Kombiniererinnen geschockt: „Wollte alles hinschmeißen“

Daniela Dejori ist in Italien mit Annika Sieff das Aushängeschild in der Nordischen Kombination. Nach einer von Verletzungen und Krankheiten geprägten Saison will die 19-Jährige im nächsten Winter wieder zu alter Stärke zurückfinden. Die Vorbereitungen darauf wurden in der letzten Woche jedoch von einem großen Rückschlag gebremst. Die Nordische Kombination der Frauen wird auch 2026 nicht olympisch. Dabei sind die Herren-Wettbewerbe bereits seit 1924 im Programm verankert. &bdquo;Als ich die Nachricht gehört habe, wollte ich alles hinschmeißen“, meint Dejori, die im nachfolgenden Interview über die Gründe, die Reaktionen und die Auswirkungen spricht.

Wie haben Sie die Entscheidung aufgenommen? Haben Sie damit gerechnet, dass es nicht reichen könnte? &bdquo;Ich hatte ein 50:50-Gefühl. Einerseits dachte ich, dass es angesichts der Bemühungen von uns Athletinnen und dem Internationalen Ski-Verband FIS bestimmt klappen würde. Ich sah keine guten Gründe, warum das IOC dagegen entscheiden sollte. Andererseits hatte ich schon vor einigen Monaten durch eine E-Mail erfahren, dass es eng werden könnte. Deshalb wollte ich nicht zu viel Energie in die Sache hineinwerfen, sonst wäre ich nämlich zu frustriert gewesen.“

Was gab den Ausschlag gegen eine Aufnahme ? &bdquo;Das IOC hat seine Entscheidung dadurch begründet, dass wir erst eine einzige Weltmeisterschaft bestritten haben und dort nur zehn Nationen vertreten waren. Ich habe für diese Erklärung kein Verständnis. Wenn man einen Sport größer machen will, sind die Olympischen Spiele die größte Bühne. Es muss doch irgendwo einen Startpunkt geben. Wie soll sich ein Sport entwickeln, wenn man ihn seiner größten Chance beraubt? Ich kann die Begründung nur schwer nachvollziehen. Denn ich verstehe zwar, dass es kein Kinderspiel sein sollte, bei Olympia zu starten. Doch auch wenn wir wenige sind, so trainieren wir genauso viel wie alle anderen Athleten und Athletinnen.“

Daniela Dejori lässt sich nicht unterkriegen. © Daniela Dejori

Ist der Ärger nun groß? &bdquo;Ich habe das Gefühl, dass wir umsonst dafür gekämpft haben: Petitionen, Aufrufe von anderen Sport-Stars, starke Medienpräsenz – alles für nichts. Im ersten Moment dachte ich mir: 'So, jetzt höre ich auf'. Ich habe nichts mehr, um jeden Tag motiviert zum Training zu fahren. Keinen Anreiz, um zu zeigen, was wir Athletinnen draufhaben. Vielen erging es so. Nach dem ersten Schock haben wir aber gemeinsam entschieden, dass wir es Ihnen nun erst recht zeigen wollen. Dass wir den Sport entwickeln können – unabhängig davon, ob die Nordische Kombination der Damen nun olympisch ist oder nicht. Das Niveau wird sich genauso wie die teilnehmenden Nationen erhöhen.“

Haben Sie die Unterstützung von den großen Verbänden vermisst? &bdquo;Nein, das würde ich nicht sagen. Die FIS war in jeglicher Hinsicht sehr bemüht, auch die nationalen Verbände wie der Deutsche Skiverband haben sich für uns eingesetzt. Die Ironie der Sache ist, dass das IOC wenige Tage nach der Entscheidung damit prahlte, dass in Mailand und Cortina 47 Prozent der Athleten Frauen sein werden. Hätten sie uns aufgenommen, dann würde nun wohl komplette Gleichberechtigung herrschen (lacht). Und es hätte dem IOC nichts gekostet, denn die Schanzen und Loipen die wir benutzen, sind auch jene der Herren.“

Befürchten Sie, dass die Entwicklung des Sports dadurch behindert wird und auch auf den Weltcup Auswirkungen hat? &bdquo;Nein, das denke ich nicht. Zumindest für die nächsten Jahre ist der Damen-Weltcup in der Nordischen Kombination gesichert. Wir wollen den Zuschauern ein höheres Niveau bieten, vor allem im Skispringen, und die allgemeine Dichte erhöhen. Dass sich kleine Mädchen aufgrund dieser Entscheidung vom Sport abwenden, ist allerdings nicht auszuschließen.“

Letzte Frage: Besteht die Chance, dass die Nordische Kombination 2030 olympisch wird? &bdquo;Das weiß ich nicht. Wie man so hört, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass die NoKo ganz aus dem olympischen Programm verschwindet. Das wäre natürlich lächerlich. Ich weiß nicht, ob ich Hoffnung haben soll. Denn bereits 2022 war davon die Rede. Ich würde mich gerne mit einem IOC-Funktionär unterhalten, um die Gründe zu verstehen und um zu wissen, ob eine kleine Chance besteht. Wenn nicht, dann mache ich mir schon meine Gedanken, wie lange ich diesen Sport noch ausüben soll.“

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Kombiniererinnen geschockt: „Wollte alles hinschmeißen“

Am vergangenen Freitag verkündete das Internationale Olympische Komitee (IOC), dass die Nordische Kombination der Frauen nicht für die Winterspiele 2026 in Mailand und Cortina ins Programm aufgenommen wird. Die Reaktionen darauf fielen teils heftig aus – auch bei den Athletinnen.

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