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Novak Djokovic gratuliert Jannik Sinner nach einem mehr als dreistündigen Duell. © APA/afp / TIZIANA FABI

Mit viel Coolness: So reagiert Sinner auf den Mega-Coup

An diesen völlig verrückten Tennis-Abend wird man sich noch lange erinnern: Jannik Sinner hat am Dienstag bei den ATP Finals den letzten Punkt von seiner To-do-Liste gestrichen und die Nummer 1, Novak Djokovic, in einem epischen Match niedergerungen. Im Anschluss wurde er von seinem Gegner geadelt.

Aus Turin

Von:
Leo Holzknecht

Um zu verdeutlichen, wie ausgeglichen das Spiel zwischen diesen zwei Gladiatoren war, reicht eine Statistik: Insgesamt wurden 219 Punkte gespielt, beide gewannen 109 Ballwechsel. In solchen Partien, in denen die Unterschiede so marginal sind, machen die kleinsten Details den Unterschied, weiß Djokovic. „Er war in den wichtigen Punkten der Mutigere“, sagte der Serbe auf der Pressekonferenz unmittelbar nach dem 7:5, 6:7, 7:6 für Sinner (hier geht's zum Match-Bericht).


„Er hat den Sieg verdient, weil ich im entscheidenden Moment nicht aggressiv genug, nicht entschlossen genug war. Ich habe ihm die Chance gegeben, die Kontrolle zu übernehmen.“ Er könne Sinner einfach nur gratulieren, denn er habe ein „fantastisches“ Match gespielt. „Das habe ich ihm auch am Netz gesagt“, zeigte sich Djokovic als fairer Sportsmann.

„Er hat ein fantastisches Match gespielt.“ Novak Djokovic

Sinner war hochzufrieden, dass er nun auch den Serben erstmals besiegen konnte. „Dass ich hier in Turin, vor dieser Kulisse, bei dieser Atmosphäre gegen die Nummer 1 der Welt, die 24 Grand Slams gewonnen hat, alle Puzzlesteine aneinanderfügen konnte, macht den Erfolg sehr speziell. Er ist ganz oben anzusiedeln“, sagte der Südtiroler. „Jetzt habe ich die Nummer 1 geschlagen. Das war mir schon gegen Alcaraz gelungen, aber ich betrachte Carlos von einem anderen Blickwinkel, weil wir der gleichen Generation angehören.“

Jannik Sinner war am Dienstagabend eine Klasse für sich. © APA/afp / TIZIANA FABI


Wichtig sei für den 22-Jährigen vor allem, dass ein Prozess zu erkennen ist. „Ich habe nach der Niederlage in Wimbledon gesagt, dass ich mich ihm angenähert habe. Heute war ich überzeugt, dass ich ein gutes Match spielen werde. Und so ist es gekommen“, erzählte Sinner.

Djokovic im Clinch mit den Fans

Kleines Detail am Rande: Sinner hat nun die letzten fünf Matches gegen Top-5-Spieler allesamt gewonnen. Von 15 Partien gegen Top-10 Spieler gewann er heuer deren 10. „Jeden Morgen stehe ich mit dem Ziel auf, die beste Version meiner selbst zu werden. Was mich immer geleitet hat, war das Ziel, sich stetig zu verbessern“, betonte Sinner.

Novak Djokovic Gesten, während die Zuschauer auf den Rängen pfiffen. © APA/afp / TIZIANA FABI


Eine große Hilfe seien auch die 15.000 Fans gewesen, die im Pala Alpitour für eine Fußball-ähnliche Stimmung sorgten. Djokovic gefiel das Verhalten der Zuseher nicht, wild gestikulierend legte er sich immer wieder mit ihnen an. Nach dem Match sagte der Serbe: „Das war zu erwarten. Es gibt in Italien einen großen Hype um ihn. Dass das Publikum wollte, dass er gewinnt, ist normal.“
„Die richtige Technik ist, die Augen zu schließen.“ Jannik Sinner über seine Regenerationsmethode

Trotz der zwei Siege zum Start der ATP Finals ist Sinners Weiterkommen noch nicht garantiert. Im abschließenden Match gegen Holger Rune könnte sogar ein Satzgewinn nicht reichen, um das Halbfinal-Ticket zu lösen. „In einer Gruppenphase ist das Gute, dass man sich qualifizieren kann, auch wenn man verliert. Das Schlechte ist, dass man ausscheiden kann, auch wenn man gewinnt“, betonte Sinner. Vielleicht sei es sogar besser, dass er am Donnerstag mit einem klaren Ziel auf den Platz gehe. „Wenn ich Rune schlagen will, der gut in Form ist und sich in der Halle wohl fühlt, muss ich 100 Prozent meiner Leistung bringen.“ Zunächst müsse er sich aber noch vom kräftezehrenden Djokovic-Match erholen und genügend Schlaf bekommen. „Die richtige Technik ist, die Augen zu schließen“, sagte Sinner mit einem Lächeln.

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