Großangriff der Verlierer

Die diesjährige Vuelta startet mit einem Einzelzeitfahren über 8 Kilometer in Malaga, das aber wohl kaum Einfluss auf die Gesamtwertung haben wird. Allgemein beginnt die Rundfahrt dieses Jahr ein bisschen ruhiger. Ganz zur Freude der angereisten Sprinter, die auf den ersten zehn Etappen vier Mal die Gelegenheit zu einem Massensprit bekommen. Für die Klassementfahrer gilt es in den ersten 12 Etappen keine Zeit auf ihre Konkurrenten zu verlieren. Bei den Bergankünften der vierten Etappe nach Alfacar und dem neunten Teilstück nach La Covatilla kann man die Vuelta nicht gewinnen, aber sollte die Form noch nicht passen, durchaus verlieren. Wirklich ernst wird es auf den Etappen 13,14,15. Mit drei Bergankünften hintereinander wird wohl eine Vorentscheidung in Sachen Gesamtklassement fallen. In der dritten und letzten Woche stehen das wichtige Zeitfahren und erneut drei Bergankünfte auf dem Programm. Die 19. und 20. Etappe wird zeigen, wer noch die Energie für einen Schlussangriff hat, um in Madrid im roten Trikot des Gesamtführenden einzutreffen. In den Bergen ist Nairo Quintana kaum zu bezwingen © APA/afp / JEFF PACHOUD

Die Favoriten Nairo Quintana (Movistar) gilt als der beste Bergfahrer im Feld. Gerade deswegen sollte ihm die Streckenführung mit den vielen Bergankünften entgegen kommen. Für ihn sprechen außerdem die wenigen Zeitfahrkilometer und das sehr starke Team mit Alejandro Valverde, Richard Carapaz, Andrey Amadaor und Winner Anacona, das in den Anstiegen ordentlich für Tempo sorgen kann. Ein großes Fragezeichen steht jedoch hinter der Form des 28-jährigen Kolumbianers. Nach der enttäuschenden Tour de France, die er auf dem zehnten Gesamtrang beendete, hat Quintana kein Rennen mehr bestritten. Für den Vuelta-Sieger von 2016 wird es wichtig sein, gut in die Rundfahrt reinzufinden, um nicht gleich einem Rückstand hinterherzufahren. Sollte der Bergspezialist ohne Schwächephase durchkommen, ist ihm ein Platz auf dem Podium fast sicher.

Nach dem dritten Platz beim Giro d’Italia möchte Miguel Angel Lopez (Astana) erneut angreifen um seine erste Grand-Tour zu gewinnen. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Seit dem Giro im Mai hat sich der Kolumbianer bestens erholt und dass die Form stimmt, zeigte er zuletzt mit zwei Etappensiegen bei der Burgos-Rundfahrt. Zudem hat er mit Pello Bilbao, Davide Villela, Dario Cataldo, Jan Hirt und Omar Fraile die wohl stärkste Mannschaft im Feld. Einziger Schwachpunkt des 24-jährigen Kolumbianers ist seine mangelnde Konstanz über drei Wochen. Bis jetzt hatte er bei jeder längeren Rundfahrt mindestens einen Tag zum Vergessen, an dem er viel Zeit verloren hat. Zeigt Lopez aber über drei Wochen sein gewohntes Niveau, kann er um den Sieg mitfahren. Das Astana Team wird versuchen das Rennen zu bestimmen

Simon Yates (Mitchelton-Scott) zeigte uns beim Giro aus welchem Holz er geschnitzt ist. Der 25-jährige Brite lag dort lange auf Siegkurs bis er auf den letzten zwei Bergetappen einbrach und viel Zeit verlor. Jedoch wird Yates daraus gelernt haben und seine Energie für die wichtige dritte Woche sparen, um dieses Mal bis zum Schluss durchzuziehen. Keine 60 Kilogramm bringt er auf die Waage und ist deshalb wie gemacht für die Berge. Simon Yates ist sicher für den Sieg gut, sollte er nicht erneut wieder am Schluss federn lassen. Mitfavoriten Eigentlich müsste Richie Porte (BMC) zu den Top-Favoriten zählen. Seine Form ist jedoch eine Ungewisse. Denn nach seinem verletzungsbedingten Ausscheiden bei der Tour de France, hat der Australier kein Rennen mehr bestritten. Stimmt die Form und kommt er ohne Sturz durch, ist auch der Sieg drin.

