
Jannik Sinner auf dem roten Teppich: Der Sextner war nach seinem Wimbledon-Triumph mehr als nur erleichtert. © Chris Raphael / Chris Raphael
Warum Sinner diesen Coup dringend brauchte
Deutlich sicherer als abends auf der Tanzfläche mit der polnischen Siegerin Iga Swiatek hatte sich Jannik Sinner zuvor auf dem Tennisplatz präsentiert. Der Südtiroler sprach nach dem beeindruckenden Finalsieg beim Grand-Slam-Turnier in Wimbledon über Carlos Alcaraz einen Satz, der sich wie eine Drohung für die Konkurrenz anhören dürfte.
15. Juli 2025
Von: dpa/dl
„Ich denke nicht, dass ich schon auf meinem Höhepunkt bin, weil man mit 23 nicht in seiner besten Form sein kann“, so der frischgebackene Wimbledon-Champion.
Die Heimat feiert „Seine Majestät Sinner“ (Gazzetta dello Sport). Dieser und Alcaraz sind der Konkurrenz meilenweit enteilt. Alle vergangenen sieben Grand-Slam-Titel seit Beginn der Saison 2024 hat das Duo unter sich ausgemacht. „Ich bin wirklich glücklich über die Rivalität“, sagte der mit 6:4,4:6,4:6,4:6 unterlegene Spanier. „Es ist großartig für uns, großartig für das Tennis. Immer, wenn wir gegeneinander spielen, ist das Niveau sehr hoch. Ich sehe keine anderen Spieler, die auf diesem Niveau sind, wie wenn wir gegeneinander spielen.“
„Ich sehe keine anderen Spieler, die auf diesem Niveau sind, wie wenn wir gegeneinander spielen.“ Carlos Alcaraz
Die Alcaraz-Sinner-Rivalität ist für die Ewigkeit“, schrieb ESPN. „Ihre wachsende Rivalität ist ein Geschenk für den Sport“, gratulierte die australische Legende Rod Laver, die selbst elf Grand-Slam-Titel gewonnen hat. Beide Kontrahenten beteuerten nach dem Finale beim Rasen-Klassiker, dass der Gedanke an den jeweils anderen sie auch im Training zu Höchstleistungen antreibe. „Es motiviert, dass es jemanden gibt, der jung ist, der praktisch alles gewinnt“, sagte Sinner über Alcaraz. „Du musst bereit sein, wenn du mithalten willst.“ Am Sonntag war er es. „Sinner zum Kaiser gekrönt, Alcaraz verbeugt sich, Carlos ist nicht mehr der König“, schrieb Tuttosport.
Doch kein Ruhestand für Trainer Cahill?
Sinner hat nicht nur ein Finale, sondern auch eine Wette mit seinem Trainer gewonnen. Er darf nun über eine Fortsetzung der erfolgreichen Zusammenarbeit selbst bestimmen. Der frühere australische Tennisprofi Darren Cahill will seine Laufbahn als Coach eigentlich Ende des Jahres beenden.„Ich denke nicht, dass ich schon auf meinem Höhepunkt bin, weil man mit 23 nicht in seiner besten Form sein kann“ Jannik Sinner
„Er hat mir gesagt, wenn ich morgen gewinne, kann ich aussuchen, ob er bleibt oder nicht. Das ist meine Entscheidung“, berichtete Sinner von einem Gespräch. „Wenn ich entscheide, mit ihm weiterzumachen, wird er nicht mehr so viel reisen. Ich habe immer eine ehrliche Person gesucht, die mir viel gibt, nicht nur auf dem Tennisplatz, aber auch außerhalb, wie man lebt. Er ist großartig.“
Bleibt Darren Cahill nun doch länger im Sinner-Team? © APA/afp / MARTIN KEEP
Der 59-jährige Cahill hatte seinen Schützling auch nach dem Bekanntwerden von zwei positiven Dopingtests verteidigt. Sinner war dieses Jahr nach dem Triumph bei den Australian Open für drei Monate gesperrt worden. „Ich habe an die ganzen Sachen gedacht, was ich durchgemacht habe die letzte Zeit. Das ganze Jahr war nicht leicht“, sagte Sinner über seine Gedanken nach dem Triumph. „Es fühlt sich emotional an, weil nur die Leute, die mir nah sind, und ich wissen, was ich auf und neben dem Platz durchgemacht habe, und das war alles andere als einfach.“
Sinner brauchte diesen Sieg dringend
Cahill hat größten Respekt vor der Leistung Sinners, der vor gut einem Monat das Finale bei den French Open nach vergebenen drei Matchbällen gegen Alcaraz noch verloren hatte. „Ich hätte das nicht gekonnt. Die meisten normalen Sportler wären dazu nicht fähig.“ Doch in Wimbledon war Sinner in einem erneut hochklassigen, aber weniger dramatischen Finale der bessere Spieler. „Dieser Sieg ist auf mehreren Ebenen wichtig. Er brauchte diesen Sieg. Weil es ein Grand-Slam-Finale war, weil es Wimbledon war, weil er gegen Alcaraz die letzten fünf Matches verloren hatte“, meinte Cahill.„Weil es ein Grand-Slam-Finale war, weil es Wimbledon war, weil er gegen Alcaraz die letzten fünf Matches verloren hatte“ Darren Cahill
Eine Lehre aus dem so knapp verlorenen Finale in Paris sei die Erkenntnis gewesen, in den entscheidenden Momenten etwas mehr riskieren zu müssen. „Man spürte ein bisschen mehr Energie, mehr Fokus, als es darum ging, die Türe für Alcaraz zu schließen“, so Cahill. Sinner erklärte, wie er mit der Niederlage in Paris umgegangen sei, mache ihn am meisten stolz. „Es war nicht einfach, aber ich wurde nie negativ.“
Der Guardian zog jedenfalls den Hut: „Für die meisten Tennisspieler in der Geschichte dieses Sports hätte es Jahre gedauert, um sich von so einer qualvollen Niederlage wie die von Jannik Sinner gegen Carlos Alcaraz im French-Open-Finale zu erholen. In Sinners Fall hat es ihn nur stärker gemacht.“
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