Der Kampf um den ältesten Sportpokal der Welt

Der Pokal hat auch einen Namen: &bdquo;Auld Mug“ – was auf Deutsch so viel wie bodenlose Kanne bedeutet. Und diese Kanne ist die älteste Sporttrophäe der Welt. 67,6 Zentimeter hoch und aus 134 Unzen versilbertem Britanniametall (hochlegiertes Zinn) gefertigt und zwar 1848 vom Londoner Juwelier R. & G. Garrard.

Der britische Adelige Lord Henry Paget Anglesey – und nicht wie öfters behauptet Königin Victoria - stiftete den Pott nach dessen Fertigstellung dem wohl berühmtesten britischen Yachtclub, der Royal Yacht Squadron (RYS). Dessen Klubhaus befindet sich im Cowes Castle auf der Isle auf Wight. Die Yachten der Mitglieder führen den Zusatz RYS in ihren Namen und haben seit einer Verfügung der britischen Admiralität aus dem Jahre 1829 das Privileg, als einzige Zivilfahrzeuge statt der Nationalflagge auch die Seekriegsflagge der Royal Navy setzten zu dürfen. In Anlehnung an seinen Kaufpreis von 100 Sovereigns (entsprechen heute rund 35.000 Euro) erhielt der Pokal den Namen &bdquo;One Hundred Sovereigns Cup“. &bdquo;Es gibt keinen Zweiten!“ Seinen ersten großen Auftritt hatte der Pokal dann 1851. In diesem Jahr fand in London die erste Weltausstellung statt und die Royal Yacht Squadron veranstaltete zu diesem Anlass eine offene Wettfahrt auf der Regattabahn &bdquo;The Queens Course“ rund um die Isle of Wight. Dem Sieger winkte der von Lord Anglesey gestiftete Pott. Die Regatta wurde am 22. August 1851 ausgetragen und von dem US-amerikanischen Schoner &bdquo;America“ aus dem New York Yacht Club in überlegener Manier gewonnen – und das vor den Augen von Queen Victoria. Um ein tröstendes Wort bemüht, soll die enttäuschte First Lady damals an Bord ihrer königlichen Yacht gefragt haben: &bdquo;Und wer wurde Zweiter?“ Ein Offizier soll geantwortet haben: &bdquo;Eure Hoheit, es gibt keinen Zweiten!“

Die &bdquo;America“ wurde damit jedenfalls zur Namensgeberin des mittlerweile ältesten und legendärsten Segelrennens der Welt. Im Jahr 1870 wurde der &bdquo;America's Cup“ als Nachfolgerennen des &bdquo;One Hundred Sovereigns Cup“ erstmals ausgetragen und seither findet er in unregelmäßigen Abständen (meist alle 3 bis 4 Jahre) statt. 1958 bekam die bodenlose Kanne sogar einen Boden. Wer zuerst 7 Wettfahrten gewinnt Dabei hat sich die Disziplin Matchrace – das Duell von nur zwei Booten – erst bei der vierten Cup-Auflage im Jahr 1876 etabliert, als mit der kanadischen Herausforderin &bdquo;Countess of Dufferin“ und der siegreichen amerikanischen Verteidigerin &bdquo;Madeleine“ erstmals nur zwei Jachten gegeneinander antraten.

Die Fans vom Team Neuseeland. © APA/afp / GILLES MARTIN-RAGET

Gesegelt wird mittlerweile im Modus &bdquo;Best of 13“. Wer also zuerst sieben Siege verbucht hat, gewinnt den Pott. Die entscheidende Phase im Matchrace beginnt schon fünf Minuten vor dem Startschuss mit der Eintauchphase in die imaginäre Startbox. Während dieser für den Rennverlauf oft ausschlaggebenden Minuten versuchen die Gegner, sich optimal zu positionieren. Manchmal gelingt es dabei sogar, den Gegner mit einem geschickten Manöver zu einem Fehler zu zwingen, der von den Schiedsrichtern auf dem Wasser im schlimmsten Fall mit einer Strafe (&bdquo;Penalty“) geahndet wird. Dann muss die bestrafte Yacht im weiteren Verlauf des Duells zu einem Zeitpunkt ihrer Wahl eine 270- Grad-Strafrunde ausführen. Das unbeliebte Manöver kostet im Schnitt rund 30 Sekunden und führt in knappen Begegnungen fast immer automatisch zur Niederlage. Viele Segler vergleichen die Vorstartphase im Matchrace mit einer Mischung aus Schach und Boxen auf dem Wasser. 132 Jahre lang hatte die USA die Nase vorn 132 Jahre lang war die wichtigste Segelregatta der Welt ein Symbol für US-Überlegenheit. Die Siege der Sternenbanner-Boote galten als so vorhersehbar, dass der New York Yacht Club die älteste Sporttrophäe der Welt kurzerhand auf seinem Vitrinensockel festschraubte. Erst 1987 durchbrach Australien erstmals diese Phalanx. Doch nur ein Jahr später holten sich die USA den &bdquo;Auld Mug“ wieder zurück. 2000 war erstmals Neuseeland siegreich. 2003 verteidigten die &bdquo;Kiwis“ den Cup. 2007 und 2010 waren 2 Mal die Schweizer dran. 2013 durften dann wieder die US-Segler jubeln und vor 4 Jahren holte sich das segelverrückte Neuseeland den Cup zurück.

Peter Burling vom Team Neuseeland (links) und Max Sirena vom Team Italien kämpfen um diesen Pott. © APA/afp / GILLES MARTIN-RAGET

Und der Titelverteidiger hat sich auch heuer in eine gute Position gebracht. So geht das 36. Match um den America's Cup am Dienstag mit einer Zwei-Punkte-Führung für Neuseeland in die entscheidende Phase. Dem Titelverteidiger gelang am Montag im Duell mit Herausforderer Italien nach bisher ausgeglichener Bilanz ein Durchbruch. Die Crew um &bdquo;Te Rehutai“-Steuermann Peter Burling gewann erstmals beide Rennen des Tages und ging mit 5:3 in Führung. Bei sieben notwendigen Siegen könnte die Entscheidung am Dienstag in den Rennen neun und zehn fallen. Doch &bdquo;Luna Rossa“-Skipper Francesco Bruni und seine Crew wollen dies um jeden Preis verhindern.

Es macht den Mythos America's Cup aus, dass er immer auch ein Kampf zwischen Alter und Neuer Welt war. Und nur wenn es der &bdquo;Luna Rossa“ doch noch gelingen würde, das Steuer herumzureißen, könnte der Cup wieder in die Alte Welt zurückkehren, wo er einmal begonnen hat.

Fußball

Italien

Internationale Ligen

International

Wintersport

Tennis

Weitere Sportarten

Motorsport

Radsport

Wassersport

Events

Favoriten

Der Kampf um den ältesten Sportpokal der Welt

Nein, es sind nicht Fußballer, Rugby-Spieler oder Boxer, die um die älteste Sporttrophäe der Welt kämpfen. Es sind Athleten aus einer ganz anderen Sportart. Und das bereits seit über 160 Jahren. Zur Zeit ist es wieder soweit. Und am Dienstag könnte in diesem Kampf eine Vorentscheidung fallen.

Empfehlungen

Kommentare (0)