Die „Geister-Tour“ in Südtirol: Irgendwie gespenstisch

Von Michael Andres, Toblach

Für gewöhnlich herrscht um diese Jahreszeit viel Leben in Toblach: Touristen säumen die Straßen, Hobbysportler verbringen hier ihren Winterurlaub. Insbesondere wenn das Langlauf-Etappenrennen Tour de Ski Anfang Jänner traditionell ins Hochpustertal kommt, ist für Stimmung gesorgt. Jubelnde Zuschauer entlang der Strecke und in der Nordic Arena sowie zahlreiche Journalisten aus aller Herren Länder prägen das Bild.

Diesmal war alles anders. Sozusagen unter Ausschluss der Öffentlichkeit machte die Geister-Tour am Dienstag und Mittwoch in Toblach halt. Zuschauer waren keine zugelassen und auch Medienvertreter waren weniger hier als sonst. Die Corona-Maßnahmen waren streng. Nur wer einen negativen Corona-Test – nicht älter als 48 Stunden - vorweisen konnte, durfte in die Blase der Tour de Ski.

Idylle und Ruhe: So präsentierte sich die Nordic Arena am Mittwochvormittag, einige Stunden vor den Rennen. © am

Schlussendlich waren mit dem Tour-Tross rund 800 Personen in dieser Toblacher Blase, allesamt negativ getestet, versteht sich. Einer davon war der norwegische Journalist Morten Stenberg. Während die Athleten aus dem Mutterland dieser Sportart aufgrund der Corona-Pandemie auf eine Tour-Teilnahme verzichteten, waren Stenberg und Kameramann Terje Haugnes für den norwegischen öffentlich rechtlichen TV-Sender NRK vor Ort. Sie waren die einzigen Medienvertreter aus der Langlauf-Nation Nummer 1.

2 Norweger in Toblach: Terje Haugnes (links) und Morten Stenberg. © am

&bdquo;Obwohl unsere Athleten nicht dabei sind, war es für uns dennoch wichtig, die Tour de Ski zu verfolgen“, erklärte Stenberg, der bisher bei jeder Tour de Ski – seit das Etappenrennen in der Saison 2006/2007 ins Leben gerufen wurde – mit dabei war. Skilanglauf sei in Norwegen Volkssport Nummer 1. Dass das norwegische Nationalteam sich gegen eine Tour-Teilnahme entschieden hat, bedauere Stenberg. &bdquo;Die Sicherheitsvorkehrungen hier sind optimal“, lobte der Journalist. Dennoch zeigte er Verständnis für die Entscheidung des Nationalteams, das aufgrund der Coronavirus-Krise vor der WM in Oberstdorf (ab 23. Februar) jedes Risiko vermeiden wolle.

Für einen reibungslosen Ablauf sorgten unter anderem OK-Chef Gerti Taschler und sein Team. &bdquo;Natürlich waren die Corona-Sicherheitsvorkehrungen ein Mehraufwand, aber alles klappte bestens“, freute sich Taschler nach den Rennen. Die Vorschriften seien stets respektiert und eingehalten worden. Ob Interviews mit Abstand oder die Maskenpflicht außerhalb der Wettkämpfe – die Anwesenden in Toblach verhielten sich vorbildhaft, wie Taschler bestätigte. &bdquo;Es war aber schon ein komisches Gefühl, insbesondere die fehlende Stimmung beim Zieleinlauf der Sieger“, so Taschler über Sport in Corona-Zeiten.

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Eine neue Situation war die Geister-Tour auch für Stadion-Speaker Toni Lanz. &bdquo;Auch wenn keine Zuschauer hier sind, gilt es die anwesenden Leute, von Athleten bis hin zu Funktionären und Helfern, zu unterhalten“, betonte er. Ohne Publikum sei es zwar schwierig, &bdquo;ein Feuer zu entfachen“, aber dennoch machte ihm die Moderation auch diesmal großen Spaß. Er hofft, in der nächsten Saison wieder zahlreichen Zuschauern einheizen zu können.

Mitorganisatoren der Tour in Toblach: (v.l.) Patrick de Zordo, OK-Chef Gerti Taschler, Speaker Toni Lanz und Eugenio Rizzo. © am

Ob die Tour de Ski auch in der Saison 2021/2022 nach Toblach kommt, entscheidet sich beim FIS-Kongress im Juni. Die Organisatoren hoffen darauf und sind zuversichtlich. Denn eines wurde auch diesmal einmal mehr klar: Skilanglauf gehört nach Toblach, ob als Geisterrennen oder – noch besser – mit zahlreichen Fans.

Die Berichte zu den Rennen am Mittwoch gibt es hier.

Die Berichte zu den Rennen am Dienstag gibt es hier.

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