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Journalisten der SportNews-Redaktion beteiligen sich am nationalen Streik. © shutterstock

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Journalisten der SportNews-Redaktion beteiligen sich am nationalen Streik. © shutterstock

In eigener Sache | Journalisten-Streik

Die FNSI (Federazione Nazionale Stampa Italiana) hat für den 28. November einen ganztägigen Streik ausgerufen. Grund dafür ist die seit zehn Jahren ausstehende Erneuerung des Kollektivvertrags. Die Journalistengewerkschaft der Region Trentino-Südtirol unterstützt den Streik. Wir veröffentlichen hier die Stellungnahmen des FNSI sowie des Zeitungsverlegerverbandes FIEG.



Im Folgenden die Stellungnahme der FNSI:

Heute streiken die Journalistinnen und Journalisten im gesamten Staatsgebiet. Wir streiken, weil unser Arbeitsvertrag seit zehn Jahren abgelaufen ist – und vor allem, weil wir der Ansicht sind, dass der Journalismus, ein grundlegender Pfeiler des demokratischen Lebens im Land, von den Verlegern der FIEG nicht die nötige Aufmerksamkeit erhalten hat: viele Kürzungen, wenige Investitionen – trotz millionenschwerer staatlicher Subventionen.

In mehr als zehn Jahren haben der Stellenabbau in den Redaktionen und die Kürzung der Gehälter über Krisenerklärungen, Entlassungen, Vorruhestandsregelungen und den eingefrorenen Kollektivvertrag massive Folgen für den Pluralismus und das Recht der Bürgerinnen und Bürger auf verlässliche Information gehabt.

In diesen zehn Jahren ist die Zahl festangestellter Journalistinnen und Journalisten gesunken, während die Ausbeutung von freien Mitarbeitenden und prekären Kräften enorm zugenommen hat: Sie erhalten wenige Euro pro Nachricht, ohne Rechte und ohne Perspektive.

In diesen zehn Jahren wurde die Kaufkraft der Journalistengehälter durch die Inflation ausgehöhlt – laut ISTAT um fast 20 Prozent. Deshalb fordern wir eine Erhöhung, die im Einklang mit anderen Tarifverträgen steht. Die Verleger haben jedoch eine lächerlich geringe Erhöhung angeboten und zudem verlangt, die Löhne für Neueingestellte weiter zu kürzen – eine untragbare Verschärfung des Generationsgefälles in den Redaktionen.

Das ist für uns keine korporative Auseinandersetzung. Wir sind überzeugt, dass wirklich freie und vielfältige Information, die demokratische Kontrolle ermöglicht, Journalistinnen und Journalisten braucht, die unabhängig und glaubwürdig sind – und wirtschaftlich nicht erpressbar.

Wir verlangen einen neuen Kollektivvertrag, der Rechte schützt und den Journalismus im Licht der neuen digitalen Berufsbilder sieht, der den Einsatz Künstlicher Intelligenz regelt und eine faire Vergütung für Inhalte sicherstellt, die ins Netz gestellt werden.

Wir wollen die Verleger dazu bewegen, in die Zukunft zu blicken, statt weiter nur die Gegenwart zusammenzustreichen. Wenn der Verband FIEG wirklich an professioneller Information interessiert ist, muss er in Technologie und in junge Menschen investieren, die nicht zu billiger intellektueller Arbeitskraft degradiert werden dürfen.

Das schuldet er uns Journalistinnen und Journalisten – und vor allem den Bürgerinnen und Bürgern, deren Recht auf Information durch Artikel 21 der Verfassung geschützt ist.



Und hier die Stellungnahme der FIEG:

Der Verlegerverband FIEG (Federazione Italiana Editori Giornali) entgegnet auf die FNSI-Aussendung folgendermaßen:

„Anders als von der Gewerkschaft behauptet, haben die Verleger und Herausgeber im vergangenen Jahrzehnt umfangreiche Investitionen zum Schutz der Qualität und der Informationsfreiheit, nicht aber zu Lasten der journalistischen Unabhängigkeit, getätigt. In einem dramatischen Kontext, in dem Unternehmen einen Rückgang der Einnahmen um die Hälfte verzeichnen, ist es gelungen, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden – und zwar durch die Anwendung der branchenspezifischen Regeln. Das geschah – und geschieht – stets im Einvernehmen mit der Gewerkschaft.

