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Dominik Windisch ist mit sich und seiner Karriere im Reinen.

Windisch packt aus: Diese Konflikte bewegen die Biathleten

Dominik Windisch ist zwar kein aktiver Athlet mehr, das Biathlon fesselt ihn aber noch immer. Jetzt hat er seine Leidenschaft in einem Buch zu Papier gebracht. Ihm geht es darum, den Fans auch die negativen Aspekte dieses Sport näherzubringen. Vieles hat bei einem legendären Sprintduell mit Deutschlands Biathlon-Star Arnd Peiffer und der hagelnden Kritik auf ihn begonnen.

Von:
Alexander Foppa

Dominik Windisch ist Weltmeister, Olympia-Medaillengewinner und mehrfacher Rennsieger im Biathlon-Weltcup. Dennoch ist er kein klassischer Siegertyp, kein polarisierender Entertainer auf zwei Skiern. Wohl auch, weil er früh gelernt hat, mit Niederlage umzugehen.


Windisch selbst bezeichnet sich sogar als jemand, der mehr Niederlagen einstecken musste, als Erfolge feiern durfte. „Als ganz junger Biathlet war ich immer Letzter oder Vorletzter“, so Windisch. Später wurde er als Weltklasseathlet gefeiert. Genau diese zwei verschiedenen Seiten der Medaille will der heute 33-Jährige den Sportfans schildern – und das in Form einer Biografie.

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Der richtige Moment heißt das Buch, das der ehemalige Biathlet in Zusammenarbeit mit seinem Manager Sascha Russotti und dem Athesia-Tappeiner-Verlag an diesem Donnerstag im Hotel Laurin in Bozen offiziell vorgestellt hat. Windisch war kein Seriensieger, sondern bei Großereignissen, bei schwierigsten Bedingungen, eben im richtigen Moment, voll da – und erfolgreich. Doch darauf spielt er mit seinem Buchtitel gar nicht an. „Es gibt so viele richtige Momente in diesem Sport. Momente, die einen prägen“, so Windisch, der erklärend ausführt: „Ein richtiger und wichtiger Moment war es, als ich als Jugendlicher erstmals Drittletzter wurde, anstatt immer ganz am Ende zu stehen. Ich wurde belächelt, doch an diesen Dingen habe ich mich hochgezogen.“

Ein Sprint, der vieles veränderte

Entscheidende Momente gab es auch später in seiner Karriere noch zuhauf. „Sie waren aber nicht nur positiv“, sagt er heute. Als sein älterer Bruder Markus im Clinch mit den Trainern seine Weltcup-Karriere beendete, war er „emotional hin- und hergerissen zwischen der Liebe zu seiner Familie und der gut funktionierenden Zusammenarbeit mit den Betreuern.“ Dafür hatte Windisch später in Sachen Trainerentscheidungen selbst einiges schlucken müssen, nämlich als er wiederholt nicht für die Mixed-Staffel nominiert wurde und ihm so bei Großevents gute Medaillenchancen entwichen. „Diese Abläufe und die damit verbundenen Emotionen erläutere ich in meinem Buch“, so der heutige Biathlontrainer und Hobby-Fußballer.

Heute arbeitet Dominik Windisch als Trainer im Landeskader.


Es gibt einen großen Schlüsselmoment in der Karriere des Dominik Windisch, der ihn nachdenklich stimmte und viele Dinge hinterfragen ließ. Dieser war Triebfeder beim Schreiben seines Buches. „Ganz ehrlich“, sagte Windisch mit leiser Stimme im vornehmen Ambiente des Hotel Laurin, „das war Olympia 2018 in Pyeongchang. In der Mixed-Staffel, mein Sprint gegen Arnd Peiffer.“ In einem sagenhaften Antritt in der letzten Kurve zog Windisch am DSV-Star vorbei. Dieser setzte im Zielsprint zur Gegenoffensive an, doch der Azzurro zog leicht in Peiffers Lauflinie und hielt ihn in Schach. Italien gewann Bronze, Favorit Deutschland ging leer aus.

In dieser Szene schnappte Dominik Windisch Arnd Peiffer Olympia-Bronze weg. © PENTAPHOTO


Es folgte nicht nur eine verbale Attacke des deutschen Athleten, „da prasselte medial einiges auf mich ein, erstmals in meinem Leben war ich heftiger Kritik ausgesetzt. Und auf der anderen Seite wurde ich gleichzeitig gefeiert. Das kannst du nicht einfach so wegstecken.“ Sätze wie diese zeigen, dass Windisch nicht dem Klischee eines unfehlbaren Sportstars entspricht. Spannungen innerhalb des Nationalteams konnte er gar nicht ertragen, „und ja, auch die gab es. Diese Konflikte und auch der Druck im Rennen, das bewegt einen Profisportler.“
„Erst jetzt habe ich mit vielem so richtig abgeschlossen“ Dominik Windisch

Als die Anekdoten für das Buch zusammengetragen wurden, habe es in ihm nochmal begonnen zu arbeiten. „Ich denke, erst jetzt habe ich mit vielem so richtig abgeschlossen“, gab sich Windisch jetzt im Gespräch mit SportNews nachdenklich. Dann schob er rasch hinterher: „Aber hey, es gibt in diesem Buch nicht nur Tiefgründiges! Es ist auch ein lockerer Blick hinter die Kulissen, mit Erzählungen von Partys in Russland, von angeblichen Küssen im Kabinentrakt und einem ganz nahen Auge auf meine langjährige Weggefährten Luki Hofer und Doro Wierer.“

Letztere hat übrigens das Vorwort in Windischs Buch geschrieben. Dort heißt es: „Viele waren der Meinung, dass aus ihm nie ein richtiger Weltcup-Athlet werden würde – falsch gedacht!“ Oder doch nicht? Denn ein Weltcup-Athlet wurde Dominik Windisch zwar, allerdings ein gänzlich untypischer.


Dominik Windischs Buch ist seit Mittwoch im Handel zum Preis für 25 Euro erhältlich.

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