Protokoll | Ein Tag, so unvergesslich

Der famose zweite Lauf von Gustav Thöni im WM-Slalom 1974 in St. Moritz? Die drei Olympiasiege von Klaus Dibiasi im Wasserspringen? Der Triumph von Armin Zöggeler, der 2006 wie auf Schienen zum Rodel-Gold in Cesana gebraust ist? Alles Sternstunden des Südtiroler Sports. Am Sonntag sind die nächsten drei Sternstunden dazu gekommen. So lange hat es gedauert, das Finale zwischen Jannik Sinner und Carlos Alcaraz. In meiner persönlichen Hitliste ist es die Nummer eins.

Dieser 13. Juli 2025 wird sich einbrennen in unser kollektives Sportgedächtnis. Wimbledonsieger Jannik Sinner. Da vermischt sich Freude mit Stolz. Auch Jannik selbst war überwältigt. Bei seinen Coach Simone Vagnozzi, der zehn Jahre in Kaltern gelebt hat, sind erstmals Tränen geflossen. Obwohl es schon der vierte Grand-Slam-Triumph seines Schützlings war. Aber halt doch irgendwie der wichtigste.

Die Tenniswelt, ja die Sportwelt hat auf dieses Match gewartet. Revanche gegen Carlos Alcaraz. Fünf Wochen nach der Niederlage in Roland Garros mit den drei vergebenen Matchbällen. Hat sie vielleicht Spuren hinterlassen? Nicht bei Jannik. Fünfmal in Folge hatte er verloren gegen seinen ewigen Rivalen aus Spanien. Das Duell spornt ihn mehr an, als dass es ihn hemmt.

Redakteur Stefan Peer berichtete für SportNews und die Dolomiten hautnah aus Wimbledon.

Es kribbelt schon am Morgen beim Aufstehen. Wann trainiert Sinner? Um 12.30 Uhr. 90 Minuten lang schlägt er sich ein, Vorhand, Rückhand, ein paar Aufschläge. Fokussiert, konzentriert. Das Trainerduo hat ihn perfekt eingestellt. Das Finale beginnt erst um 16 Uhr Ortszeit, zwei Stunden später als normal in Wimbledon. Vorher wird das Damendoppel gespielt. Es dauert gefühlt ewig. Dann im Pressezentrum den Sticker abholen für die Tribüne. Auf dem Weg zum Finale noch schnell ein Plausch mit Vater Hanspeter Sinner und Onkel Florian, die sich aufmachen in ihre Box. &bdquo;Das Finale genießen“ wünschen wir uns. Mir fällt Mama Siglinde ein, die in Paris mit ihrem Sohn mitgelitten hat wie sonst niemand.

Da war wenig Genuss dabei. Neben mir auf der Pressetribüne sitzt zufällig Florian Lütticke von der Deutschen Presse Agentur. Noch schnell ein Selfie an den dpa-Kollegen Manuel Schwarz nach München geschickt. Der Passeirer hat einst ein Sommerpraktikum gemacht in der Dolomiten -Sportredaktion. Das ist lange her, da gab es noch keinen Sinner auf dem Tennisplatz.

Die Spannung ist zum Zerreißen. 15.000 sind da. Ausverkauft, was denn sonst? Aber echte Tennisfans, gebildet, vornehm. Nicht so ungehobelt wie bei den French Open. Endlich geht es los. Sinner führt 4:2, dann kommen leichte Fehler und der Aufschlag nicht mehr. 6:4 Alcaraz. Wie geht's Mama Siglinde? Besser, denn der Filius macht das Break zu Beginn des zweiten Satzes, schafft den Ausgleich mit einem sagenhaften Game zum 6:4. Man spürt, dass er nicht noch einmal gegen Alcaraz verlieren will. Er nimmt dem Spanier in einem ausgeglichenen Match, das auf des Messers Schneide steht, den Aufschlag zum 5:4 im dritten ab und legt das Break zum 2:1 im vierten nach. Mehr als die Vorentscheidung. Zwei Breakbälle muss er noch abwehren, dann ist Jannik Wimbledonsieger. Die Mama ist stolz, der Papa auch. Jannik ist glücklich. Und die Sinner-Fans sind auch alle ein bisschen stolz und glücklich.

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Dieser 13. Juli 2025 wird sich einbrennen in unser kollektives Sportgedächtnis. Wimbledonsieger Jannik Sinner. Da vermischt sich Freude mit Stolz.

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