Verena Meliss: „Nur ganz oben verdient man richtig gut“

Das internationale Tennis präsentiert sich gerne als Glitzerwelt, als globale Sportart, die Tradition lebt und zugleich eine glamouröse Bühne bietet. Eine Bühne für Weltstars à la John McEnroe, Björn Borg, Boris Becker oder Roger Federer. Im Schatten dieser, befindet sich jedoch eine Knochenmühle durch die es nur die allerwenigsten schaffen. Jenseits der großen Turniere, jenseits der Top 100 der Weltrangliste geht es häufig ums sportliche und wirtschaftliche Überleben – speziell in Corona-Zeiten. Meliss hofft auf Hilfe von Federer & Co. Um diese Problematik wissen auch die ganz Großen der Szene, sprich Novak Djokovic, Rafael Nadal und Roger Federer. Sie haben einen Plan. Die Top-100-Spieler sollen, nach Ranking gestaffelt, in einem Fonds insgesamt mehr als vier Millionen Dollar einsammeln und den Spielern auf den Weltranglistenplätzen 250 bis 700 jeweils 10.000 Dollar zukommen zu lassen. Ihnen soll dabei über die internationale Turnierpause hinweg geholfen werden. Diese dürfte wohl noch lange anhalten, auch wenn in Kürze bereits wieder trainiert werden darf.

Eine der Nutznießerinnen des Hilfsfonds könnte Verena Meliss sein, Südtirols aktuell beste Tennisspielerin. Sie befindet sich im WTA-Ranking an Position 496. &bdquo;Wir haben eine Mail mit ersten Informationen zum geplanten Fonds bekommen. Wie der aktuelle Stand der Dinge ist, weiß ich aber nicht“, so Meliss, die klar sagt: &bdquo;Ich kann nur hoffen, dass es irgendwie klappt. Denn für uns wäre das eine enorme Hilfe.“ Zuletzt gab es allerdings vermehrt Kritik an der geplanten Unterstützung, unter anderem vom Weltranglistendritten Dominic Thiem . &bdquo;Das wirft all meine Pläne über den Haufen“ Verena Meliss Somit heißt es vorläufig abwarten, auch für Meliss. Ein kleines Schmunzeln kann ihr der aktuelle Stillstand dennoch abgewinnen: &bdquo;Zumindest haben wir im Augenblick keine Reisekosten.“ Im Tennis sei es leider so, dass &bdquo;die ganz oben richtig gutes Geld verdienen, wir darunter aber zu kämpfen haben.“ Tennisprofis gehören, anders als etwa die Wintersportler oder Leichtathleten, keiner Sportgruppe an. Sie sind auf Preisgeld und Sponsoren angewiesen. Meliss etwa hat in diesem Jahr im WTA-Zirkus rund 3000 Euro an Prämien eingeheimst, einen großen Teil davon unmittelbar vor dem Corona-Stopp, als es für die beim TC Rungg gemeldete Kaltererin richtig rund lief.

Verena Meliss stand beim 15.000-Dollar-Turnier in Cancun zum zweiten Mal in ihrer Karriere in einem Finale.

Im Februar schrammte Meliss im mexikanischen Cancun als Finalistin haarscharf an ihrem ersten Turniersieg vorbei. Als Folge dessen stand sie als 487. der Weltrangliste so gut dar, wie noch nie zuvor in ihrer Karriere. Es sollte der Startschuss für eine Saison werden, in der die 22-Jährige den definitiven Durchbruch anvisiert hatte. Doch dann kam Corona. &bdquo;Natürlich wirft das all meine Pläne über den Haufen. In einer verkürzten Saison sind keine großen Sprünge in der Weltrangliste möglich.“ Mit dem Einzug in die Top-500 hat sie sich schon mal ein Startrecht in Quali-Bewerben größere Turniere gesichert, nun hätten eigentlich die Top-300 angepeilt werden sollen. &bdquo;Vielmehr als aufs Ranking richtet sich mein Blick in dieser Zeit nun eben darauf, mein Spiel zu verbessern, an alten Schwächen zu arbeiten und die Motivation aufrecht zu halten“, lässt Meliss einblicken. Das Studium steht im Fokus Auch wenn Turnierreisen wohl noch für mehrere Monate unmöglich sein werden und die Überetscherin deshalb viel Zeit zuhause verbringt, von Langeweile ist bei ihr keine Spur. Sie intensiviert zurzeit ihr Onlinestudium der Sportwissenschaften. &bdquo;Das interessiert mich wahnsinnig. Der Sport ist meine Leidenschaft, die mich auf die ein oder andere Art wohl mein Leben lang erfüllen wird.“ Meliss beweist auch abseits des Tenniscourts viel Weitblick. Sie arbeitet hart an sich, plant voraus und möchte unabhängig sein. Unabhängig auch von der Hilfsbereitschaft der ganz großen Tennisstars.

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