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„Es isch oanfoch letzer worden“: Sinner und ein seltenes Phänomen

Jannik Sinner hat sich nach seiner Aufgabe im Finale des ATP-Masters gegen Carlos Alcaraz zu Wort gemeldet. Sein Rückzug stellte ein seltenes Phänomen dar.

„Es wor sicherlich net ideal heint“, blickte der Weltranglistenerste aus dem Pustertal auf das Endspiel gegen seinen spanischen Erzrivalen zurück. 23 Minuten war die Partie alt gewesen, als Sinner beim Stand von 0:5 im ersten Satz die Reißleine zog. Wie über die Mikrofone am Court zu vernehmen war, fehlte es dem 24-Jährigen einfach an Energie. „Ich habe mich physisch nicht gefühlt und während der Nacht nicht gut geschlafen“, führte er anschließend in einer Medienrunde aus.


Trotz der Umstände habe sich Sinner gedacht, dass er die Herausforderung irgendwie annehmen könne, „ober es isch oanfoch letzer worden“, so der viermalige Grand-Slam-Sieger. „Das Hauptziel sind nun die US Open in New York. Hoffentlich können wir dann wieder bereit sein.“ Das letzte Grand-Slam-Turnier des Jahres findet zwischen 24. August und 7. September statt. Seine Teilnahme am Mixed-Turnier der US Open, dessen Auftaktrunde er am Dienstagabend an der Seite von Katerina Siniakova bestreiten soll, scheint äußerst unwahrscheinlich.

Sinner gab erst sechs Matches auf

Dass Sinner eine Partie vorzeitig abbrechen muss, ist wahrlich eine Seltenheit. In seiner noch jungen Karriere bestritt der Wimbledonsieger 378 Partien auf der ATP-Tour, 294 davon entschied er übrigens für sich. In 84 Fällen ging er als Verlierer vom Platz – und sechsmal davon nicht aufgrund seiner Leistung, sondern aufgrund physischer Probleme. So war der Rückzug in Cincinnati der erste solche Vorfall seit dem Viertelfinale von Halle im Juni 2023. Damals musste er wegen Beschwerden im linken Bein aufgeben (5:7, 0:2). Wenige Wochen später erreichte er in Wimbledon das erste Grand-Slam-Halbfinale seiner Karriere.

Jannik Sinner hat in Cincinnati einen Dämpfer kassiert. © APA / DYLAN BUELL

Jannik Sinner hat in Cincinnati einen Dämpfer kassiert. © APA / DYLAN BUELL


Das Jahr 2022 war dahingehend ein Seuchenjahr für Sinner. Ganze dreimal konnte der Südtiroler in jener Saison ein Spiel nicht zu Ende bringen. Im Halbfinale von Sofia gegen Holger Rune (7:5, 4:6, 2:5) knickte er mit dem rechten Fuß um, einige Wochen zuvor zwang ihn im Achtelfinale der French Open gegen Andrey Rublev (6:1, 4:6, 0:2) das linke Knie zur Aufgabe. Dies war nicht der erste Fall im Jahr 2022: Bereits in Miami musste er nach 22 Minuten gegen Francisco Cerundolo beim Stand von 1:4 im ersten Satz aufgeben. Die erste Aufgabe seiner Laufbahn verzeichnete Sinner übrigens vor fünf Jahren in Wien, damals dauerte das Match sogar nur neun Minuten – auch hier waren Blasen das Problem (1:2).

Bessere Physis macht Sinner widerstandsfähiger

Der Blick in die jüngere Geschichte offenbart nicht nur bittere Momente in der Karriere von Sinner, sondern zeigt auch auf, welche Entwicklung der Shootingstart hingelegt hat. In den vergangenen beiden Jahren verbesserte sich der Südtiroler vor allem auch mit Blick auf seine Physis und wurde auf dem Court deutlich widerstandsfähiger – vor allem bei Grand-Slam-Turnieren ein entscheidender Faktor. Rivale Alcaraz geht daher bereits davon aus, dass Sinner nach diesem Rückschlag nur noch stärker zurückkommen wird: „Du bist ein echter Champion, nach dieser Situation wirst du nur noch stärker zurückkommen. Das ist das, was wahre Meister machen – und du bist einer davon.“

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