Das Radrennen „Rund um Italien“ feiert sein Südtirol-Jubiläum

Nach dem Ersten Weltkrieg hatte die Mailänder Gazzetta dello Sport bereits im Jahre 1919 die Neuauflage der italienischen Radrundfahrt veranstaltet. Die erste Etappe von Mailand nach Trient sollte damals der Öffentlichkeit die Verschiebung der neuen Staatsgrenze in Richtung Norden demonstrieren. Mit dem Etappenziel Meran am 25. Mai 1921 wurde zum ersten Mal auch Südtiroler Boden einbezogen.

(function (d) { var js, id = "genially-embed-js", ref = d.getElementsByTagName("script")[0]; if (d.getElementById(id)) { return; } js = d.createElement("script"); js.id = id; js.async = true; js.src = "https://view.genial.ly/static/embed/embed.js"; ref.parentNode.insertBefore(js, ref); }(document)); Der Startschuss für die 68 Teilnehmer zur 9. Auflage der italienischen Radrundfahrt erfolgte um 4.30 Uhr am Morgen in Mailand. Gegen 8 Uhr passierten die ersten Radfahrer Brescia und fuhren weiter über Riva in Richtung Trient. Aufgrund eines starken Gewitters mit Sturm und Regen stand die Leitung kurz davor, das Rennen abzubrechen. Der Topfavorit Costante Girardengo konnte nach einem Raddefekt bei Auer die zwanzig Mann starke Spitzengruppe wieder einholen. Nachdem die Schnellsten gegen 16:30 Uhr Bozen passiert hatten, erreichten sie nach rund 45 Minuten das Etappenziel in Meran. Das &bdquo;große Finale“ in Meran Der Burggräfler berichtete über den letzten noch zurückzulegenden Kilometer auf dem Meraner Sportplatz: &bdquo;22 Mann fahren am oberen Ende des Sportplatzes ein: In tadelloser Verfassung, vom Publikum laut begrüßt, noch zwei Runden auf dem Sportplatz, die den Endspurt entscheiden sollten. Als ob die Fahrer eben erst den Fuß auf die Pedale gesetzt hätten, fing nun der Kampf um den ersten Etappensieg (nach einer Fahrt von 320 Kilometern) an. Die Fahrer Azzini, Beloni und Girardengo ringen um die Palme. Der Kampf in den letzten 50 Metern bannte das Publikum in atemlose Spannung. Mit einer Radlänge siegte Girardengo, der um 5 Uhr 49 Minuten 22 Sek. durchs Ziel ging. Das Publikum, das sich größtenteils aus Italienern zusammensetzte, kannte in seiner Begeisterung keine Grenzen und drängte in die Rennbahn hinein, um die Sieger zu begrüßen, in der Nähe zu sehen, zu photographieren. Girardengo wird auf den Schultern getragen! Die nationalistische Note fehlte dabei nicht: Trikolore, Eja.“

<a data-caption="Der Anstieg über eine von gewittrigen Regengüssen aufgeweichte Schotterstraße durch Storo auf dem Weg von Brescia nach Trient vermittelt uns heute einen Eindruck, was die Radrennfahrer vor 100 Jahren geleistet haben. © BikeRaceInfo" data-fancybox="inline-77295" target="_image" href="https://s3-images.sportnews.bz/_images/scale/1280x1280/img/2021/05/der-anstieg-ueber-eine-von-gewittrigen-regenguessen-aufgeweichte-schotterstrasse-durch-storo-auf-dem-weg-von-brescia-nach-trient-vermittelt-uns-heute-ein.jpg"> Der Anstieg über eine von gewittrigen Regengüssen aufgeweichte Schotterstraße durch Storo auf dem Weg von Brescia nach Trient vermittelt uns heute einen Eindruck, was die Radrennfahrer vor 100 Jahren geleistet haben. © BikeRaceInfo

