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Jonas Vingegaard gewann die Vuelta, eine Triumphfahrt blieb aber aus. © ANSA / Javier Lizon

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Jonas Vingegaard gewann die Vuelta, eine Triumphfahrt blieb aber aus. © ANSA / Javier Lizon

Vuelta endet mit Abbruch: Vingegaard triumphiert

Statt jubelnd über die Ziellinie in Madrid zu fahren, konnte Jonas Vingegaard nach dem Abbruch der finalen Vuelta-Etappe nur mit seinen Teamkollegen am Mannschaftswagen für seinen ersten Gesamtsieg abklatschen.

Propalästinensische Demonstranten bei der Spanien-Rundfahrt sorgten für Chaos auf den Straßen der spanischen Hauptstadt und dafür, dass das Rennen vor dem geplanten Ende vorzeitig beendet werden musste. „Aufgrund der Proteste in Madrid wurde das Rennen früher als geplant beendet, und es wird keine Siegerehrung geben“, teilten die Organisatoren mit.


Acht Kilometer vor dem Ziel hatten Demonstranten die Absperrungen durchbrochen und belegten die gesamte Straße. Es kam zu Zusammenstößen mit der Polizei, die mit 1.500 Kräften im Einsatz war. Eine sichere Zieleinfahrt war so unmöglich. Die Proteste gegen das Vorgehen Israels im Gazastreifen hatten zuvor schon mehrfach Auswirkungen auf die dreiwöchige Rundfahrt gehabt.

Das Podest mit Joao Almeida, Jonas Vingegaard und Tom Pidcock. © ANSA / Javier Lizon

Das Podest mit Joao Almeida, Jonas Vingegaard und Tom Pidcock. © ANSA / Javier Lizon


Eine Gruppe von Menschen stand zudem rund 56 Kilometer vor dem Ziel mit einem Banner auf der Straße und brachte das Hauptfeld zum Stehen. Einige Fahrer versuchten, um die Gruppe herumzufahren. Ein Profi wurde von einer Demonstrantin festgehalten. Zunächst fuhr das Feld kurz weiter, ehe das Rennen nach Beratungen beendet wurde.

Immer wieder störten Proteste das Rennen

Der sportliche Triumph von Vingegaard rückte dabei am Ende in den Hintergrund. Es waren nicht die ersten Vorfälle dieser Art bei der Rundfahrt. Erst brach die Jury die elfte Vuelta-Etappe kurz vor dem Ende ab, weil Demonstranten im Zielbereich die Sicherheit der Fahrer gefährdet hätten. Mehrere Etappen wurden verkürzt, immer wieder gab es Proteste. Der Sportdirektor des Rennstalls Israel-Premier Tech berichtete von Morddrohungen gegen sein Team.

Proteste führten zur Absage der letzten Etappe. © APA/afp / PAUL HANNA

Proteste führten zur Absage der letzten Etappe. © APA/afp / PAUL HANNA


Was hinter den Kulissen passiert sein soll, beschrieb der kanadisch-israelische Teambesitzer Sylvan Adams. Demnach habe ihn der Chef des Vuelta-Organisators „Unipublic“ gebeten, das israelische Team von der Rundfahrt zurückzuziehen. „Aber ich habe ihm mitgeteilt, dass ich das nicht tun werde“, sagte Adams. „Wenn wir aufgeben, ist das nicht nur das Ende unseres Teams, sondern auch von allen anderen Teams.“ Dann werde morgen jemand „gegen Teams aus Bahrain, den Vereinigten Arabischen Emiraten oder gegen Astana demonstrieren“.

Die letzte schwere Prüfung auf dem Weg zum ersehnten Triumph hatte Vingegaard am Vortag mit Bravour genommen. Im roten Trikot des Gesamtführenden zeigte der dänische Radsport-Star vor imposanter Kulisse einen Auftritt im Stile eines Champions – auf den steilen Rampen hinauf zum 2.251 Meter hohen Bola del Mondo hängte er seine Widersacher noch einmal ab und sicherte sich seinen dritten Tagessieg bei dieser Vuelta.
„Ich habe immer davon geträumt, die Vuelta zu gewinnen.“ Jonas Vingegaard

„Es ist eines der größten Rennen der Welt, ich habe immer davon geträumt, es zu gewinnen. Dass ich es geschafft und gewonnen habe, ist für mich ein wahr gewordener Traum“, sagte Vingegaard schon vor der letzten Etappe. Zu Beginn des letzten Teilstücks posierte er noch mit seinen Teamkollegen im Sattel und stieß an, ehe ihm die große Jubelfahrt verwehrt blieb. Der zweimalige Tour-de-France-Gewinner aus Dänemark musste sich in diesem und im letzten Jahr in Frankreich Dominator Tadej Pogacar geschlagen geben. Bei der Vuelta fehlte Pogacar – und Vingegaard nutzte dies eiskalt.

Vingegaard nicht in Topform

Der Kapitän des Teams Visma hat harte Jahre hinter sich und musste sich nach schweren Stürzen immer wieder zurückkämpfen. Am heftigsten erwischte es Vingegaard im Frühjahr 2024 im Baskenland, als er sich neben einem Schlüsselbeinbruch sowie mehreren Rippenbrüchen eine Lungenquetschung und einen Pneumothorax zuzog. „Von all dem, was ich die vergangenen Jahre durchmachen musste, so zurückzukommen, ist sehr schön“, sagte Vingegaard, der bei der diesjährigen Tour über vier Minuten hinter Pogacar zurückgefallen war.

Das Peloton fuhr nicht in Madrid ein. © ANSA / Javier Lizon

Das Peloton fuhr nicht in Madrid ein. © ANSA / Javier Lizon


Auch in Spanien war der Däne nicht am Limit, wie Sportdirektor Grischa Niermann anmerkte. „Das war nicht sein bestes Level, trotzdem hat es gereicht, um der beste Fahrer bei dieser Vuelta zu sein. Er hat es wirklich verdient. Wir freuen uns total“, sagte Niermann bei Eurosport. Die Ehrung im großen Rahmen gab es am Sonntagabend dann nicht mehr.

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