e Biathlon

Christoph Pircher (l.) und Felix Ratschiller (r.) verbindet ein gemeinsamer Lebenswerg. © SN

Sind diese zwei Freunde die Biathlon-Stars von morgen?

Sie stammen beide aus Südtirol, sie sind gleich alt, haben die selbe Schule besucht und sie teilen gemeinsame Leidenschaften. Vor allem aber haben sie das gleiche Ziel im Blick: Die Weltspitze im Biathlon. Die Rede ist von Christoph Pircher und Felix Ratschiller.

Von:
Alexander Foppa

SportNews hat Christoph Pircher und Felix Ratschiller kürzlich im Trainingslager im Martelltal besucht und mit ihnen ein langes, durchaus amüsantes Gespräch geführt. Zuvor aber haben wir uns in der Szene umgehört und Meinungen über die beiden aufstrebenden Wintersportler eingeholt. Die Rückmeldungen fielen allesamt ähnlich aus, wobei sie folgende Aussage von Italiens Biathlon-Chef Klaus Höllrigl am besten zusammenfasst: „Das sind richtig clevere, sympathische Buben, die schon jetzt denken wie Vollprofis.“


Also wollten wir diese „Buben“ selbst besser kennenlernen, und sind dann beim Kaffee-Ratscher im Martellerhof rasch auf verblüffende Ähnlichkeiten gestoßen. Pircher und Ratschiller kennen sich bereits seit Kindheitstagen, traten anfangs in der Loipe gegeneinander an, um sich dann später in Mals eine Schulbank zu teilen. Beide sind 20 Jahre jung und haben für diese Sportart verhältnismäßig früh mit Biathlon begonnen. „Wir waren beide sechs, sieben Jahre alt“, erzählt Pircher, der zwar aus Terlan stammt, das Langlaufen aber bei seinem Vater in Primiero erlernt hat. „Er arbeitet dort als Trainer. Wir haben ihn früher jedes Wochenende besucht, auch heute bin ich noch regelmäßig im Trentino.“

Ein Sommer auf der Alm und in den Bergen

Ratschiller dagegen stammt aus Martell und hat „das Biathlon förmlich in die Wiege gelegt bekommen“, wie er selbst sagt. Seine um sechs Jahre ältere Schwester Lisa war selbst Biathletin, zählte lange zu den hoffnungsvollsten Talenten in Italien. Im Martelltal hat Ratschiller die höchsten Berge Südtirols direkt vor der Haustür. „Ich habe zwar bis ins Oberschulalter Fußball gespielt, doch es zog mich schon früh raus zum Klettern, zum Skitourengehen. Die Berge waren immer meine Leidenschaft.“ Diese Leidenschaft teilt sich der Vinschger mit dem Etschtaler Pircher, der den Sommer über bei seinem Cousin auf der Valser Alm im Passeiertal fleißig mit anpackt.
„Christoph ist ein wahrer Biathlon-Fanat.“ Felix Ratschiller

Während der Saison stehen Pircher und Ratschiller häufig gemeinsam in der Loipe, nach den Rennen teilen sie sich dann einen Platz vor dem Fernsehen. Die Weltcup-Rennen verfolgen sie sowohl in der TV-Übertragung, als auch in der Online-Statistikzentrale, gleichen dort Zwischenzeiten und Schießeinheiten miteinander ab. „Christoph ist ein wahrer Biathlon-Fanat. Diese penible Analyse betreibt er auch bei jedem seiner Trainings“, verrät Ratschiller. Pircher kontert schmunzelnd: „Komm schon, da stehen wir uns um nichts nach.“ Beide nennen einen der Bø-Brüder als großes Vorbild: Ratschiller den deutlich erfolgreicheren Johannes Thingnes, Pircher den nicht minder talentierten Tarjei.

Jedenfalls sind es nicht nur diese Idole, die Hingabe fürs Biathlon, die gemeinsame Jugend und die Leidenschaft für die Berge, die die beiden verbinden, sondern auch der steinige Weg nach oben. Pircher stand bereits im Junioren-Weltcup mehrfach auf dem Podest, lief bei der Junioren-EM vom 34. auf den dritten Platz und räumte vergangenes Frühjahr bei der WM seiner Altersklasse zwei Staffelmedaillen ab. Dann kam diesen Sommer aber der große Schock: Kreuzbandriss, hieß die Diagnose! „Das war eine ganz schwierige Zeit, ein Jahr Pause hätte mich extrem zurückgeworfen.“ Es blieb aber beim Konjunktiv, denn genauere Untersuchungen ergaben, dass das Kreuzband noch an zwei Fasern hing. „Ich musste also nicht unters Messer und konnte rasch wieder trainieren, wenn auch eingeschränkt“, erzählt er.

Christoph Pircher (l.) und Felix Ratschiller (r.) vergangenen Winter in Aktion. © privat


Mittlerweile ist Pircher schon wieder so gut in Form, dass er sich für die IBU-Cup Rennen ab Donnerstag in Kontiolahti qualifizieren konnte. „Ich freue mich riesig, erstmals darf ich mich mit den Großen messen“, sagt er. Das möchte auch Ratschiller schnellstmöglich, auch wenn er sich nach einer langen Leidenszeit noch etwas gedulden muss. Er hatte vor zwei Jahren immer wieder mit Herzrasen zu kämpfen, ehe das Problem endlich gefunden wurde und er sich im November 2021 in Bozen einer Operation am Herzen unterziehen konnte. Die Folgen der langen Auszeit spürte Ratschiller bis weit rein in die vergangene Saison. „Das eine, perfekte Rennen hatte ich bislang noch nie. Doch das wird noch kommen, da bin ich mir sicher. Jetzt gilt es erstmal im Junioren-Weltcup ganz vorne mitzumischen.“ Die Chance dazu bekommt er Anfang Dezember in Pokljuka.
„Wir dürfen doch träumen, oder?“ Christoph Pircher

IBU-Cup und Junioren-Weltcup sollen jedoch nur eine Zwischenstation nach oben, bis ins Konzert der Großen, sein. Im Weltcup wollen sie später einmal in die Fußstapfen eines Dominik Windisch oder Lukas Hofer treten. „Schritt für Schritt“, bremst Pircher, „wir profitieren aktuell enorm von diesen großen Athleten. Speziell Luki (Hofer, Anm.d.R.) steht uns fast täglich mit Rat und Tat zur Seite.“ Jedoch machen beide keine Hehl um ihre ambitionierten Ziele. Ratschiller träumt von einer Olympia-Medaille, für Pircher wäre der Gesamtweltcup das allergrößte. „Wir dürfen doch träumen, oder?“, so Pircher. Ratschiller sagt: „In erster Linie wollen wir aber, dass sich Biathonfans später eimal an uns erinnern und sagen: 'Das war ein top Sportler!'“ Daneben sitzt Pircher und stimmt nickend zu.

Sätze wie diese zeigen, dass Klaus Höllrigl mit seiner Beschreibung wohl recht hat: Christoph Pircher und Felix Ratschiller sind clevere, sympathische Buben, die denken wie Vollprofis.


Diese Botschaft senden Christoph Pircher und Felix Ratschiller an die SportNews-Leser:

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