Seppi erzählt: So skurril verläuft die Quarantäne in Australien

Nach 3 Tagen Quarantäne allein im Hotelzimmer konnte der 36 Jahre alte Tennis-Profi, der auf Platz 106 der Weltrangliste und zum 15. Mal in Folge im Hauptfeld der Australian Open steht, am Dienstag erstmals im Melbourne Park trainieren. 5 Stunden am Tag darf er glücklicherweise sein Hotel verlassen. 72 Profis sind dagegen komplett in Quarantäne und dürfen ihr Zimmer für 14 Tage gar nicht verlassen.

&bdquo;Hier ist mehr oder weniger alles okay. Wir sind seit 16. Jänner da, aber wir haben erst nach 3 Tagen am 19. Jänner (Dienstag) erstmals trainieren dürfen. Wir waren 3 Tage komplett nur im Zimmer. Logisch ist das für einen, der in 10 Tagen ein Turnier spielen muss, nicht ideal.“ Seppi ist in der Woche vom 31. Jänner bis 6. Februar bei einem der beiden ATP-Turniere in Melbourne gemeldet, die als Generalprobe auf die am 8. Februar beginnen Australian Open dienen. Am gleichen Turnier nimmt auch Jannik Sinner teil.

Von links Andreas Seppi, Konditionstrainer Massimiliano Pinducciu, Trainer Massimo Sartori und Marco Cecchinato.

&bdquo;Wir haben das Glück, dass wir 5 Stunden am Tag das Hotel verlassen und trainieren dürfen. Aber die 72 Spieler, die 2 Wochen auf ihren Zimmern bleiben müssen, für die ist das sicher nicht einfach. Du hast eine gute Vorbereitung gemacht, kommst hierher und darfst dann 14 Tage Dein Zimmer nicht verlassen.“ Es kommen immer wieder neue Probleme auf Seppi zur Situation in Melbourne: &bdquo;Es kommen immer wieder neue Probleme auf. Mit der Transportation zum Beispiel. Du hast den Platz für eine gewisse Zeit zur Verfügung. Die Fahrer kommen eine Stunde später, da kannst Du nur mehr eine Stunde spielen statt der geplanten 2 Stunden. Beim Zurückfahren bist Du dann wieder in Verspätung. Das macht alles schwieriger.“

Trotzdem schätzt sich Seppi in gewisser Weise auch glücklich: &bdquo;Aber wie gesagt, zum Glück haben wir wenigstens diese 5 Stunden am Tag. Nach 3 Tagen im Hotel war es nicht so einfach. Auch die Augen mussten sich erst wieder an das Freie gewöhnen. Du bist nur im Zimmer, kannst nicht einmal das Fenster öffnen und frische Luft hereinlassen. Entweder Du bist am Computer oder am Telefon oder Du liest. Auch wenn Du für 2 Stunden irgendetwas tust, kannst Du die restliche Zeit nur auf dem Bett liegen. Es ist nicht einfach. Wir hoffen, dass keine neuen Fälle bekannt werden, sonst wird es noch problematischer.“

Seppi will bei den Australian Open angreifen. © GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Steven Ryan

In den ersten beiden Wochen ist jeder Neuankömmling in einem Einzelzimmer untergebracht. &bdquo;Wir können nicht einmal in ein anderes Zimmer, sind immer allein. Wir sehen uns nur beim Training. Und da auch nur wir vier. Jemand anders darf man gar nicht sehen oder in seine Nähe kommen.“ Video-Anrufe als Ablenkung Da ist der junge Familienvater natürlich froh, dass Ehefrau Michela und Töchterchen Liv die lange Reise nach &bdquo;Down under“ nicht mitgemacht haben. &bdquo;Die einzige Möglichkeit ist, mit den beiden zu telefonieren, hin und wieder auch per Video, dass man sich wenigstens ein bisschen sieht. Aber hierherzukommen, das wäre nie gegangen. Sie sind besser daheim in Gröden aufgehoben. Natürlich ist es schade, so lange voneinander getrennt zu sein. Es sind immerhin vier oder fünf Wochen. Vor allem für Liv. Sie lernt jetzt vom 11. auf den 12. Monat sehr schnell. Es wäre interessant, ihr dabei zuzusehen.“ &bdquo;Im Jahr der Pandemie ist das ein bisschen unfair.“ Andreas Seppi über die Sonderbehandlung der Top 3 Dass die Top 3 der Herren und Damen und dazu noch Superstar Serena Williams ihre Quarantäne 650 Kilometer von Melbourne entfernt in Adelaide absolvieren dürfen – und dort bessere Bedingungen haben, ist im Profi-Zirkus ein großes Thema. Seppi sagt dazu: &bdquo;6 Spielerinnen und Spieler haben komplett andere Bedingungen. Jannik (Sinner) hat das Glück, auch in Adelaide zu sein, weil er dort mit Nadal trainiert. Sie sind zwar auch nur 5 Stunden draußen, aber sie können die gesamte Zeit dazu nutzen, Tennis zu spielen. Wir müssen in diesen 5 Stunden Tennis spielen, in den Kraftraum und zum Essen. Wir haben also rund 2 Stunden Zeit auf den Platz, 90 Minuten für den Kraftraum und eine Stunde, um zu essen und eine halbe Stunde brauchen wir, um vom Hotel zur Anlage und dann wieder zurückzufahren.“

Djokovic, Nadal, Osaka, Barty und Co. hätten die Vorteil, die Fitnessräume im Hotel zu haben. &bdquo;Sie kommen aus dem Zimmer, haben ein eigenes Stockwerk in dem sie alles haben. Sie können von Zimmer zu Zimmer. Das ist schon ein großer Unterschied. Im Jahr der Pandemie ist das trotzdem ein bisschen unfair. Wenn alle in Melbourne die gleichen Bedingungen gehabt hätten, wäre das besser gewesen. Das mit Adelaide war wirklich nicht richtig.“ &bdquo;Im Vorjahr nach den vielen Buschfeuern hier vor den Australian Open haben viele Profis Geld gespendet. Jetzt werden wir in ein schlechtes Licht gerückt.“ Andreas Seppi Noch etwas stört Seppi in diesen Tagen in der Quarantäne. &bdquo;In den Medien ist hier viel zu hören oder lesen, was die Tennisprofis eigentlich wollen. Jeder, der nach Australien kommt, muss 2 Wochen in Quarantäne und die Spieler dürfen noch dazu hinaus und jammern auch noch. Stimmt alles. Die Australier haben Recht und das ist auch okay, aber wir sind nach Australien gekommen, weil wir eingeladen worden sind und weil uns andere Bedingungen in Aussicht gestellt worden sind“, so Seppi.

&bdquo;Die Australier beklagen sich, dass viele Familienmitglieder derzeit nicht zurück nach Australien können. Das kann ich alles verstehen. Uns wurden Bedingungen gestellt, die sich jetzt jeden Tag ändern, weil man nie weiß, was passiert. Es war ausgemacht, dass wir hinaus dürfen zum Training. Natürlich beklagt sich der eine oder andere Profi. Aber ich finde es unfair von den Australiern, dass sie sich jetzt beschweren. Im Vorjahr nach den vielen Buschfeuern hier vor den Australian Open haben viele Profis Geld gespendet. Jetzt werden wir in schlechtes Licht gerückt. Das finde ich ein bisschen schade.“

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