Die Tops und Flops der Biathlon-Saison

TOP: Dorothea Wierer: Wer vor der Saison gedacht hätte, dass die besten Jahre von Dorothea Wierer bereits vorbei sind, wurde eines Besseren belehrt. Die Südtirolerin gehört auch mit 32 Jahren noch zur absoluten Weltspitze. Drei Weltcupsiege, dazu der zweite Platz in der Gesamtwertung sprechen eine klare Sprache. Obendrein gewann sie bei der WM in Oberhof Gold mit der Damen- und Silber mit der Mixed-Staffel. Schon jetzt steht fest: Wierer ist eine der erfolgreichsten Biathletinnen aller Zeiten. Ob sie weitermachen wird, ist aber noch nicht entschieden.

Lisa Vittozzi: Die heurige Weltcup-Saison stand auch im Zeichen von Lisa Vittozzis Renaissance. Die 28-Jährige ist nach den letztjährigen Krisen-Jahren endlich wieder da, wo sie hingehört. Der neue Cheftrainer Alexander Inderst & Co. sein Team dürften hier ganze Arbeit geleistet haben. Vittozzi war wieder viel stabiler – vor allem am Schießstand. Der dritte Platz im Gesamtweltcup und insgesamt vier WM-Medaillen sprechen eine klare Sprache.

Haben eine starke Saison hinter sich: Lisa Vittozzi und Tommaso Giacomel. © ANSA / RONALD WITTEK

Talente-Ansturm: Vor allem im italienischen Team haben heuer einige Talente den nächsten Schritt gemacht. Tommaso Giacomel lief konstant unter die Top-Ten und feierte zum Saisonende in Östersund seinen lang ersehnten ersten Podestplatz. Bei den Damen haben sich die jungen Antholzerinnen Rebecca Passler und Hannah Auchentaller (sie wurde gar Weltmeisterin mit der Staffel) im Weltcup etabliert. Beide haben eine vielversprechende Zukunft vor sich. Aber auch andere Nationen haben große Talente wie die Schweiz mit Niklas Hartweg (11. im Gesamtweltcup) oder die Österreicher mit Anna Gandler.

Julia Simon: Chapeau, Julia Simon. Die Französin war die beste Biathletin dieses Winters und sicherte sich folgerichtig zum ersten Mal in ihrer Karriere die große Kristallkugel. Vor allem im Duell Frau-gegen-Frau (Massenstart und Verfolgung) ist die 26-jährige Französin extrem schwer zu biegen.

Norwegens Herren: Was will man da noch sagen? Von den ersten sieben Athleten im Gesamtweltcup kommen fünf aus Norwegen. Auch der B-Kader der Elche hätte absolutes Weltklasse-Format.

Die Biathlon-Begeisterung auf den Rängen ist zurück. © APA/afp / VINCENZO PINTO

Rückkehr der Zuschauer: Was den Biathlon-Sport so faszinierend macht, hat man auch heuer wieder gesehen. Erstmals seit zwei Jahren waren die Weltcup-Stadien wieder prall gefüllt. Die Stimmung in den Biathlon-Hochburgen wie Antholz, Oberhof usw. war endlich wieder so, wie man es immer gewohnt war.

FLOP: Bøs Dominanz: Ganz ehrlich: Die Herren-Rennen waren heuer langweilig. Die Dominanz von Johannes Thingnes Bø war unglaublich und hat es in dieser Form auch noch nicht gegeben. Der Norweger übertraf Rekord um Rekord. Beispielsweise gewann der 29-Jährige alle neun Sprint-Rennen. Langfristig kann diese Dominanz für den Biathlon-Sport nicht gesund sein. Aber er ist halt nun mal der Beste.

Johannes Thingnes Bø führte seine Konkurrenz heuer regelrecht vor. © APA/afp / CHRISTOF STACHE

Norwegens Damen: Tiril Eckhoff fiel die gesamte Saison aus, Marte Olsbu Røiseland über weite Strecken. Wenn Røiseland dann ab Jänner zurückkehrte, zeigte sie, aus welchem Holz sie geschnitzt ist. Nun haben beide aber ihre Karriere beendet. Auf den Südtiroler Erfolgstrainer Patrick Oberegger wartet also viel Arbeit. Einzig Ingrid Landmark Tandrevold hat im Damen-Team – stand jetzt – das Format Weltklasse.

Italiens Herren: Einzig Tommaso Giacomel hielt die azurblaue Fahne bei den Herren hoch. Hinter ihm klaffte eine große Lücke. Auch Didier Bionaz ist in den Einzelrennen noch weit entfernt von der Weltspitze – vor allem läuferisch. Die Verletzung von Lukas Hofer, der quasi die ganze Saison ausgefallen ist, war nicht zu kompensieren. Bleibt zu hoffen, dass Hofer in der kommenden Saison zu alter Stärke zurückkehren kann.

Kommunikation der IBU: Mit zwei Regeländerungen vor der Saison hat der Internationale Biathlon-Verband (IBU) viel richtig gemacht. Zum einen zählte die WM – so wie in anderen Wintersportarten auch – nicht mehr zum Weltcup. Zum anderen wurden die Streichresultate im Weltcup endlich weggelassen. Eine neue Regel sorgte dagegen für viel Verwirrung: Die IBU hatte nämlich die Zulassungsbestimmungen für die WM-Wettkämpfe geändert: Hat eine Nation einen Athleten oder eine Athletinnen in den Top-15 der Weltcup-Gesamtwertung, so kann diese Nation im Sprint und im Einzelwettkampf fünf Athleten einsetzen. Die neue Regel war jedenfalls nicht jedem Team im Vorfeld bewusst bzw. wurde anscheinend nicht klar kommuniziert.

Causa Sanfilippo: Das Damen-Team hat eine Traum-Saison hinter sich, die mit Gold in der WM-Staffel von Oberhof gekürt wurde. Einzig der Rücktritt von Federica Sanfilippo brachte vor dem Antholz-Weltcup Unruhe ins Team. Wer am Ende auch immer Schuld gewesen sein mag: Dieses unschöne Biathlon-Ende hatte sich Sanfilippo nicht verdient. Immerhin scheint sie jetzt im Langlauf-Sport ihr Glück gefunden zu haben.

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