Wilco Kelderman (Sunweb) überraschte vergangenes Jahr mit dem vierten Platz bei der Vuelta. Doch auch den 27-Jährigen hat eine Verletzung in der Vorbereitung weit zurückgeworfen. Kann er jedoch an die Form von 2017 anschließen, ist für den Niederländer sehr viel möglich.

Thibaut Pinot (FDJ) möchte endlich seine erste Grand-Tour gewinnen. Seit Jahren zählt der Bergspezialist zu den Geheimfavoriten, aber noch nie hat es für ganz oben gereicht. Der 28-Jährige hat eine große Schwäche: Er ist kein guter Abfahrer. Bergab hat Pinot schon das ein oder andere Spitzenergebnis verspielt. Das Podium ist im Idealfall für den Franzosen drin.

Den Giro d’Italia musste Fabio Aru (UAE-Emirates) enttäuscht aufgeben. Bei der Vuelta will der Sieger aus dem Jahr 2015 jedoch wieder ein Spitzenergbnis einfahren. In den Bergen fühlt sich der 28-jährige Sarde besonders wohl. Gelegen kommen ihm auch die wenigen Zeitfahrkilometer. Für das Podest wird es schwierig werden, ein Top-5 Platz scheint das realisierbarere Ziel zu sein. Fabio Aru möchte bei der Vuelta seine Saison retten © Dario Belingheri

Gefährliche Außenseiter Rigoberto Uran (EF-Drapac) kann bereits zwei Podestplätze (2. Tour 2017, 2. Giro 2014) bei Grand Tours vorweisen. Den 31-jährigen Kolumbianer muss man sicher auch auf der Rechnung haben und mit ein wenig Glück kann er sogar auf dem Podest landen.

Das Leichtgewicht George Bennett (LottoNL-Jumbo) zeigte zuletzt bei der Polen-Rundfahrt eine super Form. Kann er diese über drei Wochen auch in Spanien zeigen, ist für ihn auch ein Top-5 Resultat möglich.

Zur großen Überraschung könnte Richard Carapaz (Movistar) werden. Nach dem sensationellen vierten Rang beim Giro möchte der 25-jährige Kolumbianer erneut sein Potenzial zeigen. Läuft alles nach Plan fährt er in die Top Ten. Wächst er jedoch über sich hinaus, könnte Carapaz zur ganz großen Sensation werden. Vicenzo Nibali ist das große Fragezeichen im Feld © ANSA / KIM LUDBROOK

Die große Unbekannte ist Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida). Der &bdquo;Hai von Messina“ kommt, nach seiner Wirbel-OP Anfang des Monats, aus der Reha und wird sicher nicht in Top-Form sein. Der 33-Jährige will nach eigener Aussage sich nicht auf die Gesamtwertung konzentrieren. Sollte er jedoch im Laufe der Rundfahrt zu seiner Form finden, ist für den Sieger aller drei Grand-Tours auch ein vorderer Platz möglich sein. Nibalis verbleibendes Saisonziel ist aber klar das WM-Rennen am 30. September in Innsbruck.

Nicht am Start sind Giro-Sieger Chris Froome und Tour-Champion Geraint Thomas (beide Sky). Einige andere Top-Stars wie Mikel Landa (Movistar) mussten aufgrund von Verletzungen den Start absagen.

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Großangriff der Verlierer

Am Samstag startet in Malaga die 73. Vuelta a España. Von Samstag bis zum 16. September geht die letzte der drei Grand-Tours über die Bühne. Viele Top-Stars die bis jetzt enttäuschten, suchen in Spanien nach Wiedergutmachung.

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