Zöggeler ambitioniert: „Wir wollen in Cortina drei Medaillen“

Im Interview mit s+ spricht Zöggeler über die aktuelle Planung der Kunstbahnrodler bis zum Olympiaauftakt am 6. Februar 2026, die ambitionierten Ziele, die neue Olympia-Bahn und über das Naturbahnrodeln.

In 250 Tagen beginnt Olympia. Wie ist der Stand bei den Kunstbahnrodler? &bdquo;Die Saisonvorbereitung läuft schon, die Pause war nur extrem kurz. Die Mannschaft ist derzeit auf dem Eis unterwegs. Sie treffen sich zwei Mal die Woche zum Technik- und Starttraining in den Eisstadien in Brixen und in Neumarkt. Außerhalb dieser Zeit stehen gemeinsame Trockentrainingsblöcke auf dem Programm.“

Die Rodler waren bis Mitte April in Cortina d’Ampezzo bei den Testfahrten auf der neuen Olympiabahn. Wie lange hatten die Läufer effektiv Pause? &bdquo;Heuer ist ein sehr ungewohntes Jahr für all unsere Athleten. Die Saison dauerte extrem lange. Sobald wir wussten, dass die Bahn in Cortina d’Ampezzo fertiggestellt wird, wurde vom 5. bis zum 15 April darauf trainiert. Erst dann konnten die Athleten einige Tage durchschnaufen, aber das war's auch schon. Seit Anfang, Mitte Mai sind alle im Athletiktraining mit Radfahren, aber auch Bergwandern und Laufen im Einsatz.“

Eine Legende: Armin Zöggeler © EPA / VASSIL DONEV

Wer ist beim Nationalteam für die konditionelle Vorbereitung verantwortlich? &bdquo;Wir haben mit Mattias Schnitzer, Günther Taschler und Martin Winding drei Konditionstrainer, die allesamt auf verschiedene Schwerpunkte hinarbeiten. Wir sind hier wirklich top aufgestellt. Jeder dieser Trainer trainiert mit seiner Gruppe, was den Vorteil hat, dass jeder Athlet speziell für seine Bedürfnisse und seinem persönlichen Stil die besten Möglichkeiten hat.“

Wie geht es in den nächsten Wochen und Monaten weiter? &bdquo;Die internationale Trainingseinheit mit allen Rodelnationen geht auf der neuen Olympiabahn in Cortina Ende Oktober, Anfang November über die Bühne. Nach den Trainingskursen in den Eisstadien sind wir ab Mitte Juli auf der Startbahn in Meransen. Im Anschluss darauf folgt eine Woche Pause für die Athleten zur Regeneration. Danach ziehen wir bis Ende August einen weiteren Konditrainingsblock durch, ehe wir ab Oktober mehrere Trainingseinheiten in Cortina d’Ampezzo absolvieren.“

Zweifacher Olympiasieger: Armin Zöggeler © APA/epa / HOW HWEE YOUNG

Wann waren Sie das letzte Mal in Cortina d’Ampezzo? &bdquo;Ich war vor 14 Tagen dort, um einige Unklarheiten bezüglich der Positionierung der Startbügel zu klären. Dabei habe ich auch die Gelegenheit genutzt, mich über den Fortschritt der Bauarbeiten zu informieren, die mittlerweile wieder aufgenommen wurden. Nach der provisorischen Fertigstellung der Bahn, welche die Homologierung erst ermöglichte, sind viele Arbeiter erstmal nach Hause zu ihren Familien zurück. Inzwischen sind jedoch alle Arbeitskräfte zurück, um auf Hochtouren die Arbeiten zu beenden.“

Welche Arbeiten stehen noch an, um die Kunstbahn vollständig fertigzustellen? &bdquo;Derzeit wird die komplette Überdachung der Bahn montiert. Danach steht noch die Fertigstellung des Herren-Starthauses, des Damenstarts und des Zielhauses an.“

