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Mehr als 130.000 Fans verfolgen die WM-Spiele im Stadion. © APA/afp / MONEY SHARMA

Der blanke Cricket-Wahnsinn: Ein ganzes Land flippt aus

Hunderte Millionen Menschen sind gerade im Cricket-Fieber. Die Weltmeisterschaft in Indien ist nicht nur für das Milliardenvolk der Höhepunkt in diesem Sportjahr, sondern zieht in vielen Teilen der Welt die Fans in ihren Bann. Das riesige Geschäft mit dem Sport haben längst auch die Olympia-Macher entdeckt.

Bei den Sommerspielen in Los Angeles 2028 wird Cricket nach 128 Jahren ins Programm zurückkehren, wenn das IOC auf seiner Generalversammlung ab Sonntag in Mumbai zustimmt.


Der Ort der IOC-Abstimmung könnte passender nicht sein. Indien ist dank der WM ohnehin gerade im Cricket-Rausch. Am Samstag kommt es zum hochbrisanten Duell mit dem Nachbarland und Erzrivalen Pakistan. Der Andrang auf das Spiel ist so hoch, dass anreisende Fans angesichts ausgebuchter Hotels im Austragungsort Ahmedabad gar Übernachtungen in Krankenhäuser buchten. Ein Sieg Indiens ist elementar für die WM-Stimmung.

Pakistans Nationalteam wird per Eskorte zur Arena begleitet. © APA/afp / SAM PANTHAKY


Die Gastgeber sind neben Titelverteidiger England unter den zehn teilnehmenden Teams Mitfavorit auf den Triumph im WM-Finale, das nach sechs Turnierwochen für den 19. November angesetzt ist. 1,5 Milliarden Zuschauer werden dann wohl weltweit an den TV-Schirmen dabei sein. Die Bedeutung von Cricket in Indien ist kaum zu überschätzen.

Ein Milliardengeschäft

Cricket brachten einst die Briten in ihre ehemaligen Kolonien. Jetzt ist der Sport ein Milliardengeschäft – gerade in Indien. So gehört die Indian Premier League (IPL) zu den lukrativsten Ligen überhaupt mit einem Jahresumsatz von rund zehn Milliarden Euro – doppelt so viel wie die deutsche Fußball-Bundesliga. Die olympischen Medienrechte in Indien sind derzeit rund 15,6 Millionen Pfund (18,06 Mio. Euro) wert, schrieb der britische Guardian. Diese Zahl könne demnach aber mit der Aufnahme von Cricket auf bis zu 150 Millionen Pfund (173,63 Mio. Euro) ansteigen.

In der IPL spielen einige der weltbesten Profis in für Cricket vergleichsweise kurzen Partien mit dem Namen Twenty20, die nur einige Stunden dauern – und nicht Tage wie damals bei dem Original der britischen Kolonialherren. Dieses Format wird auch bei Olympia gespielt werden.

Das Stadion in Ahmedabad fasst 132.000 Zuschauer. © APA/afp / SAM PANTHAKY


Cricketspieler können in Südasien zu Superstars aufsteigen und Millionen verdienen. Der pakistanische Ex-Profi Imran Khan schaffte es sogar ins Amt des Premierministers. Das zeigt auch die politischen Dimensionen des Sports. In Indien kontrolliert beispielsweise Jay Shah, der Sohn von Innenminister Amit Shah und einem der engsten Vertrauten von Premierminister Narendra Modi, das örtliche Cricket Board.
Und als Modi früher Regierungschef des Bundesstaates Gujarat war, war er auch Chef des dortigen Cricket Boards. In Gujarat befindet sich auch das größte Cricket-Stadium von Ahmedabad, das nach Modi selbst benannt ist. In der Arena für 132.000 Zuschauer findet nicht nur die wichtige Partie gegen Pakistan statt, sondern auch das Finale.

Die große Cricket-Bühne hat für Indien aber auch sportpolitische Bedeutung. Wird das Turnier ein Erfolg, könnte dies die Pläne des bevölkerungsreichsten Landes der Erde für eine eigene Olympia-Bewerbung stärken. Im Rennen um die Sommerspiele 2036 könnte Indien dann ein Konkurrent für Deutschland werden.

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