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Teils in luftiger Höhe – wie im Bild Dorothea Wierer – verbringen die Biathleten die warme Jahreszeit. © Social Media

Italiens Cheftrainer verrät: Das machen Biathlon-Stars im Sommer

Fast 8 Monate lang bestreiten die Biathlon-Stars im Weltcup keine Rennen. Doch wer glaubt, sie würden in dieser Zeit die Füße hochlegen, der hat weit gefehlt. Das sagt Italiens Cheftrainer Alex Inderst, der den SportNews-Lesern einen exklusiven Blick in den Trainingsplan gewährt.

Von:
Alexander Foppa

Vom letzten Weltcup-Rennen am 19. März am Holmenkollen bis hin zum Auftakt der neuen Saison am 25. November in Östersund gilt es für die Biathleten satte 251 Tage zu überbrücken. Und wie machen sie das? „Natürlich mit Training, sehr viel Training“, sagt Inderst, der beim Nationalteam die Einheiten koordiniert, Ziele absteckt und Fitnesswerte im Auge behält.


Kraft, Ausdauer, Geschicklichkeit, Gleichgewicht und Technik lassen sich auch gut ohne Schnee beim Sommertraining verbessern. Inderst sagt sogar: „Von Mai bis November werden die Athleten geformt. Während der Saison wird nur mehr an den Details gearbeitet.“ Hier erklärt der Chefcoach die 8 grundlegenden Trainingsphasen.

1. Regeneration

Hannah Auchentaller (vorne) und Rebecca Passler (hinten) bei einer Trainingspause © Social Media/Hannah Auchentaller

„Nach der kräftezehrenden Saison ist es wichtig, dass der Körper runtergefahren und Stress abgebaut wird. Im April genießen die Weltcup-Biathleten ihren Urlaub. In diesen Wochen halten sie sich mit leichten Übungen eigenständig fit.“


2. Radfahren

Dorothea Wierer bei einem Bike-Ausflug in den Naturpark Trudnerhorn. © Social Media/Dorothea Wierer

„Das Training auf zwei Rädern im Frühsommer ist unheimlich wichtig. Das Radfahren bringt eine gute Abwechselung, da ganz andere Bewegungsabläufe stattfinden als beim Langlauf, zugleich werden die Gelenke geschont und dennoch Kondition aufgebaut. Mit dem Damen-Team haben wir in Viareggio eigens ein Rad-Trainingslager gemacht, bei dem tägliche Einheiten von bis zu 150 Kilometer anstanden. Aber Achtung: Das geschieht alles noch ohne große Belastung.“


3. Schwimmen

Abkühlung und Spaß zugleich: Didier Bionaz im Wasser. © Social Media/Didier Bionaz

„Es steht zwar nicht auf dem Trainingsplan, wird von uns Trainern aber allen Athleten ans Herz gelegt. Schwimmen fördert den Muskelaufbau, die Kondition – und das alles bei geringster Verletzungsgefahr. Den Sommer über steigen eigentlich alle unsere Athleten regelmäßig ins Wasser. Allerdings entscheidet jeder individuell, was und wie viel er machen möchte.“


4. Wandern/Nordic Walking

Italiens Damen-Team im Sommer 2022 im Latemar-Gebirge. © Social Media

„Kaum ein anderes Training geht so in Beine und Lunge wie das Wandern am Berg. Wenn man, wie beim Nordic Walking, die Stöcke als Hilfen dazunimmt, wird gleichzeitig auch noch die Haltung und Muskulatur des Oberkörpers verbessert. Die Bergtouren machen wir in der Regel in größeren Gruppen, um den Teamspirit zu fördern.“


5. Muskeltraining

Lukas Hofer in der „Mucki-Bude“ © Social Media/Lukas Hofer

„Die Biathleten bekommen von uns einen detaillierten Plan ausgehändigt, was und wie viel sie in der Kraftkammer machen sollen. In den Ausdauersportarten wird man zwar vergeblich nach richtigen Muskelprotzen suchen, doch ein durchtrainierter Körper ist auch im Biathlon das A und O.“


6. Höhentraining

Rebecca Passler im vergangenen Jahr auf einem Dolomitengipfel.

„Das betreiben wir regelmäßig und bestens kontrolliert. Insgesamt haben wir bereits 21 Tage in der Höhe verbracht, zum Teil im Martelltal, zum Teil in Livigno. Dabei trainieren wir auf rund 1900 Metern, im Hotel geschlafen wird – wie in Livigno – mitunter noch höher, um die Produktion von roten Blutkörperchen zu fördern. Im Herbst steht dann nochmal ein rund zweiwöchiges Trainingslager am Lavazè-Pass an. Die Kondition, die hier aufgebaut wird, hilft einen über den gesamten Winter hinweg.“


7. Schießtraining

Lukas Hofer nimmt am Schießstand Ziel. © Social Media/Lukas Hofer

„Der April ist der einzige Monat, in dem unsere Athleten nicht zum Gewehr greifen. Im Mai geht es dann bereits mit dem Grundlagenschießen wieder los. Das findet noch ohne Belastung statt. Es geht darum, die Position wieder zu finden, das Gewehr einzustellen. Geschossen wird dabei nur auf Kartonscheiben. Ab Juni werden die Zügel angezogen, dann gibt es die ersten kombinierten Trainings, in denen zwischen den Schießeinheiten entweder gelaufen oder auf Skirollern gefahren wird.“


8. Skiroller

Lisa Vittozzi beim schweißtreibenden Roller-Training. © Social Media/Lisa Vittozzi

„Mit Fortdauer des Sommers gewinnt dieses Training enorm an Bedeutung bis hin zur Skiroll-Italienmeisterschaft Ende August, bei der erste Wettkämpfe ausgetragen werden. In den Wochen danach werden unzählige Kilometer auf den Rollern zurückgelegt und immer wieder Rennen simuliert – bis es im Herbst in Skandinavien endlich auf den Schnee geht.“




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