So tickt Südtirols Triathlon-Juwel

Euan De Nigro war von klein auf sportlich begabt, hat aber sehr spät und durch puren Zufall mit dem Triathlon begonnen. &bdquo;Als ich 14 Jahre alt war, hat mich der um ein Jahr jüngere Noah Strobl aus Albeins im Schulbus angesprochen und überredet, einmal zum Triathlon-Training des Schwimmklubs Brixen in die Acquarena zu kommen. Ich war sofort begeistert von der Sportart. Das änderte sich auch nicht, als ich erfuhr, dass bis zu zwei Mal am Tag und an sechs Tagen in der Woche trainiert wird. Ich war am Anfang zwar etwas überrascht, habe es aber konsequent durchgezogen“, blickt De Nigro auf die Anfänge zurück.

Sein größtes Problem war das Schwimmen. &bdquo;Bis dahin habe ich vielleicht drei Schwimmkurse besucht. Ich bin aber überraschend schnell hineingekommen. In den beiden anderen Disziplinen fühlte ich mich auf Anhieb wohl. Kondition und Ausdauer bereiteten mir nie Schwierigkeiten“, versichert der Eisacktaler, dessen erste Trainerin Manuela Ianesi war.

Eishockey, Kunstturnen und Leichtathletik De Nigro war von klein auf ein Multitalent und sportlich sehr begabt. Egal welchen Sport er ausübte – er zählte stets zu den besten. Als er fünf Jahre alt war, begann er beim HC Falcons Brixen mit dem Eishockey. Nach fünf Jahren hängte er die Schlittschuhe an den Nagel und wechselte zum Kunstturnen, wo er fünf Jahre später einen Schlussstrich zog. Neben dem Triathlon ließ De Nigro sein Talent auch im Crosslauf und auf den Mittelstrecken aufblitzen.

So war De Nigro, dessen Trainer in der Leichtathletik Reinhold Rogen war, unter anderem Landesmeister im Querfeldeinlauf, und zweifacher Vize-Italienmeister: Am 18. Oktober 2020 musste er sich in Modena (U18) über 3.000 m in 8.39,87 Minuten nur Riccardo Spanu (8.35,35) und 2023 in Grosseto (U20) über 5.000 Meter in 14.55,19 Minuten nur Stefano Benzoni (14.32,28) geschlagen geben.

Euan De Nigro will nach Los Angeles. © bettinphotography / Social Media

Am 29. April 2023 absolvierte er die 1.500 m bei einem Meeting in Brixen in 3.46,92 Minuten. Damit verpasste der Modellathlet aus Sarns den Südtiroler U20-Landesrekord des Bruneckers Lukas Rifesser (3.46,71 aus dem Jahr 2005) nur um 21/100. Am 5. September 2021 hatte De Nigro mit 3.56,21 Minuten den U18-Rekord von Rifesser (3.55,61 aus dem Jahr 2003) ebenfalls nur knapp verpasst. Über 5.000 m lief er am 28. Juni 2023 in Zogno beachtliche 14.35,53 Minuten. Vor zwei Jahren hat De Nigro als Junior (U20) die letzten Wettbewerbe auf der Bahn für die SG Eisacktal bestritten.

Das Laufen ist auch heute noch De Nigros große Stärke. &bdquo;Das Laufen ist die wichtigste der drei Disziplinen. Wenn es gelingt, beim Schwimmen und Radfahren nicht allzu viel auf die Spitze zu verlieren, dann kann man beim abschließenden Laufen noch Boden gut machen. Wenn man ganz vorne mitmischen will, muss man aber alle drei Disziplinen beherrschen“, versichert De Nigro. Wie hoch das Niveau in der Weltspitze ist, unterstreicht der 14. Platz des britischen Triathlon-Olympiasiegers Alex Yee, der Ende August dieses Jahres beim London-Marathon in 2:11,08 Stunden den ausgezeichneten 14. Platz belegt hat.

EM über die olympische Distanz in Istanbul In Sarns ist De Nigro nur noch selten anzutreffen. Derzeit absolviert er mit der Nationalmannschaft von Italien ein Höhentrainingslager in Livigno. &bdquo;Wir sind eine kleine Gruppe von 16 Athleten und bereiten uns auf die Europameisterschaft über die olympische Distanz (1,5 km Schwimmen, 40 km Rad und 10 km Laufen) vor. Diese findet am 30. und 31. August in Istanbul statt“, erklärt Südtirols derzeit bester Triathlet, der die Strecke bereits kennt.

Schließlich gab es in der türkischen Hauptstadt vor einem Jahr ein Europacup-Rennen. &bdquo;Dieses lief aber nicht wie gewünscht. Ich habe es längst abgehakt und konzentriere mich voll und ganz auf die WM“, versichert De Nigro, der sich Ende des Monats einen Top-8-Platz zum Ziel gesetzt hat.

Euan De Nigro in Aktion. © Social Media

Vor einem knappen Monat stieg De Nigro im spanischen Melilla bei der U23-Europameisterschaft über die Sprintdistanz zwei Mal aufs Siegespodest. Im Einzel landete er nach 750 Metern Schwimmen, 19,2 Kilometern Radfahren und 5 Kilometern Laufen mit einer Zeit von 52.34 Minuten hinter dem Norweger Sebastian Wernersen (52.19 Minuten) und dem Franzosen Jules Rethoret (52.29) auf Platz drei. In der allgemeinen Klasse nahm er den ausgezeichneten sechsten Platz ein.

