6 Freestyle

Moritz Happacher wechselt vom Freestyle-Weltcup auf den Fußballplatz.

Aus dem Sextner Ski-Akrobaten wird jetzt ein Torjäger

Moritz Happacher gilt als einer der talentiertesten Freestyler Südtirols. Nun schlägt der Sextner einen neuen Weg ein. Dieser führt ihn in eine Bäckerei – und in den Südtiroler Fußball.

Von:
Thomas Debelyak

Wenn sich Moritz Happacher seine zwei kurzen Skier anschnallt, dann ist jedem klar: Jetzt wird es gleich spektakulär. Mal katapultiert sich der Pusterer von einem dieser künstlich angelegten Schneehügel meterweit in die Höhe und legt bis zur Landung mehrere Luftrollen hin. Mal rutscht er mit seinen Skiern über eine schmale Stange aus Metall, auf „Freestylerisch“ Rail genannt, um dann per stilvoller Drehung im Schnee aufzusetzen. Mal gleitet er rücklings eine steile Piste hinunter, bei der manch ein Skifahrer sogar richtig herum seine Probleme hätte.


Ja, Ski-Freestyler sind wahre Akrobaten im Schnee. Moritz Happacher war lange Zeit einer von ihnen – und ein richtig talentierter noch dazu. Als Teenager im Südtiroler Landeskader, später in Italiens Nationalmannschaft, bestritt der 22-Jährige in der vergangenen Saison schließlich seine ersten beiden Weltcuprennen und durfte als Höhepunkt mit zur Weltmeisterschaft in Georgien. Doch weitere Einsätze werden nicht dazukommen. Der Sextner hat seine Karriere nämlich still und leise beendet.

Spektakuläre Bilder: Moritz Happacher in Aktion.


„Ich habe gemerkt, dass die Freude nicht mehr so groß ist wie früher“, sagt Happacher. Der Schlüsselmoment war ausgerechnet sein großes Karrierehighlight, die Weltmeisterschaft. „Ich bin mit großer Freude hingefahren, als ich dann aber nach Hause gekommen bin, habe ich realisiert, wie zach dieser Sport wirklich ist. Um in die Top 20 zu kommen, musst du einen riesigen Schritt machen, um bei den Top 5 dabei zu sein, ist noch einmal derselbe Sprung nötig. In dieser Sportart ist der Unterschied zwischen den Athleten riesig. Ich begann zu zweifeln, ob ich das noch machen will“, erzählt der junge Pusterer.

Jetzt stürmt er für den AFC Sexten

Als sich Happacher bei der Italienmeisterschaft im April dann auch noch das Seitenband im Knie gerissen hat, war für ihn bald klar: Das war’s. Auch, weil der Wunsch nach einem geregelten Leben immer größer wurde. „Ich habe meinen Traum gelebt und sehr viel von der Welt gesehen. Aber jetzt genieße ich es, nicht immer auf Reisen sein zu müssen.“

Moritz Happacher vor dem Start eines Weltcuprennens.


Außerdem kann Happacher jetzt seiner zweiten großen Leidenschaft nachgehen. Seit einigen Wochen spielt er wieder Fußball, und zwar bei seinem Heimatverein Sexten, der in der 2. Amateurliga angesiedelt ist. „Bis zum Alter von 16 Jahren habe ich immer Fußball gespielt, mit Sexten wurden wir sogar U15-Landesmeister. Dann kam ich in die Freestyle-Nationalmannschaft, da war Fußballspielen leider zu gefährlich und ich musste aufhören“, so Happacher, der nun als Stürmer für Furore sorgen möchte. „Das Ballgefühl fehlt mir noch ein bisschen, aber langsam langsam wird das schon“, schmunzelt er.

Neues Leben als Bäcker

Happacher hat auch schnell einen neuen Beruf – oder besser gesagt eine neue Berufung – gefunden. „Meine Familie betreibt in Sexten eine Bäckerei. Dort packe ich jetzt mit an“, sagt der 22-Jährige, der täglich ab 4 Uhr in der Backstube steht und nebenher die Ausbildung zum Bäcker macht. „Das macht mir richtig Spaß“, freut sich der Sextner.

Ganz losgekommen vom Skifahren ist der enge Freund von Tennis-Star Jannik Sinner aber doch nicht. „Im Winter werde ich mir die Skier sicher wieder anschnallen und ein paar Runden drehen. Dann aber ohne Wettkämpfe“, versichert er. Den einen oder anderen spektakulären Move wird man von Moritz Happacher dennoch zu sehen bekommen. Das liegt ihm schließlich im Blut.

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