
Wiedersehen im Weltcup: Christoph Pircher (l.) und Tommaso Giacomel kennen sich von früher. © Pierre TEYSSOT
Pircher und Giacomel: Sie verbindet Persönliches
Der eine zählt zu den besten Biathleten der Welt, der andere steht erst vor seinem Debüt auf der großen Bühne. Und dennoch: Tommaso Giacomel und Christoph Pircher teilen einen Werdegang. Der Trentiner und der Südtiroler haben ihre Kindheit miteinander verbracht – und sie haben eine gemeinsame Vertrauensperson.
11. Dezember 2025
Aus Hochfilzen

Von:
Alexander Foppa
Tommaso Giacomel ist erst 25 Jahre alt, hat in der Biathlonszene aber bereits viel erlebt. Er hat im Weltcup gewonnen, vier WM-Medaillen eingefahren – und jede Menge Journalistenfragen beantwortet. Dennoch muss er verlegen schmunzeln, als ihn SportNews in Hochfilzen nach Weltcup-Debütant Christoph Pircher befragt. „Ich gönn' ihm diesen Moment. Er ist ein guter Junge“, so Giacomel. Er muss es wissen, denn er kennt Pircher seit Kindheitstagen. „Schon damals war Christoph extrem ehrgeizig, fokussiert.“
Italiens bester Biathlet stammt aus Imer im Primiero-Tal, Pircher verbrachte als Kind viel Zeit im Nachbardorf Transacqua. Dort lebt Christophs Vater Marcello Pradel, ein wahrer Biathlon-Pionier in den Trentiner Dolomiten. Er hat nicht nur seinen Sohnemann an den Wintersport herangeführt, „er war auch mein erster Trainer“, verrät Giacomel, „Marcello hat mich geprägt, ein Mann mit Humor und riesengroßer Liebe für den Sport.“
„Christophs Vater war mein erster Trainer“ Tommaso Giacomel
Pircher ist zwar drei Jahre jünger als Giacomel, dennoch kreuzten sich ihre Wege schon früh bei der US Primiero. „Ich habe dort zuerst Langlauf gemacht, dann Biathlon. Tommy war mein Vorbild, er war ein bisschen älter, immer ein bisschen schneller, ein bisschen besser.“
Zusammen in Primiero, dann in Mals
Pircher wuchs in Terlan auf, verbrachte die Wochenenden und Ferien aber meist bei seinem Vater im Trentino. Erst als der heute 22-Jährige auf seinem weiteren Werdegang neuerlich in die Fußstapfen von Giacomel trat, wurden die Besuche weniger. Pircher folgte seinem Vorbild nämlich in die Sportoberschule nach Mals. Giacomel erinnert sich: „Es ist toll, dass wir jetzt im Weltcup zu zweit aus unserem Tal sind. Aber ich muss auch sagen: Richtig ermöglicht hat uns das alles die Schule in Mals. Ohne diese Ausbildung wären wir heute vermutlich nicht im Profisport gelandet.“Mittlerweile hat Giacomel 158 Weltcup-Rennen bestritten, Pircher geht am Freitag erstmals überhaupt an den Start. Er hat sich mit Spitzenplätzen im IBU Cup aufgedrängt. „Ich habe am Sonntagabend in Obertilliach davon erfahren, am Montag ging es dann direkt nach Hochfilzen. Über Weihnachten werden wir auch mal drauf anstoßen, jetzt ist alles schnell gegangen“, schmunzelt Pircher. Er erzählt auch von seinem ersten Training auf dem Weltcupkurs: „Die erste Runde musste ich andauernd grinsen. Das war ein pures Glücksgefühl.“
Christoph Pircher steht die Vorfreude auf sein Weltcup-Debüt ins Gesicht geschrieben. © Pierre TEYSSOT
Pircher hat einen schweißtreibenden Sommer hinter sich. Auf der Valser Alm in den Passeirer Bergen, die sein Cousin führt, hat er bei der Vieharbeit mit angepackt, zudem hat er – laut eigenen Aussagen – so hart trainiert wie nie zuvor. Sein Ziel: der Biathlon-Weltcup. Dieses wird er am Freitag im Sprint in Hochfilzen vorzeitig erreichen. Das werde ein Moment der Genugtuung, sagt der Newcomer, „Meine Tante und ihr Freund werden hier sein, vielleicht kommt noch der ein oder andere Bekannte. Aber ich sehe mich jetzt nicht am Ziel angekommen, das soll eher ein neuer Startpunkt sein. Ich hoffe, die nächsten Monate und Jahre kommt noch viel mehr.“
„Christoph ist ein cooler Typ“ Rebecca Passler
Sätze wie diese deuten es an: Pircher verfügt über ein gesundes Selbstvertrauen, er hat einen Plan. So beschreibt ihn auch seine Teamkollegin Rebecca Passler: „Christoph ist ein cooler Typ, einer, der selbstbewusst und zugleich sehr selbstkritisch ist. Ich gebe ihm einen Tipp fürs Rennen: einfach genießen!“
So verschieden und doch so gleich
Während Pircher erste Erfahrungen sammelt, geht es bei Giacomel um die Top-Plätze. Zwischen den beiden Azzurri liegen sportlich (noch) Welten. Aber, so sagt Italiens Biathlon-Chef Klaus Höllrigl, beide hätten etwas, was andere nicht haben: „Diesen unbändigen Willen, diesen Fokus. Charakterlich sind sie völlig unterschiedlich, aber im Sport haben sie die gleiche Herangehensweise.“ Sie haben die gemeinsamen Anfänge, der gemeinsame Werdegang und wohl auch die gemeinsame Bezugsperson Marcello Pradel geprägt. Und wer weiß, vielleicht stehen sie ja irgendwann gemeinsam auf einem Weltcup-Podest.Profil bearbeiten
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