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Es waren herzzerreißende Szenen: Jannik Sinner trägt Grigor Dimitrovs Tasche vom Platz. © APA/afp / ADRIAN DENNIS

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Es waren herzzerreißende Szenen: Jannik Sinner trägt Grigor Dimitrovs Tasche vom Platz. © APA/afp / ADRIAN DENNIS

Schmerzen und Tränen: Sinners trauriger Wimbledon-Sieg

Es war ein dramatischer Abend beim wichtigsten Tennisturnier der Welt: Ein angeschlagener Jannik Sinner stand kurz vor dem Aus, als sein Gegner urplötzlich zu Boden ging. Am Ende trug ihm der Weltranglistenerste sogar die Tasche vom Platz. Die Zuschauer trauten ihren Augen kaum.

Grigor Dimitrov spielte am Montagabend im Süden von London das Tennis seines Lebens. Er war auf und dran, einen seiner größten Siege überhaupt einzufahren. Nach gut zwei Stunden Spielzeit lag der haushoch favorisierte Jannik Sinner mit 3:6, 5:7, 2:2 hinten, doch dann war beim 34-jährigen Bulgaren plötzlich alles aus. Mit Tränen in den Augen gab er verletzungsbedingt auf. Sinner steht damit im Viertelfinale von Wimbledon.


Bis zu diesem dramatischen Augenblick hatten sich die Ereignisse am Centre Court bereits mehrfach überschlagen. Sinner kam während der ersten Ballwechsel zu Sturz, wobei die Folgen seines Ausrutschers erst später zum Tragen kamen. Zunächst hechelte er Dimitrov lange hinterher. Erst nach 20 Spielminuten und beim Stand von 0:3 landete Sinner seinen ersten Punktgewinn.

Sinner-Sturz mit Folgen

Doch auch in der Folge kam der Sextner nie wirklich auf Touren – und so tütete Dimitrov den ersten Satz nach 50 Minuten sogar mit einem Break „zu Null“ ein. Erst jetzt ließ sich Sinner die Folgen seines anfänglichen Sturzes anmerken. Er hatte sich beim Abstützen auf dem Heiligen Rasen den Ellenbogen verdreht, weshalb nach dem ersten Satz Physio und Arzt zu Sinners Bank eilten. Der 23-Jährige, der ohnehin ungewohnt nervös wirkte, machte dann mit schmerzverzerrtem Gesicht weiter.

Im zweiten Satz landete der Pusterer mit einem Break zum 5:5 einen vermeintlichen Befreiungsschlag. Laut brüllte er seine angestaute Anspannung ins Rund. Der Jubelschrei war jedoch gerademal verhallt, als Dimitrov prompt zurückschlug. Mit einem sofortigen Re-Break ebnete er sich den Weg zum zweiten Satzgewinn. Danach wurde das Spiel erstmal für eine Viertelstunde unterbrochen, um das Dach zu schließen und das Flutlicht hochzufahren.

Dimitrovs unglaubliche Pechsträhne

Nur wenige Minuten nach Wiederbeginn geschah es dann: Bei einer Slice-Rückhand fasste sich Dimitrov erstmals an die Brust, Augenblicke später sackte er nach einem eigenen Ass zu Boden. Sinner eilte auf dessen Platzhälfte, um ihm aufzuhelfen, wenig später folgte das Ärzteteam. Rasch war klar: Dimitrov konnte nicht mehr weitermachen. Sinner nahm ihn sofort in den Arm, half ihm, seine Tasche zu packen und begleitete ihn vom Platz.

Jannik Sinner eilte Grigor Dimitrov sofort zur Hilfe. © APA/afp / ADRIAN DENNIS

Jannik Sinner eilte Grigor Dimitrov sofort zur Hilfe. © APA/afp / ADRIAN DENNIS


Es waren rührende Szenen, die niemanden im Publikum kalt ließen – auch nicht Ehrengast und Tenniskönig Roger Federer. Wie denn auch? Dimitrov musste beim fünften (!) aufeinanderfolgenden Grand-Slam-Turnier auf Grund einer Verletzung aufgeben und das mit einer 2:0-Satzführung gegen den Weltranglistenersten.
„Ich fühle mich nicht als Sieger“ Jannik Sinner

Die unerwartete Wende und das bittere Aus des Weltranglisten-21. hinterließen bei Sinner tiefe Spuren. „Er hätte sich das Weiterkommen verdient gehabt, ich fühle mich nicht als Sieger“, sagte er im Anschluss ehrlich. „Er hat schon so viele Rückschläge hinnehmen müssen, das tut einfach weh, ihn so zu sehen. Ich möchte jetzt auch gar nicht über Morgen oder Übermorgen sprechen.“

Sinner zieht somit glücklich in das Wimbledon-Viertelfinale ein und trifft dort auf den US-Amerikaner Ben Shelton. Die Nummer eins hatte heute einen gebrauchten Tag, was sich unter anderem aus dem negativen Verhältnis von Winnern (19) zu Unforced Errors (21) ablesen lässt. Am Mittwoch erhält der Südtiroler die Chance, wieder an seine Leistungen aus den vorangegangenen Runden anzuknüpfen. Dann vielleicht ganz ohne Drama.

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