Sommer, Hitze und trotzdem auf der Rodel

Etwa zwei Monate nach dem Weltcupfinale im chinesischen Yanqing gehörte das Rampenlicht noch einmal ihnen. Zwischen 31. März und 10. April absolvierten Südtirols Weltcup-Rodler auf der neuen Bob- und Rodelbahn in Cortina d'Ampezzo einige Testfahren. In einem halben Jahr finden dort die Olympischen Spiele statt und bereits in den ersten Momenten im Eiskanal war das Großereignis im eigenen Land präsent.

Ein besonderes Erlebnis – und auch so ungewöhnlich. &bdquo;Normalerweise klingt eine Saison langsam aus. Heuer war die Situation aber eine andere, da Cortina auf dem Programm stand“, merkte Armin Zöggeler, Rennsportleiter des italienischen Rodelverbandes, im Interview mit der Dolomiten an. &bdquo;So waren die Athleten noch bis Mitte April auf dem Eis. Sonst hätten sie in dieser Periode eine ruhigere Phase, eine Auszeit gehabt.“

Die Lösung liegt vor der Haustür So waren die vergangenen Wochen enger getaktet als in der Vergangenheit. Doch wie genau darf man sich die Vorbereitung eines Rodlers vorstellen, wenn bei solchen Außentemperaturen jegliches Eis binnen kürzester Zeit einfach schmelzen würde? Im Gegensatz zu den alpinen Skifahrern kann nicht einfach ein Trainingslager auf südamerikanischen Gletschern eingelegt werden. Im Grunde liegt die Lösung vor der eigenen Haustür.

Nach einer zweiwöchigen Auszeit tasteten sich Dominik Fischnaller und Co. wieder langsam an den Alltag im Eiskanal heran. Zunächst lag der Fokus auf Ausdauer und Grundlagen wie Stabilisaton und Koordination, Zirkel- und Krafttraining durften natürlich auch nicht fehlen. Schließlich ging es zurück auf die Rodel. Aber wo? &bdquo;Ab Mitte Mai haben wir die ersten Trainingslager absolviert, und zwar bereits mit Starteinheiten auf Eis in den Eisstadien in Brixen und Neumarkt“, erklärte Zöggeler.

Dominik Fischnaller träumt von einer Olympia-Medaille in Cortina. © Hermann Sobe

Nun sind die Voraussetzungen nicht dieselben wie im Eiskanal, die flachen Bedingungen stehen in einem krassen Kontrast zu den steilen und schnellen Strecken im Weltcup. Doch genau das ist der Clou an der Sache. &bdquo;Wir nutzen den Eiskontakt. Für die Athleten ist es von enormer Wichtigkeit, die Rodel wieder einzusetzen, mit den Händen in das Eis zu greifen und die Paddelbewegungen zu machen“, hob Zöggeler hervor.

Die Technik macht den Unterschied Auf dem flachen Eis sind die Manöver in Höchstgeschwindigkeit erst einmal in weiter Ferne, an der Starttechnik muss gefeilt werden. &bdquo;Es geht darum, die Kraft in die Unterarme zu bekommen, das richtige Gefühl wiederzufinden“, so Zöggeler. &bdquo;Wenn man auf flachem Eis die Technik außer Acht lässt, geht es nicht mehr nach vorn. So kommen die Athleten wieder in Fluss.“ „Ein Speerwerfer muss sein Wurfgerät immer wieder in der Hand haben, ein Kugelstoßer darf das Gefühl des Gewichts nicht verlieren – und so ist es auch bei uns.“ Armin Zöggeler Am Ende sei es ein Vorgehen wie in so vielen anderen Sportarten. &bdquo;Ein Speerwerfer muss sein Wurfgerät immer wieder in der Hand haben, ein Kugelstoßer darf das Gefühl des Gewichts nicht verlieren – und so ist es auch bei uns: Die Athleten müssen über den Sommer den Kontakt zum Eis halten.“ Für sich allein haben die Rodler die Eisstadien aber freilich nicht, daher bedarf es vorab einiger Planungen. &bdquo;Im Sommer ist es nämlich nicht so einfach reinzukommen, da sie etwa auch von den Eiskunstläufern und Eishockeyvereinen belegt sind“, sagte Zöggeler.

Sommervorbereitung wird zur Gratwanderung Neben den Einheiten in Brixen und Neumarkt rückt auch Meransen regelmäßig in den Fokus der Vorbereitung. Dort werden auf einer etwa 45 Meter langen Vorrichtung die Startsequenzen trainiert – so bereits Mitte Juli geschehen. Ende August steht dort erneut ein einwöchiges Trainingslager an.

In der ersten Oktoberwoche geht es schließlich in den hohen Norden, in Lillehammer werden Südtirols Rodler wieder auf einer komplett vereisten Strecke trainieren. Bis dahin gilt es, zwischen den verschiedenen Trainings die richtige Balance zu finden. Mit anderen Worten: Nicht zu einseitig zu trainieren – wie etwa im Krafttraining. &bdquo;Die Kunst ist Kraft aufzubauen, Schnelligkeit beizubehalten und trotzdem geschmeidig auf der Rodel zu sein“, so Zöggeler. &bdquo;Es ist eine Gratwanderung.“

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