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Carlos Alcaraz ist nach seinem Wimbledon-Sieg in aller Munde. © APA/afp / GLYN KIRK

Tennis-Zukunft: Was kommt nach Alcaraz?

Über weit mehr als ein Jahrzehnt dominierten Novak Djokovic, Rafael Nadal und Roger Federer die Tennis-Welt. Doch wie sieht die Zukunft aus?

Nach der Fünf-Satz-Niederlage gegen den neuen Superstar des Tennis wurde Novak Djokovic gefragt, ob zwischen ihm und Carlos Alcaraz nun eine große Rivalität entstehen könnte. „Ich würde das für mich hoffen, aber er wird noch sehr lange auf der Tour sein und ich weiß nicht, wie lange ich noch da sein werde.“ Der 36-jährige Serbe hat vielleicht noch ein paar Jahre absoluten Spitzensport in sich, doch für eine lange, auch inspirierende Rivalität braucht Alcaraz andere Gegner.


An große Langzeit-Duelle mit Roger Federer, Rafal Nadal und auch Andy Murray, wird Djokovic-Alcaraz auf Grund des Alters des Serben nie herankommen. Gegen Federer hat Djokovic 50 Mal gespielt (17 davon bei Majors), gegen Nadal 59 Mal (18) und gegen Murray 36 Mal (10). Gegen den 20-jährigen, nun zweifachen Grand-Slam-Sieger Alcaraz sind es gerade einmal drei Duelle (1:2-Bilanz). Schon in ein paar Wochen könnte es bei den US Open aber zum Re-Match kommen, und Djokovic' Hunger auf seinen 24. Major-Titel wird dort genauso groß sein wie immer.

Novak Djokovic wird wohl nur mehr wenige Jahre der große Alcaraz-Rivale sein. © ANSA / NEIL HALL


Im Vergleich zu allen anderen der jüngeren Generation ist Alcaraz aber herausragend. Das sieht auch Djokovic so. Nicht nur, dass er auch aus seiner Sicht das Beste von allen drei Welten von Federer, Nadal und ihm selbst vereinen kann. „Er hat diese mentale Stärke und Reife. Für jemanden, der 20 Jahre alt ist, ist das ziemlich beeindruckend. Er hat die Mentalität eines spanischen Stiers in Sachen Kampfgeist und ein unglaubliches Verteidigungsspiel, das wir auch immer bei Rafa gesehen haben. Und er hat ein paar Ähnlichkeiten mit meiner Rückhand.“
„Er hat unglaubliche Anpassungsfähigkeiten, die ein Schlüssel für Langlebigkeit und eine erfolgreiche Karriere auf allen Belägen sind.“ Novak Djokovic über Carlos Alcaraz

Was der „Djoker“ am meisten schätzt, ist die Adaptionsfähigkeit des jungen Spaniers. „Das ist seit vielen Jahren meine persönliche Stärke und die hat er auch. Er hat unglaubliche Anpassungsfähigkeiten, die ein Schlüssel für Langlebigkeit und eine erfolgreiche Karriere auf allen Belägen sind.“Doch wie groß die „big three“, mit Murray „big four“, auch geworden sind: sie haben es auch ihren Rivalitäten zu verdanken. Sie pushten sich gegenseitig zu neuen Höhenflügen, lernten voneinander und mussten sich auch trotz all ihrer Erfolge selbst immer wieder neu erfinden.

Alcaraz der jungen Generation voraus

Daher muss man Alcaraz, auch aus Sicht der Tennisfans, große Konkurrenz auch nach Djokovic wünschen. Leute wie der 20-jährige Holger Rune, der Sextner Jannik Sinner oder vielleicht gar Lorenzo Musetti (beide 21) haben das Potenzial. Stars wie Stefanos Tsitsipas, Daniil Medvedev, Casper Ruud oder Andrej Rublev, denen allen das Füllen der „Lücke“ nach den „big three“ zugetraut worden war, müssen dem Aufstieg von Alcaraz staunend zusehen. So musste sich etwa Medvedev im Wimbledon-Halbfinale in weniger als zwei Stunden Alcaraz klar beugen.

Jannik Sinner schaffte es in Wimbledon erstmals ins Halbfinale. © APA/afp / SEBASTIEN BOZON


All jene, die Alcaraz nun als den nächsten Seriensieger à la Djokovic und Co. sehen, seien aber gewarnt: Große Siege können auch schnell satt machen wie zahllose „one-hit-wonder“ nicht nur der Tennis-Vergangenheit zeigen. Fokussiert sich das Interesse auf einen einzigen Topstar, dann erschwert dies das Leben des Sportlers. Es erhöht den Druck gewaltig, wenn alle Augen nur auf einen Star gerichtet sind.

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