In den letzten Jahren waren die traditionellen Medienunternehmen gezwungen, sich der Konkurrenz durch Giganten wie Google, Meta und andere zu stellen, die redaktionelle Inhalte und Daten wirtschaftlich verwerten und dabei den Großteil der Werbeeinnahmen und Nutzerdaten für sich beanspruchen. Dieses Szenario hat die wirtschaftliche Solidität der Verlage und Herausgeber geschwächt.

In diesem Umfeld ist entscheidend, die Herausforderung der Innovation mit Verantwortung und Strenge anzugehen – und dabei die sozialen Auswirkungen tiefgreifender Veränderungen zu bewältigen. Auch die Unternehmen fordern einen neuen Vertrag. Um das aktuelle Szenario zu bewältigen, ist es daher erforderlich, Innovation zu fördern, Chancen zu nutzen und die technologische Entwicklung der Branche begleiten zu können. Ebenso wichtig ist es, die digitale Transformation, die Einführung kosteneffizienter kompatibler Geschäftsmodelle und einen gesamtstaatlichen Arbeitsvertrag zu unterstützen, der ein Werkzeug – und nicht eine Einschränkung – für Wettbewerbsfähigkeit und Produktivität darstellt.

In dieser Auseinandersetzung wurde jedoch kein Einvernehmen erzielt, da die Gewerkschaft die Unternehmen und die Branche nicht bei dem komplexen Thema der Modernisierung eines veralteten Vertrags begleiten wollte. Jener veraltete Vertrag sieht weiterhin einen neuen, jährlichen, über Jahrzehnte bestehenden Ausgleich vor. Der Fokus des Syndikats lag in den letzten 10 Jahren vor allem auf rein wirtschaftlichen Forderungen – ohne die tatsächliche betriebliche Produktivitätsentwicklung zu berücksichtigen.

Innerhalb der langen Frist der aktuellen Verhandlungen haben die Verleger und Herausgeber einen wirtschaftlich relevanten Vorschlag unterbreitet: ein bedeutsames, höheres Entgegenkommen gegenüber dem letzten Vertragsabschluss 2014 – jedoch ohne jegliche verpflichtende vertragliche Bindung.

Zum Thema Mitarbeitende ist daran zu erinnern, dass die Unternehmen im vollen Einklang mit den im Vertrag von 2014 vorgesehenen Regelungen handeln – einem Vertrag, der von der Gewerkschaft selbst unterzeichnet wurde. In diesem Punkt hat die Italienische Verleger- und Herausgebervereinigung (FIEG) immer die Anwendung der gültigen Vertragsbedingungen und die Verantwortung der Unternehmen gegenüber Vereinbarungen betont.

Auch beim Thema Künstliche Intelligenz wird hervorgehoben, dass die Lösung nicht darin liegen kann, einschränkende Nutzungsregeln einzuführen – Regeln, die langfristig überholt sein werden –, sondern vielmehr darin, die Chancen der Innovationskraft zu ergreifen.

Innovation, Verantwortung, Respekt und Wettbewerbsfähigkeit müssen die Säulen des neuen Arbeitsvertrags sein. Ein ethischer Ansatz seitens der Unternehmen ist notwendig – einschließlich der Möglichkeit, Kodizes einzuführen, die nicht nur die journalistische Profession, sondern auch die Leserschaft schützen.

Mit Blick auf die Zukunft sind die Verleger und Herausgeber bereit, ihren Beitrag zu leisten. Sie werden weiterhin in ihre Produkte investieren und die Professionalität des Berufsstands stärker wertschätzen. Sie wünschen, dass der Dialog in einer realistischen und vorurteilsfreien Atmosphäre stattfindet.

Schlagwörter: Journalismus Medien Streik

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