Ab wann werden Fischnaller, Vötter & Co. auf der Olympiabahn von 2026 wieder trainieren? &bdquo;Vom 15. Oktober bis zum 25 Oktober ist die italienische Rodel-, Bob- und Skeletonmannschaft vor Ort. Im Anschluss haben die Athleten einige Tage Pause und kehren dann wieder nach Cortina d’Ampezzo zurück zur internationale Trainingswoche.“

Insgesamt werden bei Olympia fünf Medaillensätze für die Kunstbahnrodler vergeben. Wie viele wären für die &bdquo;Azzurri“ ein Erfolg bei Olympia? &bdquo;Ohne großspurig zu sein, wären drei Medaillen für uns ein Erfolg. Ich finde das in keinster Weise unrealistisch, obwohl die Konkurrenz natürlich extrem groß ist. Natürlich braucht es dafür auch das nötige Glück, aber ich finde, wir können das wirklich schaffen.“

Was ist für die Athleten bei Olympia die größte Herausforderung? &bdquo;Die Heimspiele sind für unsere Athleten etwas ganz Spezielles. Alle unsere Fahrerinnen und Fahrer waren schon bei Olympischen Spielen dabei, aber noch nie bei Olympia im eigenen Land. Es ist ein Erlebnis, das nur wenige Sportler erleben dürfen. Heimspiele bringen mehrere Vorteile mit sich, wie beispielsweise, dass wir die Bahn besser kennen. Sie können dort mehr Trainingsläufe als die Konkurrenz absolvieren. Gleichzeitig stehen sie aber im eigenen Land stärker im Fokus. Die Aufmerksamkeit ist größer, das Medieninteresse wird gewaltig sein und damit steigt auch der Erwartungsdruck.“

Kommen wir zu den Naturbahnrodlern: Mit Evelin Lanthaler, Patrick Pigneter und Florian Clara sind langjährige Aushängeschilder dieses Sports zurückgetreten, die Zukunftsaussichten sind auch wegen der fehlenden Olympia-Perspektive nicht großartig. Wie wichtig ist für die Kunstbahnrodler das Naturbahnrodeln? &bdquo;Unsere Zusammenarbeit ist nach wie vor immens wichtig. Viele Athleten sammeln auf der Naturbahn erste Erfahrungen und wechseln dann zur Kunstbahn, um dort den nächsten Schritt zu machen. Wobei: Es ist nicht allen mitgegeben, sich auf der Kunstbahn zurecht zu finden und umgekehrt. Für uns Verantwortliche, egal ob auf Natur- oder Kunstbahn, ist es die Aufgabe, die Athleten so aufzuteilen, wo sie ihre Voraussetzungen bestmöglich nutzen können.“

Wie ist Ihre persönliche Meinung zum Fakt, dass Skibergsteigen bei Olympia 2026 im Programm ist, Naturbahnrodeln aber nicht? &bdquo;Dies hing mit den Vorgaben des IOC zusammen. Die Obergrenze bei Winter-Olympia beträgt knapp 3.000 Athleten. Wenn eine neue Sportart aufgenommen wird, müssen andere Disziplinen dafür Startplätze abgeben. Beim Kunstbahnrodeln dürfen maximal 106 Athletinnen und Athleten gemeldet werden. Wäre jetzt das Naturbahnrodeln mit dabei, dann wären es in beiden Disziplinen immer noch nur 106. Weil jede Nation ein automatisches Startrecht hat, würde diese Kontingentierung zu lasten der stärksten Nationen gehen, von denen einige Top-Athleten zu Hause bleiben müssten. Der internationale Rodelverband war natürlich dafür, Naturbahnrodeln olympisch zu machen und würde das weiter gerne unterstützen. Die Crux ist jedoch, dass dafür Stand heute Kunstbahn-Athleten ihre Startplätze verlieren würden. Eine verzwickte wie aktuell unlösbare Situation.“

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