Sinner und Alcaraz – dann lange nichts

Der Sextner hat einen Punkt mehr gemacht (193:192), das längste und hochklassigste Endspiel der French-Open-Historie aber mit 6:7 im finalen Super-Tiebreak verloren. Ehemalige Legenden und heutige Topspieler kamen aus dem Schwärmen nicht mehr heraus nach diesem Tennisfeuerwerk für die Geschichtsbücher.

Sinner und Alcaraz haben endgültig das Zepter übernommen und jetzt die letzten sechs Grand-Slam-Titel unter sich aufgeteilt (3:3). In der Gesamtbilanz liegt der Spanier aber mit 5:3-Major-Titeln in Führung. Statt der &bdquo;Big Three“ mit Novak Djokovic, Rafael Nadal und Roger Federer oder der &bdquo;Big Four“ (mit Andy Murray) gibt es jetzt die &bdquo;Großen Zwei“.

So steht's im Race Sinner und Alcaraz sind dem Rest der Weltklasse enteilt, spielen auf einem anderen Level. Alexander Zverev, die Nummer drei der Weltrangliste, liegt fast 2500 Zähler hinter Alcaraz, der Spanier hat mehr als 2000 Punkte Rückstand auf Sinner. Aber der 22-Jährige aus Murcia führt natürlich im ATP Race mit 5740 Punkten klar vor Sinner, der mit 3950 Punkten auf Rang zwei liegt. Der Pusterer hat in diesem Jahr erst drei Turniere (Australian Open, Rom French Open) gespielt. Der Drittplatzierte Zverev liegt über 1000 Zähler hinter Sinner (2925) und hat schon 13 Turniere hinter sich.

Alexander Zverev läuft seinem ersten Grand Slam weiter hinterher. © APA/afp / JULIEN DE ROSA

Ob Zverev jemals ein Grand-Slam-Turnier gewinnen wird ist fraglicher denn je. Selbst der 25. Major-Sieg für Novak Djokovic scheint nur möglich, wenn Sinner oder Alcaraz bei einem der vier großen Turniere vorzeitig scheitern. Die Zeit und das Alter sprechen gegen den 38-Jährigen und für den 22-jährigen Alcaraz sowie den 23-jährigen Sinner. Die beiden stellten ihr erstes Major-Finalduell auf eine Stufe mit den ganz großen Endspielen der Grand-Slam-Historie. &bdquo;Es gibt Schläge, bei denen ich nicht weiß, wie sie mir gelungen sind“, erklärte Alcaraz nach der Abwehr von drei Matchbällen und dem in fünf Sätzen in 5:29 Stunden fixierten Sieg.

&bdquo;Das war ohne Zweifel das aufregendste Match, das ich je gespielt habe. Ich musste die ganze Zeit kämpfen, als mich Sinner zu Beginn des dritten Satzes gebreakt hat, hatte ich das Gefühl, dass alles zu seinen Gunsten läuft. Alles war er machte, hatte Erfolg. Das Publikum war sehr wichtig, ohne die Zuschauer wäre das Comeback wahrscheinlich nicht möglich gewesen.“

Ein irres Niveau Und weiter: &bdquo;Manchmal war das Niveau einfach nur verrückt. Ich habe mir gedacht: Was kann ich tun? Er hat sich unglaublich gut bewegt und den Ball immer perfekt getroffen. Die Matchbälle (bei 5:3 im vierten für Sinner) waren nicht wunderschön, aber die bei 6:5 für Jannik im fünften bei 15:30 und 30:30, an die erinnere ich mich genau. Ehrlichweise weiß ich nicht, wie ich das gemacht habe. Jannik hat das Game dominiert, ich weiß nicht, wie ich es gehalten habe.“

5,5 Millionen haben das Finale in Frankreich im Fernsehen angeschaut (9,5 Millionen in der Spitze). So viele wie seit 2011 bei einem French-Open-Endspiel nicht mehr. Andre Agassi glaubt, dass Alcaraz auf Rasen noch stärker ist. Der Spanier hat die letzten beiden Wimbledon-Turniere gewonnen. Sinner kam 2023 ins Halbfinale, verlor gegen Djokovic und im Vorjahr im Viertelfinale gegen Daniil Medvedev.

Mats Wilander, der in Roland Garros dreimal (1982, 1985, 1988) gewonnen hat, stand im Banne der Finalimpressionen. &bdquo;Das Level am Ende war absolut irrwitzig. Sie haben unseren Sport auf ein anderes Level gehoben“, meinte der Schwede. &bdquo;Ich hätte niemals gedacht, dass ich das nach den Großen Drei sagen würde – aber sie spielen schneller denn je und auf einem Niveau, das kaum zu glauben ist. Ich habe Federer und Nadal in vielen guten Finals gesehen, aber nichts kommt an das heran.“

&bdquo;Besser als die Big Three“ An der Diskussion, ob das Match in die Reihe der großen Endspiele der Grand-Slam-Geschichte einzuordnen sei, wollte sich Alcaraz nicht beteiligen. &bdquo;Ich weiß nicht, ob es auf dem gleichen Level war, denn diese Endspiele gehören in die Geschichte dieses Sports. Wenn es so war, ist es eine große Ehre für mich.“ Sinner hob diesen Punkt auch in der Niederlage hervor: &bdquo;Es ist gut zu sehen, dass wir auch solches Tennis zeigen können. Das ist gut für die Zuschauer und unsere Sportart.“

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