Die jungen Wilden aus Antholz und ein besonderer Traum

Es ist garantiert nicht so, dass Andreas Zingerle bei gemeinsamen Abendessen mit seiner Familie über seine großen Erfolge schwadroniert. Es ist eigentlich gänzlich unvorstellbar, dass er dies tut, obwohl da schon einiges zu erzählen wäre. Von seinem Weltmeistertitel 1983 in Borovetz im Einzel. Dazu noch das Gold mit der Staffel. Hinter der olympischen Bronzemedaille von Calgary mit den Jungs Werner Kiem, Gottlieb Taschler und Johann Passler verbergen sich bestimmt einige Anekdoten. Der derzeitige Cheftrainer der italienischen Biathlonmannschaft war seinerzeit Schlussläufer.

Doch Zingerle lebt nicht in der Vergangenheit, weil doch auch die Gegenwart so viel bietet. Seine Kinder nämlich machen ihm garantiert große Freude und vor allem Tochter Linda weiß jetzt auch schon, wie es sich anfühlt, wenn der Stadionsprecher da ausruft: Weltmeisterin Linda Zingerle. Letztes Jahr hat sie in Lenzerheide (Schweiz) den Sprint in der Jugendklasse gewonnen und dazu noch Silber mit der Staffel. In diesem Jahr kamen schon wieder eine Silbermedaille und eine Bronzemedaille in Obertilliach in dieser Woche hinzu. Es sieht ganz so aus, als fiele auch der Südtiroler Apfel nicht weit vom Stamm.

Rebecca Passler zählt zu den großen Talenten im Biathlon. © EXPA Pictures / EXPA/ Lukas Huter

Dabei ist es keineswegs so, dass der Papa streng seine Kinder in die Loipe jagt und an den Schießstand (auch David, der ältere Bruder von Linda, der bereits im Juniorenbereich an den Start geht, ist bei der WM in Obertilliach in der Nähe der Medaillen). Es ist vermutlich ein Automatismus. Andreas nimmt die Kinder mit ins Stadion. Sie haben Freude an diesem abwechslungsreichen Sport und schon ist es passiert in Verbindung mit einer ganz besonderen Schwingung, die da in der Luft liegt. Das Antholzer Biathlon-Gen In Antholz trägt man nämlich automatisch ein Biathlon-Gen in sich. Die Erfolge der vielen Antholzer Athleten in der Vergangenheit tragen einen großen Teil dazu bei und dann natürlich die Generation um Dorothea Wierer, Lukas Hofer und Dominik Windisch. Medaillensammler allesamt und längst bekannt weit über das Tal hinaus. Auch das ist eine nicht zu unterschätzende Motivation. Die Vorbilder spornen an.

Auch Hanna Auchentaller hat sich anstecken lassen von der Begeisterung für diesen Sport und sie hat zudem einen der besten Ratgeber, die es gibt. Es ist Papa Armin, der hinter den Erfolgen der US-amerikanischen Biathletin Susan Dunklee (zweimal WM-Silber) steht. Der ausgebildete Trainer mag durchaus seinen Anteil haben an Hannahs Leistungen, denn er ist ein akribischer Arbeiter und sehr detailverliebt. Die gute Technik von Hannah in der Loipe spricht für einen guten Einfluss. Auch in Obertilliach gehörte sie im läuferischen Bereich stets zu den Besten. Nur Fehler am Schießstand verhinderten Top-Platzierungen. Aber die Staffel steht ja noch aus und da gewann sie, damals noch im Jugend-Bereich, mit Linda Zingerle und Rebecca Passler im vergangenen Jahr die Silbermedaille. Passler muss sein Ja, Passler. Schon wieder so ein Biathlonname, der durch das Antholzer Tal schwirrt. Johann Passler, eine Legende, nahm an vier Olympischen Spielen teil. Sein größter Triumph war dabei sicherlich die Bronzemedaille 1988 in Calgary. Rebecca ist seine Nichte, die Tochter seines Bruders Paul, der ausnahmsweise mal nicht vom Biathlon-Virus infiziert worden ist. Rebecca Passler gilt als eines der ganz großen Talente in Südtirol. In Obertilliach hat sie das erneut nachgewiesen mit Silber im Sprint und Bronze im Verfolger im Juniorenbereich. Nervenstark am Schießstand, mit sehr guter Grundlage in der Loipe. Traum von Olympia daheim Natürlich werden da Erinnerungen wach an die Weltmeisterschaften im Nachwuchs 2011 in Nove Mesto na Moravje in der Tschechischen Republik, als Dorothea Wierer alle drei Einzeltitel bei den Juniorinnen gewann. Das gelang zwei Jahre später nicht mal Laura Dahlmeier 2013 in Obertilliach. Für Wierer wurde danach in Rasen die Pferdekutsche aus dem Stall geholt, um sie standesgemäß durch das Tal zu chauffieren. Die Räder sollten weiterhin gut geölt bleiben und die Rösser immer frisches Futter bekommen, denn es hat ganz den Anschein, als würde es in Zukunft weitere Einsätze geben. Der Nachwuchs ist flügge geworden und das Timing ist perfekt. In fünf Jahren finden die Olympischen Biathlon-Wettbewerbe in Antholz statt. Da sind Linda Zingerle, Hannah Augentaller und Rebbecca Passler so Mitte Zwanzig und mithin im besten Alter, um Träume zu verwirklichen. Ein Einspänner reicht danach vielleicht nicht mehr…

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Die jungen Wilden aus Antholz und ein besonderer Traum

In Obertilliach steigt dieser Tage die Junioren-Weltmeisterschaft. Zu den Hauptdarstellern zählen dabei die Südtiroler Athletinnen und Athleten. Das ist auch unserem Kolumnisten Sigi Heinrich nicht entgangen, der einige interessante Anekdoten parat hat.

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