Die Spitzengruppe hatte die 322 Kilometer mit der beachtlichen Durchschnittsgeschwindigkeit von 25,08 km/h zurückgelegt. Der Sieger Girardengo benötigte für die zurückgelegte Strecke 12 Stunden 56 Minuten und 22 Sekunden. Gegen 10 Uhr abends erreichten die letzten Nachzügler das Etappenziel. Alle &bdquo;bis zum Scheitel hinauf, wie eine frischbeworfene Mauer, mit schwarz-grauem Straßenkot bedeckten Fahrer“ wurden nach ihrer Zielankunft mit Autos in ihre Hotels gebracht, &bdquo;um sich durch Bad und Massage wieder herstellen zu lassen“. Diner am Abend Am Abend veranstalteten die Meraner Organisatoren im Meranerhof ein Diner, zu dem die Kurvorstehung, das Präsidium des Kur- und Sportvereines, der Meraner Radrenn-Klub, die Vertreter der großen italienischen Zeitungen und der deutschen Lokalpresse sowie die Militärbehörden geladen waren.

Nachdem Radfahrer und Automobilgäste den folgenden Rasttag zur Besichtigung Merans und der Umgebung genutzt hatten, erfolgte am nächsten Tag kurz nach 4 Uhr morgens der Startschuss zur 2. Etappe, die Abfahrt nach Bozen, Trient, ins Suganertal bis nach Bologna. Die Südtiroler Landeszeitung berichtete: &bdquo;Es war ein zauberschöner Morgen, die Straßen waren noch regenfeucht, kein Lüftchen rührte sich, als die Wettradler in Viererreihen, dahinter die sie begleitenden Sport- und Presseautos den Kurort verließen zu weiterem Konkurrenzkampf.“

Der mit Reserveschlauch und Luftpumpe ausgerüstete Radrennfahrer war im Gegensatz zu heute ganz auf sich allein gestellt. © BikeRaceInfo

Der Giro d’Italia am 25. Mai 1921 geht nicht nur als sportgeschichtliches Ereignis in die Südtiroler Geschichte ein. Diese Sportveranstaltung veranschaulicht auch die rasante Entwicklung, die der Sport in den vergangen 100 Jahren durchlaufen hat. Damals beteiligten sich am Radrennen &bdquo;Rund um Italien“ nicht einmal 100 Radfahrer. Das Preisgeld von 10.000 Lire für den Giro-Gesamtsieg war im Vergleich zu heute noch sehr bescheiden. Öffentliche Sponsoren bildeten die Ausnahme. Schon damals begleiteten einige wenige Automobile die Rennfahrer auf den nicht für den Verkehr gesperrten Straßen. Auch eine Betreuung der Rennfahrer war in einem bescheidenen Ausmaß gegeben. Unglaubliche Strapazen Die Schotterstraßen waren zum Teil in einem sehr schlechten Zustand, vor allem bei schlechtem Wetter musste jeder einzelne Radfahrer, der zum Großteil ganz allein auf sich gestellt war, unvorstellbare Strapazen überwinden. Dass die Gefahren im Straßenverkehr groß waren, zeigt die Tatsache, dass bereits bei der ersten Etappe ein Radfahrer unter ein Lastauto geriet und sich dabei den Fuß zerquetschte. Bei der 2. Etappe verletzten sich in Bologna kurz vor dem Ziel fünf Radfahrer schwer, nachdem sie mit einem die Straße überquerenden Motorrad kollidiert waren.

Die Etappenankunft in Meran hatte 1921 auch eine politische Bedeutung. Das Sportereignis unterstrich in der Öffentlichkeit den Anschluss Südtirols an Italien. Es ist daher durchaus verständlich, dass die Radfahrer fast ausschließlich von italienischen Fans angespornt und gefeiert wurden. Von der Südtiroler Lokalpresse wurde, mit Ausnahme der Zeitungen aus Meran, das Sportereignis mit keinem einzigen Wort erwähnt.

" data-fancybox="inline-77297" target="_image" href="https://s3-images.sportnews.bz/_images/scale/1280x1280/img/2021/05/das-werbeinserat-aus-der-suedtiroler-landeszeitungze.jpg"> Das Werbeinserat aus der Südtiroler Landeszeitung.

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