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Musste sich geschlagen geben: Jannik Sinner. © APA/afp / SEBASTIEN BOZON

Finaltraum geplatzt: Sinners Wimbledon-Wunder bleibt aus

Es benötigte eine Sensation, ja gar ein kleines Wunder, um den großen Novak Djokovic im Halbfinale von Wimbledon zu besiegen. Doch das wollte Jannik Sinner am Freitagnachmittag nicht gelingen. Trotzdem hat der junge Südtiroler in diesen zwei Wochen Außergewöhnliches geschafft.

Aus Südtiroler Sicht war es wohl das Sport-Ereignis des Jahres, für Jannik Sinner das wichtigste Match seiner noch jungen Karriere. Erstes Halbfinale in Wimbledon, dem bedeutendsten Tennis-Turnier der Welt. Gegen einen Kontrahenten, der als einer der größten Sportler der Geschichte gilt. Schon vor Spielbeginn war klar, dass der 21-jährige Pusterer gegen den um 15 Jahre älteren Novak Djokovic eine Herkulesleistung benötigt, um das Finale zu erreichen. Doch am Ende wollte es nicht sein: Der serbische Seriensieger setzte sich in drei Sätzen mit 3:6, 4:6, 6:7 (4) durch und steuert geradewegs auf seinen 24. Grand-Slam-Titel zu.


Sinner spielte nicht schlecht, im Gegenteil: Phasenweise verzückte er die prallgefüllte Tribüne auf dem Center Court des All England Clubs mit spektakulären Schlägen und zeigte nicht selten, was für eine Qualität in seinen 1,88 Metern steckt. Doch in so einem großen Match geben die Details den Ausschlag. Und hier war der erfahrene „Djoker“ – der beeindruckende 46 Grand-Slam-Halbfinals auf dem Buckel hat – einfach abgeklärter. Während sich der Großmeister aus Serbien kaum einen Fehler erlaubte und vor allem bei den Big Points eine Wand war, zeigte Halbfinal-Neuling Sinner in den entscheidenden Momenten zu oft Nerven. Etwa bei den sechs Breakchancen, die er allesamt ungenutzt ließ, oder den zwei Satzbällen im dritten Abschnitt.


Am Ende benötigte Djokovic 2.46 Stunden, um den Einzug ins Finale klarzumachen. Dort kämpft er am Sonntag entweder gegen Carlos Alcaraz oder Daniil Medvedev um seinen fünften Wimbledon-Titel in Folge und den achten insgesamt. Dabei war die Partie für Sinner verheißungsvoll losgegangen. Bereits im ersten Game erspielte sich die Nummer 8 der Welt zwei Breakchancen, die Djokovic jedoch abwehrte. Gleich danach machte es der Favorit besser: Bei der ersten Gelegenheit nahm er Sinner den Service ab und zog auf 3:0 davon. Da konnte der Südtiroler nicht mehr viel ausrichten, auch, weil die Vorhand nicht wie gewünscht funktionierte. Der erste Satz ging also an den „Djoker“.

Djokovics unfassbare Statistik

Schon da war klar: Jetzt wird’s ein ganz schwieriges Unterfangen für Sinner, alleine wegen der imposanten Djokovic-Statistik. Wenn der Serbe nämlich bei einem Grand-Slam-Turnier den ersten Satz für sich entschieden hatte, dann gewann er in 98 Prozent der Fälle auch das Match. In absoluten Zahlen ausgedrückt: 302 Siege, fünf Niederlagen. Im zweiten Abschnitt entpuppte sich das dritte Game als Knackpunkt, in dem Djokovic seine dritte Breakchance verwertete und danach nie richtig Gefahr lief, diesen Satz zu verlieren.

Sinner und Djokovic nach Ende des Spiels. © APA/afp / GLYN KIRK


Ganz anders der dritte Durchgang, in dem Sinner zunächst große Moral zeigte (er holte einen 0:40-Rückstand bei eigenem Service auf) und anschließend sogar besser spielte als sein Gegenüber. Der Sextner hatte zwei Satzbälle, ließ diese aber liegen und musste sich schließlich im Tie Break geschlagen geben.

Trotzdem: Ein Meilenstein in der Karriere

Der große Coup, sprich der Einzug in sein erstes Grand-Slam-Finale, blieb Sinner also verwehrt. Trotzdem kann der Sextner Jungstar stolz auf die vergangenen zwei Wochen zurückblicken. Erstmals zog er in das Halbfinale eines Major-Turniers ein, das ist ein Meilenstein in seiner noch so jungen Karriere. Und: Gegen einen Novak Djokovic in Topform zu verlieren, das ist keine Schande!

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