Der U23-Sprint-Europameister von 2024 (&bdquo;Die kürzeren Distanzen liegen mir besser“) krönte sich tags darauf mit Italien in der Mixed-Staffel gemeinsam mit seinen Teamkollegen Bianca Seregni, Carlotta Missaglia und Alessio Crociani zum Europameister. Das Quartett holte in 1:34.06 Stunden die Goldmedaille vor den Niederlanden (1:34.10) und Ungarn (1:34.13), wobei De Nigro der Schnellste seines Teams und der zweitbeste Athlet im gesamten Teilnehmerfeld war.

Vorbereitung in Spanien Der Saisonhöhepunkt steigt Ende Oktober, wenn in Wollongong (Australien) die Weltmeisterschaft auf dem Programm steht. Danach wird De Nigro, der vor einem Jahr die Europacup-Gesamtwertung der allgemeinen Klasse und auch in der U23-Kategorie gewonnen hatte, noch bei zwei Weltcup-Wettbewerben in Südkorea und Japan an den Start gehen.

Apropos Weltcup: De Nigro ist heuer bei drei Weltcup-Etappen an den Start gegangen: In London belegte er Platz elf, in Samarkand (Usbekistan) Rang sieben, während er in Lievin (Frankreich) disqualifiziert worden ist. Am 4. Oktober wird der Hüne, der in Italien hinter Crociani die Nummer 2 und derzeit die Nummer 38 der Welt ist, beim Heim-Weltcup in Rom an den Start gehen. Die Triathlon-Saison geht Ende November zu Ende, ehe nach einer zweiwöchigen Pause die Winter-Vorbereitung beginnt.

Diese wird De Nigro erneut im spanischen Girona absolvieren. Die 107.000-Einwohnerstadt im Nordosten Kataloniens ist seit knapp zwei Jahren zur zweiten Heimat des Sarnsers geworden. &bdquo;Bei uns in Südtirol sind die Winter zu kalt und auch zu lang. Girona ist einer der besten Plätze zum Trainieren. Dort sind viele Triathleten und auch viele Radfahrer“, versichert De Nigro.

Er ist in Girona Teil einer zwölfköpfigen internationalen Trainingsgruppe, der mehrere Spitzenathleten wie Alessio Crociani oder Olympiasiegerin Cassandre Beaugrand aus Frankreich angehören. Trainer ist der Belgier Glen Poleunis. Dieser leitet in der Regel drei Trainingseinheiten am Tag. Das Trainingspensum pro Woche beträgt mehr als 30 Stunden. De Nigro gehört der Sportgruppe der Carabinieri an und bezieht ein Gehalt. &bdquo;Einige Sponsoren wie New Balance und der italienische Triathlon-Verband greifen mir bei der Finanzierung unter die Arme. Obwohl ich bei einigen potenziellen Südtiroler Sponsoren angefragt habe, hat es bisher mit einer finanziellen Unterstützung noch nicht geklappt“, bedauert der Triathlet.

Mutter spielte Eishockey Seinen Vornamen &bdquo;Euan“ hat er ebenso wie seine um zwei Jahre jüngere Schwester Isla der Mutter zu verdanken. Stephanie May stammt aus Schottland und war als Au-pair Mädchen einst nach Gröden gekommen, wo sie auch Eishockey gespielt hat.

Auch De Nigros Vater war sportlich aktiv und ist vor fünf Jahren auf tragische Art und Weise ums Leben gekommen. Am 17. Juni 2020 war Claudio De Nigro, der Mitglied der Wasserrettung Eisacktal war, bei einer Übung in der Rienz im Wasser plötzlich abgetrieben. Tags darauf wurde der leblose Körper des 55-Jährigen in der Rienzschlucht unter Schloss Rodenegg geborgen. „Ich habe von ihm die Kraft und Motivation.“ Euan De Nigro über seinen toten Vater &bdquo;Das war ein harter Schlag für mich. Mein Vater war von einem Moment auf den anderen nicht mehr da. Der Sport hat mir in dieser Zeit großen Halt gegeben. Ich habe den Verlust selbst verarbeitet. Der Sport war mein Psychologe. Mein Vater unterstützt mich seither tagtäglich von oben. Egal, wo ich bin – beim Training oder bei einem Wettkampf. Ich habe von ihm die Kraft und Motivation“, versichert Euan De Nigro, der damals 15 Jahre alt war.

Diese Kraft und Motivation wird er in drei Jahren brauchen: 2028 finden in Los Angeles die Olympischen Sommerspiele statt: &bdquo;Diese habe ich im Hinterkopf und sind mein großes Ziel. Ich werde alles dafür tun, um in Los Angeles dabei zu sein.“

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So tickt Südtirols Triathlon-Juwel

Wer Triathlon betreibt, ist ein Multitalent. Schließlich muss er gut und schnell schwimmen, Radfahren und laufen können. Ein solches Multitalent ist Euan De Nigro. Der 21-Jährige aus Sarns bei Brixen zählt zur Weltspitze in dieser Ausdauersportart und ist derzeit die Nummer zwei in Italien.

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