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Jannik Sinner hat Unglaubliches geleistet. © APA/afp / TIZIANA FABI

Sinners Sternstunde: Selbst Djokovic muss kapitulieren

Die Fans erlebten am Dienstag bei den ATP Finals einen Tennis-Abend vom Allerfeinsten. Es stimmte alles: Die Stimmung, das Niveau, die Spannung – und nicht zuletzt der Spielausgang: Denn ein überragender Jannik Sinner zwang den Großen Novak Djokovic in die Knie.

Aus Turin

Von:
Leo Holzknecht

Den ganzen Tag über herrschte in Turin eine besondere Stimmung, denn es hatte etwas vom ersten Weihnachtstag. Die Geschenke sind bereits unter dem Baum platziert, die Vorfreude ist riesengroß, noch ist aber ungewiss, was in den Präsenten drinsteckt. Das Duell zwischen Jannik Sinner und Novak Djokovic konnte ebenfalls als Geschenk der Tennis-Götter angesehen werden. Hier der aufstrebende Lokalmatador, da der größte Spieler aller Zeiten. Und das beste daran war, dass sich beide Akteure in Topform befanden. Mehr ging also wirklich nicht. Das Match hielt, was es versprach. Nein, es übertraf sogar die Erwartungen. Sinner avancierte in Turin zum Helden und besiegte Djokovic mit 7:5, 6:7 und 7:6.


Es kribbelte in den Bäuchen der Tennis-Fans. Diese machten im ausverkauften Pala Alpitour vom ersten Punkt an ordentlich Betrieb. Kein Wunder, denn Sinner und Djokovic spielten auf extrem hohem Niveau. Starke Services, hammerharte Grundschläge, feine Variationen – die Protagonisten boten das volle Programm. Die erste Breakchance fand der Serbe vor, doch der Sextner blieb eiskalt und zauberte ein Ass aus seinem Ärmel. Kurz darauf machte auch Djokovic eine Möglichkeit aufs Break zunichte – ebenfalls mit einem Service-Winner. Alles deutete darauf hin, dass es in den Tiebreak geht. Doch dann das: Der Weltranglisten-1. führte bei eigenem Aufschlag mit 40:0, ehe Sinner zwei klasse Punkte spielte, Djokovic einen Doppelfehler einbaute – und das Break kassierte. Mit stoischer Ruhe fixierte der Südtiroler kurz darauf das 7:5.


Der Sinner-Jubel fiel verhalten aus – wohl wissend, dass das Match noch lange nicht zu Ende war. Tatsächlich erhöhte der 36-Jährige im zweiten Abschnitt die Drehzahl seines Motors, Sinner heftete sich jedoch an die Fersen seines Gegners. Immer wieder eilte der Aufschlag zur Hilfe. Der Star dieses Abends war aber ein anderer Schlag – nämlich die Vorhand. Selbst Djokovic konnte es nicht fassen, wie schnell die Bälle in seine Platzhälfte zurückkehrten. Weil beide Spieler auch im zweiten Abschnitt extrem gut mit dem Service arbeiteten, blieben Breakchancen aus. Das Tiebreak begann für Sinner zwar nach Maß, doch Djokovic holte zwei Mini-Breaks schnell wieder auf. Noch mehr: Er profitierte von einem Nachlassen des Sinner-Aufschlags und schnappte sich den Satz.

Herzschlagfinale

Das Momentum war nun klar auf der Seite des Favoriten. Sinner schaffte es aber irgendwie, heil durch die knifflige Phase zu kommen, ehe er beim Stand von 3:2 ein überragendes Returngame einstreute. Drei Mal spielte er Djokovic den Ball vor die Füße, beim Breakball ließ er den Serben gar mit einem Return-Winner stehen. Doch Djokovic wäre nicht Djokovic, wenn er nicht eine passende Antwort parat hätte. Er schaffte das Re-Break und zog gleich. Die Spannung stieg nun ins Unermessliche, denn es ging wieder in den Tiebreak. Sinner startete mit einem unglaublichen Return und einem noch besseren Passierball. Den 5:0-Vorsprung ließ er sich nicht mehr nehmen. Nach 3.09 Stunden verwertete er seinen zweiten Matchball und verwandelte das Pala Alpitour damit in ein Tollhaus.

Damit steht Sinner mit einem Fuß im Halbfinale – fix ist jedoch noch nichts. Das abschließende Gruppenspiel gegen Holger Rune am Donnerstag wird die Positionen endgültig definieren. Djokovic muss zum Abschluss gegen Hubert Hurkacz ran, der den verletzten Stefanos Tsitsipas ersetzt.

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