Das Duell der Giganten elektrisiert

Es gibt da diesen einen Satz, der vornehmlich im Sport Anwendung findet, aber im Grunde auch in allen Lebensbereichen zu finden sein kann. &bdquo;Wenn es läuft, dann läuft es.“ Das Ergebnis dieser simplen Weisheit findet sich in Siegesserien wieder, in dauerhaften Erfolgen und auf der anderen Seite auch darin, dass die Konkurrenz schier verzweifelt. Es ist der Mythos der Unbesiegbarkeit, eine mitunter kaum nachvollziehbare Unantastbarkeit, die auch in schwierigen Situationen noch zu Höhenflügen führen kann.

Da wird etwa Real Madrid schwindlig gespielt vom FC Liverpool beim Champions-League-Finale in Paris. Die Madrilenen wurden schlichtweg vorgeführt von den Briten des charismatischen deutschen Trainerstars Jürgen Klopp. Sie schossen nur zweimal auf das Tor von Liverpool. Zweimal in 90 Minuten. Aber sie erzielten ein Tor. Dagegen scheiterten die Herren Salah und Mané regelmäßig am überragenden belgischen Torhüter von Real, Thibaut Courtois. Bei jedem Schuss auf sein Viereck wurden seine Arme noch ein bisschen länger. Verzweiflung machte sich breit beim Gegner. Real Madrid hat sein achtes Endspiel in Folge gewonnen.

&bdquo;Heldentaten für die Ewigkeit.“ Oder: &bdquo;Die Unbesiegbaren von Real Madrid.“ Sie sind vielleicht nicht die Besten, aber sie sind erfolgreicher als alle anderen, weshalb es immer noch so ist, dass viele Stars Real Madrid als ihren Wunschverein schlechthin bezeichnen, denn mit Real, so die einfache Rechnung, mit Real gewinnt man. Und zwar große Titel. Frag nach bei David Alaba zum Beispiel. Der Österreicher war eine feste Größe beim FC Bayern München und hatte dennoch den dringenden Wunsch, seinem Leben als Kicker noch einmal ein Highlight zu gönnen. Real Madrid eben.

Alabas Karriere im Überblick. © APA

Den Club zeichnet ein Hyperselbstbewusstsein aus, das den Gegner oftmals schon klein macht, wenn er nur das Wappen sieht. In einem kleineren Maßstab, um kurz beim Fußball zu bleiben, ist das ja auch in der Bundesliga der Fall. Der FC Bayern München konnte auch deshalb zum zehnten Mal in Folge Deutscher Meister werden, weil die Konkurrenz vielfach schon Fracksausen bekommt, wenn ihr Mannschaftsbus Richtung Süden fährt. Oder wenn die Bayern zu Besuch kommen. Dann wird gerne &bdquo;vom schwersten Spiel der Saison“ gesprochen. Die Normalität eines gewöhnlichen Spieles hat keine Chance. &bdquo;Mia san mia.“ Das ist der Wahlspruch der Münchner, der eben auch ihre Sonderstellung zum Ausdruck bringen soll. Und das funktioniert bislang ganz gut. Die Gegner ducken sich frühzeitig.

Bei den French-Open, dem zweiten Grand-Slam-Turnier im Jahr, sagt man etwa gerne über den Spanier Rafael Nadal, dass Roland Garros, das riesige Areal im schicken 16. Arrondissement von Paris, sein Wohnzimmer ist. Er hat dieses Turnier 13 Mal gewonnen und wird deshalb gerne als &bdquo;der König von Roland Garros“ bezeichnet. Und so ein Herrscher strahlt halt auch eine besondere Aura aus. Sonst wird das nämlich nichts mit den Siegesserien.

Der junge Kanadier Felix Auger-Aliassime hat im Achtelfinale gegen Nadal eine gehörige Ladung von dessen unerschütterlichem Glauben an sich selbst abbekommen. Er verlor im fünften Satz. Er spielte gut, genial zwischendurch. Aber Nadal kämpfte wie ein Löwe um seinen Thron in Paris, den er jetzt mit seinen 35 Jahren natürlich in Gefahr sieht. Das macht ihn vielleicht noch gefährlicher und bissiger.

Jetzt trifft er auf einen Gleichgesinnten. Auch einen König der Tennisplätze, der ihn im letzten Jahr im Halbfinale geschlagen hat: Novak Djokovic. Es war eine unglückliche Auslosung, dass die beiden Ausnahmespieler jetzt schon im Achtelfinale aufeinandertreffen. Allerdings sorgen so zwei Alphatiere schon weit vor dem Finale für Gänsehaut bei den Fans. Das viel zitierte &bdquo;Giganten-Duell“ rollt auf uns zu. Wer wird gewinnen? Vielleicht nicht einmal der Bessere an diesem Tag. Vermutlich jener, der mit der breitesten Brust dieses Match bestreitet, dessen Schläge von schier unerschütterlichem Selbstvertrauen getragen werden.

Die Psychologie, ja sie ist allgegenwärtig, vor allem im Sport, wenn Entscheidungen sehr oft sehr knapp sind. Man kann, so ein einfacher Tenor, auch mal eine schlechte Phase erwischen. Nur darf man sich das nicht anmerken lassen. Ruhig bleiben, wenn Probleme auftauchen.

Es ist in diesem Spiel also alles genauso offen wie im Match zwischen Alexander Zverev aus Deutschland und dem Spanier Carlos Alcaraz, der gerne Nachfolger werden würde im Wohnzimmer seines Landsmannes. Die Entscheidung fällt wie immer natürlich auf dem Platz, aber dort auch sehr intensiv dabei zwischen den Ohren.

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