So umgeht Antholz die Corona-Tristesse

Als ich vor mehr als zwanzig Jahren zum ersten Mal von meinem Sender nach Antholz geschickt wurde, um über die Biathlonrennen dort zu berichten, hatte ich keine Vorstellung davon, was mich erwarten würde. Ich wusste nicht viel über die Gegend und schon gar nichts über die Lage des Stadions.

So viel hatte ich bis dahin gelernt: Anlagen für diesen Sport liegen oft etwas abseits. Schon aus Sicherheitsgründen vermutlich, weil ja doch scharf geschossen wird. Und dann dies: Schon die Anfahrt war ein Erlebnis. Als führe man in den Himmel hinein. Immer weiter hinauf. Und der Blick dann von dort oben war grandios, wohin auch immer man schaute. Ich war im Lauf der Jahre überall. In Russland und in den USA und auf allen Biathlon-Schauplätzen in Europa. Deshalb kann ich reinen Gewissens sagen und behaupten: Antholz besitzt das mit Abstand schönste Biathlonstadion der Welt, denn alles was man benötigt, um tollen Sport vor atemberaubender Kulisse durchzuführen, hat man feinfühlig unter die Erde gebaut. Nichts trübt den Blick auf die umliegenden Gipfel im Naturpark Rieserferner-Ahrn. Einfach genial.

Natürlich hat sich das herumgesprochen. Antholz ist vor allem für viele Fans aus Deutschland ein Wallfahrtsort geworden. Einmal im Leben muss man hier gewesen sein. Und danach wird man sowieso Wiederholungstäter. Mancher bleibt sogar ein Leben lang. In diesem Jahr freilich müssen alle von ihren schönen Erinnerungen leben, denn auch in Antholz sind keine Zuschauer zugelassen. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt Zum Glück sind Südtiroler keine Kinder von Traurigkeit. Sie sind aktiv und einfallsreich und so hat die Organisation um den Präsidenten Lorenz Leitgeb und Generalsekretärin Erika Pallhuber gemeinsam mit dem gesamten Team nicht lange lamentiert, sondern die Ärmel hochgekrempelt. Man könnte auch sagen: Die Computer hochgefahren. Es gibt nämlich einen eigenen Hashtag: #AntholzFamily. Die Idee dahinter ist so einfach wie genial und entspricht dem Herzenswunsch der Verantwortlichen: Man will die Fans nicht im Stich lassen, auch wenn sie körperlich nicht dabei sein können. Zunächst hat man Grußvideos gesammelt von Stars wie Johannes Dale, Maren Hammerschmidt, Laura Dahlmeier und natürlich auch von Dominik Windisch, Lukas Hofer, Dorothea Wierer und diese zu den Fans geschickt.

Für emsiges Treiben sorgen in der Südtirol Arena in diesem Jahr nur Athleten und Helfer.

Im Gegenzug sind unglaublich viele Fanclubs aktiv geworden und haben ihrerseits gezeigt, wie und wo sie die Rennen in Antholz verfolgen werden, wobei natürlich auch diesen Aktivitäten Grenzen gesetzt sind aufgrund der Corona-Beschränkungen. Und es geht noch weiter. Die Fans hatten die Möglichkeit, von sich selbst eine lebensgroße Pappfigur anfertigen zu lassen. &bdquo;Wir stellen sie dann ins Stadion und nach der Veranstaltung können die Fans sie als Erinnerung erhalten“, erzählt Günther Leitgeb, der diesmal als Stadionsprecher auch keine leichte Aufgabe hat, denn Pappfiguren reagieren ziemlich träge auf Anfeuerungen. Aber immerhin werden so aus Zuschauern im Stadion plötzlich Zuschauer vor den Fernsehgeräten, die das Gefühl vermittelt bekommen, doch irgendwie beim größten Sportevent Südtirols dabei zu sein. Und ich bin sicher, dass viele darauf hoffen, sich selbst zu sehen. So kommt Leben in die Bude, auch wenn die Figuren natürlich nicht die gewohnte Kulisse ersetzen können.

Zudem wird virtual ein &bdquo;Fan des Tages“ gekürt. Auf Facebook und Instagram können die Zuschauer vom Fernsehsessel aus posten bis die Finger schmerzen. Und auch der Nachwuchs aus Südtirol ist Teil der Aktivitäten. Die Volksschulkinder, die normalerweise immer einmal zu einem Rennen ins Stadion dürfen, haben ihre Malstifte ausgepackt und zeichnen mit wachsender Begeisterung Porträts von sich selbst, die dann natürlich auch im Stadion ausgestellt werden. So sind sie zwar nicht dabei aber doch mittendrin. Die Macher von Antholz haben jedenfalls alle zeitgemäßen Register gezogen, um aus einer schwierigen Situation doch noch ein großes Biathlon-Erlebnis zu machen, auf das man sich nicht nur in Südtirol freut.

Fußball

Italien

Internationale Ligen

International

Eishockey

Internationale Ligen

Wintersport

Weitere Sportarten

Motorsport

Radsport

Wassersport

Events

Favoriten

So umgeht Antholz die Corona-Tristesse

Empfehlungen

Kommentare (0)