Sinners Gegner: Verzweifelt, vergessen – und jetzt Weltklasse

Dass ein Spieler, der im Weltranking an Position 87 liegt, in die dritte Runde eines Grand-Slam-Turniers vordringt, kommt immer wieder mal vor. Auf den ersten Blick ist es also keine Sensation, dass Christopher O’Connell am Samstag (ab zirka 20 Uhr MESZ) auf Jannik Sinner trifft. Sieht man aber etwas genauer hin, dann ist es doch eine dicke Überraschung, dass O’Connell überhaupt noch auf dem Platz steht.

Es ist nämlich nicht allzulange her, da hatte der 30-jährige Australier seinen Tennis-Traum schon begraben und putzte stattdessen Boote in Sydney. Nun steht er Jannik Sinner am Samstag in der größten Tennis-Arena der Welt gegenüber.

Eine Verletzung nach der anderen Christopher O’Connell stammt aus den Northern Beaches am Randgebiet von Sydney. Talent für das Tennis hatte der Australier schon seit jeher, eine große Passion ebenfalls. Und so schlug er eine Profi-Laufbahn ein. Nur einer hatte immer wieder etwas dagegen: O’Connells Körper. Zwischen 2012 und 2014 fiel der Tennisprofi 18 Monate wegen einer Stressfaktur im Rücken aus, 2017 setzte ihn eine Lungenentzündung lange außer Gefecht, 2018 musste er wegen Knieproblemen acht Monate pausieren. „Ich wollte keinen Fuß mehr auf den Platz setzen.“ Christopher O’Connell Vor allem die letztgenannte Verletzung setzte ihm richtig zu. Und so entschied O’Connell in jenem Jahr 2018, den Tennisschläger zur Seite zu legen, um nicht zu sagen an den Nagel zu hängen. &bdquo;Ich hatte einfach zu viele Verletzungen und wollte mich vom Tennis zurückziehen“, so O’Connell. Er überlegte, wie sein neues Leben aussehen könnte. &bdquo;Kinder zu trainieren oder Trainingskurse anzubieten war eine Möglichkeit, aber ich wollte keinen Fuß mehr auf einen Tennisplatz setzen.“

Er putzte monatelang Boote Und so entschied O’Connell, &bdquo;etwas völlig Ungewöhnliches“ zu machen. &bdquo;Ich lebte in einer kleinen Bucht in Sydney, mein Bruder Ben war auch dort. Zusammen haben wir dann Boote geputzt. Ich dachte mir: 'Super, ich muss niemandem beibringen, einen Vorhand-Schlag zu machen, ich kann einfach Boote putzen und mich entspannen.'“

O'Connell zählt zu den besten Tennisspielern Australiens. © AFP / LILLIAN SUWANRUMPHA

Von Februar bis Juni hatte er also Tag für Tag den Putzmann gemacht. Was zunächst noch entspannend war, wandelte sich schnell in Frust um. &bdquo;Die Bezahlung war schrecklich und jeder fragte mich, warum ich mir das antue. Mit der Zeit wurde es immer zäher. Ich war damals 23 Jahre alt und sah mein Leben an mir vorbeiziehen.“

Neu verliebt ins Tennis Und obwohl er Tennis zu dieser Zeit hasste, war der Sport immer noch irgendwie im Hinterkopf verankert. &bdquo;Ich war mir bewusst, dass ich mein Potenzial noch nicht erreicht hatte. 2019 kam ich dann zurück – und habe den Durchbruch geschafft.“ Und wie! Nach seiner Auszeit war O’Connell im Weltranking auf Platz 1185 zurückgefallen, doch nach und nach arbeitete er sich wieder nach oben und erreichte im Herbst 2023 mit Platz 53 sein bestes Ranking.

Heute steht Chris O’Connell auf Platz 87 und damit immer noch in den Top 100. Es ist also eine wahre Cinderella-Story, die Sinners Gegner geschrieben hat – unabhängig davon, wie das Match am Samstag ausgeht.

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Jannik Sinner will bei den US Open weiter für Furore sorgen. Am Samstag ab zirka 20 Uhr wird der Sextner in Flushing Meadows sein Drittrundenmatch bestreiten. Dabei trifft er auf einen Gegner, der eine der kuriosesten Geschichten des gesamten Tennis-Zirkus aufweisen kann.

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