Ein Sportmärchen: So tickt Sandra Mairhofer

Die sportliche Karriere von Sandra Mairhofer begann erst vor 5 Jahren. Der Zufall spielte dabei genauso eine Rolle wie ihre Bewegungsfreude, die sie von klein auf begleitet. In Apulien, wo Sandra im Sommer als Schwimmlehrerin gearbeitet hat, lernte sie über einen Gast einen Triathlon-Verein kennen, mit dem sie in ihrer Freizeit trainiert und an Wettkämpfen teilgenommen hat. Ihren allerersten Wettkampf gewann sie sogleich – und damit waren wohl auch die Leidenschaft und Begeisterung für diesen Sport endgültig geboren.

Vom Rennrad in Apulien stieg Sandra sehr schnell auf das Mountainbike um, &bdquo;denn auf unseren Straßen ist viel zu viel Verkehr, die Straßen sind eng und außerdem ist das Fahren auf einem Mountainbike viel anspruchsvoller und die technische Herausforderung größer“. Zudem sei mehr Adrenalin dabei und das Erlebnis in der Natur größer.

Hier gibt uns die sympathische Frohnatur aus dem Pustertal einen kleinen Einblick in ihren Trainings- und Lebensalltag.

Wissen Sie eigentlich noch, wie sich ein Muskelkater anfühlt?

Sandra Mairhofer: (lacht) Man kann’s fast nicht glauben, aber die Antwort ist ja! Immer dann, wenn ich andere als meine üblichen Bewegungsabläufe mache, habe ich am nächsten Tag einen Muskelkater, z. B. wenn ich eine Bergtour gemacht habe.

Im Cross-Triathlon und Winter-Triathlon gehören Sie zu den besten Athletinnen weltweit. Was genau sind Cross- und Wintertriathlon?

Die Sportart Cross-Triathlon besteht aus 3 Teilen: Zunächst werden 1,5 Kilometer geschwommen, dann 30 bis 40 Kilometer mit dem Rad bewältigt und schließlich 10 Kilometer gelaufen. Winter-Triathlon ist eben die Winterform dieses Bewerbes. Hier werden 6 Kilometer gelaufen, 12 Kilometer mit dem Rad gefahren und dann 10 Kilometer in der Loipe zurückgelegt. Im Winter-Triathlon variieren die Distanzen etwas. Triathlon ist eine Ausdauersportart, die viel Energie, Kraft und Konzentration erfordert.

Wenn man Wettkämpfe auf so hohem Niveau bestreitet, wie Sie es tun, muss man wohl jeden Tag hart trainieren. Sicher ist das nicht leicht mit dem Beruf zu vereinbaren; Sie arbeiten als Sportlehrerin an einer Oberschule in Bruneck. Wie sieht Ihr Trainingsalltag aus?

Beruf und Training sind manchmal wirklich schwer zu vereinbaren. Was mein Training angeht, muss ich sehr diszipliniert sein. Meine sportlichen Ziele darf ich dabei nicht aus den Augen verlieren. Während des Schuljahrs muss ich mein Training an den Stundenplan anpassen, d. h. mein erstes Training absolviere ich frühmorgens noch vor Schulbeginn. Das zweite tägliche Training folgt dann nachmittags oder abends. Im Winter trainiere ich viel im Schwimmbad oder laufe meine Strecken, auch Skitouren sind dabei. Im Sommer fahre ich am liebsten mit dem Mountainbike. Diese Disziplin ist sehr wichtig und liegt mir am besten. Im Mountainbike muss man auch am stärksten sein, denn dort kann man in den Rennen am meisten Zeit aufholen oder sich einen Vorsprung erarbeiten.

Trainieren Sie alleine oder in der Gruppe?

Ich trainiere meistens alleine oder mit meinem Freund Roberto Crisi, der gleichzeitig auch mein Rad-Trainer ist.

Sie trainieren an 7 Tagen in der Woche? Wann und wie regenerieren Sie?

Etwa alle 10 Tage lege ich einen Rasttag ein, an dem ich nur sehr locker trainiere. Das ist besser für die Regeneration als gar nichts zu tun. Ansonsten kann ich mich sehr gut entspannen, wenn ich etwas mit meinen Freundinnen unternehme oder bei meiner Familie bin. Ich lese auch sehr gerne, genieße ein gutes Essen oder mache Bergtouren. Auch das Reisen ist für mich eine Art Regeneration.

