Warum Norwegen diese Frau fürchtet

Zuerst Marit Bjørgen, dann Therese Johaug: Das sportbegeisterte norwegische Volk wurde im letzten Jahrzehnt und darüber hinaus mit unzähligen Erfolgen verwöhnt. Oft stellten sich die Fans nicht die Frage, ob eine Norwegerin das Rennen gewinnt, sondern welche. Diese Zeiten könnten aber schon bald der Vergangenheit angehören – denn die Schwedin Frida Karlsson, der neue Stern am Langlauf-Himmel, setzt Therese Johaug & Co. bereits Monate vor dem Start der nächsten Saison mächtig unter Druck. Und dafür steht sie fast täglich in den Schlagzeilen. Rasanter Karriereverlauf Die Laufbahn der Frau aus Sollefteå liest sich wie eine großartige Erfolgsgeschichte: Im Vorjahr räumte sie bei der Junioren-Weltmeisterschaft in Lahti (Finnland) drei Goldmedaillen ab, rund einen Monat später gab sie in Cogne (Italien) ihr Weltcup-Debüt, wo sie auf Anhieb den siebten Rang belegte. Das bisherige Karrierehighlight folgte bei der Weltmeisterschaft in Seefeld 2019: Im 10-Kilometer-Bewerb in der klassischen Technik brachte die damals 19-Jährige die haushohe Favoritin Johaug bis an den Rand einer Niederlage und holte sensationell Silber. Auf der Königsdistanz (30 km) gewann sie als Dritte ebenfalls Edelmetall – und das ohne zuvor auf dem Weltcup-Podest gestanden zu haben.

Wie ein Phönix aus der Asche: Frida Karlsson bot Therese Johaug bei der Weltmeisterschaft 2019 in Seefeld Paroli. © APA / BARBARA GINDL

Alles deutete darauf hin, dass Karlsson in der darauffolgenden Saison die norwegische Vormachtstellung durchbrechen sollte. Doch es kam alles anders: Wegen angeblicher Gewichtsprobleme bestritt sie bis Februar 2020 nur ein einziges Weltcuprennen. Auch bei der Tour de Ski durfte sie auf Anordnung des eigenen Verbandes nicht starten. Schließlich gab sie im Februar im schwedischen Östersund nach mehrmonatiger Pause ihr Comeback, konnte an die alten Leistungen (zunächst) jedoch nicht anknüpfen. Johaug in deren Wohnzimmer besiegt Rund zwei Wochen später präsentierte sich Karlsson wieder in Topform und schlug beim verfrühten Saisonfinale zurück: Ausgerechnet am Holmenkollen in Oslo zwang sie die bis dahin ungeschlagene Johaug über die 30 Kilometer in die Knie. Spätestens jetzt nahm Karlsson die Rolle der Johaug-Gegenspielerin auf – und untermauerte diese durch beeindruckende Testergebnisse im Sommer. So brach sie kürzlich bei einem traditionellen Fitnesstest einen fünfjährigen Rekord, den Teamkollegin Ebba Andersson aufgestellt hatte. Wenige Tage später unterbot sie ihre eigene Bestmarke. Dokumentiert wurde dies von den skandinavischen Medien, die sie auf Schritt und Tritt verfolgen.

Experten sind sich einig, dass sich Johaug in der nächsten Saison warm anziehen muss. &bdquo;Therese muss aufpassen“, sagte etwa der ehemalige Weltcup-Athlet Torgeir Bjørn. &bdquo;Karlssons Entwicklung bedeutet, dass die Distanzrennen bei den Frauen wieder interessant werden.“ Ob er damit Recht behält, wird sich zeigen. Die neue Saison beginnt am 27. November in Ruka (Finnland).

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