagte der Profi von der Isle of Man.

Ein Auf und Ab

Die Tour-Geschichte des Sprinters war von großen Erfolgen, aber auch immer wieder von Stürzen und Rückschlägen geprägt. 2014 stürzte er beim Grand Départ in Yorkshire gleich auf der ersten Etappe, drei Jahre später nahm ihn Peter Sagan mit einem gefährlichen Manöver im Massensprint aus dem Rennen. 2018 fiel Cavendish in den Bergen aus dem Zeitlimit, in den folgenden beiden Jahren verpasste er die Tour und stand 2020 schon vor dem Karriereende.

Eine Legende: Mark Cavendish © ANSA / CHRISTOPHE PETIT TESSON


QuickStep-Chef Patrick Lefevere bot ihm jedoch einen Vertrag zum Mindestlohn an. Cavendish schlug ein und wurde aufgrund der Formschwäche des Iren Sam Bennett überraschend für die Tour 2021 nominiert. Dort verblüffte der Brite wie zu besten Zeiten, gewann vier Etappen und das Grüne Trikot. Ende Mai gewann er die letzte Etappe des Giro und schraubte sein Siegkonto auf 162 Erfolge. Fraglich, ob weitere hinzukommen.

Vor dem ersten Ruhetag ist noch einmal Spektakel angesagt. Am Sonntag wird erstmals seit 35 Jahren wieder der legendäre Puy de Dôme erklommen, damals belegte Rolf Gölz den zweiten Platz hinter dem Dänen Johnny Weitz. Dessen Landsmann Jonas Vingegaard wird versuchen, Tadej Pogacar zu distanzieren. Die Gelegenheit dazu bieten vor allem die letzten 4,5 Kilometer mit einer durchschnittlichen Steigung von zwölf Prozent.

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