Sandra Mairhofer legt nur alle 10 Tage einen Rasttag ein. © alice russolo

Wie sieht Ihre Ernährung aus? Sicher müssen Sie sich an einen Plan halten?

Nein, ich habe keinen Plan. Ich esse alles, was gesund ist. Manchmal gönne ich mir auch etwas Süßes. Wichtig ist, dass ich genug esse, damit ich mein Training bewältigen kann.

Sie haben schon viele nationale und auch internationale Erfolge feiern können. Viele Profi-Sportlerinnen und -Sportler haben vor den Rennen ein Ritual. Wie schaut es in dieser Hinsicht bei Ihnen aus? Haben Sie Rituale oder einen Glücksbringer?

Mein Ritual vor den Rennen ist die Ruhe. Ich bereite mich gewissenhaft vor, wärme mich gut auf und kontrolliere meine Sachen fürs Schwimmen, Laufen und Radfahren. Und ich versuche, konzentriert in den Wettkampf zu starten.

Sandra Mairhofer arbeitet als Sportlehrerin.

Was sind Ihre Stärken und Schwächen?

Meine große Stärke ist der Spaß am Training und an den Rennen. Dazu gehören auch eine ordentliche Portion Leidenschaft und viel Disziplin. Meine Schwächen? Ich denke, dass ich oftmals nicht objektiv genug zu mir selbst sein kann.

Für die Siege bei Welt-, Europa- oder Italienmeisterschaften gibt es auch Preisgeld. Sind diese hoch genug, dass Sie davon leben können?

Die finanzielle Anerkennung ist nicht sehr hoch. Nur davon kann man nicht leben. Das war mir von Beginn an klar. Deshalb wollte ich mir ein zweites Standbein aufbauen: Ich habe in Innsbruck Sportwissenschaften studiert. Das war eine tolle Zeit. Bei all den Sportbegeisterten hat es mir extrem gut gefallen. Es hat einfach Spaß gemacht und die Kurse haben ein wirklich hohes Niveau, das kann man schon sagen.

Welcher Erfolg war für Sie bisher der größte?

Das waren sicher die beiden WM-Titel im Cross-Triathlon 2022 in Rumänien und 2023 auf Ibiza. Aber auch im Winter-Triathlon habe ich die jüngsten 4 Italienmeisterschaften sowie heuer auch den WM-Titel in Andorra gewonnen. Alle Titel sind schön und ich freue mich über jeden einzelnen.

In welchen Ländern ist der Triathlon-Sport besonders populär? Wo haben Sie bereits an Wettkämpfen teilgenommen?

Am populärsten ist Triathlon in Australien und in Deutschland. Wegen meiner Arbeit kann ich an weit entfernten Wettkämpfen oft nicht teilnehmen. Ich war – neben Italien – u. a. in Rumänien, Spanien, auf Taiwan, in Frankreich, Deutschland und Tschechien.

Das Mountainbikefahren ist ihre liebste Disziplin.

Woher nehmen Sie täglich die Motivation fürs Training?

Sie kommt, wenn man ein klares Ziel vor Augen hat. Das ist wichtig! Man muss es wirklich, wirklich wollen! Meine nächsten Ziele sind die Italienmeisterschaft 2024 und der World Cup Xterra (Xterra ist ein Cross-Triathlonrennen mit hohem Standard, Anm. der Red.).

Haben Sie sportliche Vorbilder?

Eigentlich nicht, aber mich beeindrucken sehr viele Sportlerinnen und Sportler.

Verraten Sie uns auch Ihre Lebensziele – abgesehen von den sportlichen Plänen?

Mairhofer: So genau weiß ich sie noch nicht. Sicher haben sie mit Familie, Arbeit und Stabilität für mein Leben zu tun. Im Sport und im Leben gefällt mir eine Aussage von Henry Ford, der einmal gesagt hat: &bdquo;Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.“

Sandra, danke für das Gespräch und alles Gute für Ihre weiteren sportlichen Wettkämpfe! Noch eine letzte Frage: Wer sind eigentlich Ihre größten Fans?

Das sind natürlich mein Freund, meine Eltern und meine Brüder aus Taisten sowie meine Patin aus Sterzing mit Familie. Es freut mich immer ganz besonders, wenn sie bei einem Rennen dabei sind, mir die Daumen drücken und mich lautstark anfeuern.

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