Alex Vinatzer: Der Slalomstar als Autogrammjäger

Mit s+ unterhielt sich der 21-Jährige über das Glück, trotz Corona seinem Beruf nachgehen zu können, aber auch darüber, dass er noch einiges zu lernen hat. Zudem verriet Vinatzer, ob er noch Kontakt zur Pistenflitzerin von Schladming habe.

Alex Vinatzer, wie erleben Sie die aktuell hektische Zeit mit Absagen, Verschiebungen und Neuansetzungen?

Alex Vinatzer: &bdquo;Es geht schon. Ich lasse mich nicht zu sehr beeinflussen und versuche, Ruhe zu bewahren. Ich sehe es als großes Glück an, dass wir trotz Corona Rennen fahren dürfen. Wo wir fahren, ist unter dem Strich egal. Wichtig ist, dass wir fahren können. Und dass ich dort Gas geben kann.“

Drehen wir die Zeit ein bisschen zurück: Was haben Sie nach Adelboden am letzten Sonntag getan?

&bdquo;Ich war 2 Tage zu Hause in Wolkenstein und habe Trockentraining gemacht. Dann haben wir 2 Tage in Pozza di Fassa trainiert, um uns so gut als möglich auf Flachau vorzubereiten. Am 1. Tag hatten wir eine aggressive Unterlage, am 2. Tag wurde die Piste eingeeist, um auch für diese Eventualität gerüstet zu sein. Die letzte Nacht verbrachte ich wieder zu Hause, und heute geht es nach Flachau.“

Aufgrund der Corona-Bestimmungen müssen Sie ja immer alleine mit dem Privatwagen zu den Trainings und Rennen anreisen, oder?

&bdquo;So schreiben es die Regeln eigentlich vor. Aber ich fahre mit meinem Skiman Fabio Maxenti. Ich erkrankte schon im vergangenen März an Corona, Fabio dann im November. Wir haben beide Antikörper, können uns also nicht mehr gegenseitig anstecken. Mittlerweile hat es bei uns in der Slalommannschaft eh fast jeden erwischt: Mich, Manni Mölgg, Giuliano Razzoli, zuletzt Tommaso Sala.“

Alex Vinatzer fädelte zuletzt zwei Mal im 1. Durchgang ein.

Wie traurig sind Sie, dass in Kitzbühel nicht gefahren wird? Im Vorjahr wurden Sie bei Ihrem 2. Auftritt dort 14.

&bdquo;Der Ganslernhang ist der Ganslern, das ist immer ein gewaltiges Erlebnis. Aber ohne Publikum hat jedes Rennen ein eigenes Flair. Es ist schade, aber nochmals: Wo wir im Endeffekt fahren ist zweitrangig. Wichtig ist, dass wir überhaupt Rennen fahren können. “

In Flachau erwartet Sie ein flacher, eher einfacher Hang. Für Ihre Fahrweise ein Nachteil?

&bdquo;Ich fühle mich überall wohl, egal auf welchem Hang, egal auf welchem Schnee. Sicher kann ich in Flachau wie in Zagreb mehr pushen, kommt mir hier meine Körpergröße entgegen. Aber unter dem Strich hat jedes Rennen seine Schlüsselstellen, seine Tücken. Und auf sogenannten leichten Hängen ist es doppelt schwierig, ganz vorne zu landen. Denn alle werden voll angreifen, die Abstände minimal sein.“

&bdquo;Ich kann noch viel lernen. In jeder Hinsicht.“ Sie haben zuletzt 2 Mal eingefädelt. Beide Male war's eine Millimeter-Entscheidung: Einfach nur Pech, oder?

&bdquo;Ich habe es mit meinem Trainerteam analysiert. In Zagreb bin ich zu aggressiv das Tor angefahren, ich hätte auf diesem Typ Schnee mehr Ruhe haben müssen. Es war eindeutig mein Fehler. In Adelboden war es ein komische Situation. Vielleicht bin ich da zu locker gefahren, war mit dem Schwung noch nicht fertig und habe zu schnell nach unten gedreht, anstatt technisch sauber zu fahren.“

Von einer Verunsicherung würden Sie nicht sprechen, oder?

&bdquo;Ein Einfädler kann immer passieren, aber ich gehe davon aus, dass ich in Zukunft schon wieder ins Ziel komme. Fakt ist, dass ich an meiner Fahrweise nichts ändern werde. Ich nehme jedes Rennen neu, gehe mit voller Attacke und hoher Intensität an die Läufe heran. Aber natürlich versuche ich, eine gewisse Stabilität nicht außer acht zu lassen.“

Team-Kapitän Manfred Mölgg hat gesagt, so eine Phase muss jeder einmal durchmachen. Ist das ein Trost?

&bdquo;Ich fahre besser denn je. Es sind nur kleine Details, die es noch auszumerzen gilt. Ich bin erst 21 Jahre jung und habe noch einiges Potenzial, wo ich mich verbessern kann. Ich kann noch viel lernen, in jeder Hinsicht. Zudem habe ich erst eine Blinddarm-Operation hinter mir. Da habe ich 5 Kilogramm an Muskelmasse abgenommen (von 94 auf 89 kg). Diese 5 kg fehlen mir jetzt, und die bekomme ich auch nicht mehr draufgepackt, weil ich zum jetzigen Saison-Zeitpunkt auch kein Krafttraining machen kann. Aber wie ich Ski fahre: Das passt.“

&bdquo;Die Pistenflitzerin von Schladming war eine tolle Geschichte. So etwas passiert wohl nur einmal im Leben.“ Nach Flachau kommt das Night Race in Schladming. Auch dort wird ohne Zuschauer gefahren. Kurios, oder?

&bdquo;Es ist, wie es ist. Wenn ich nach Schladming komme oder nach Campiglio, oder auch zuletzt in Adelboden, und dann sind da keine Fans – das ist schon kurios. Heuer ist es eben so, und hoffentlich ist nächstes Jahr wieder alles anders.“

In Schladming wurden Sie im Vorjahr Sechster, was im Wirbel um eine Pistenflitzerin völlig unterging. Haben Sie zu der Dame eigentlich noch Kontakt?

&bdquo;Nein, habe ich nicht. Sie hat sicher genug Leute, die ihr schreiben. Die Pistenflitzerin war eine tolle Geschichte, die mir nie mehr passieren wird. Auch deshalb besuchte ich sie nach dem Rennen auf dem Polizeipräsidium, wo sie vernommen wurde, um ein Erinnerungsfoto mit ihr zu machen und ihre Unterschrift zu holen.“

Am 21. Februar steht als finaler Höhepunkt der WM-Slalom in Cortina d'Ampezzo auf dem Programm. Schwirrt Ihnen das schon im Hinterkopf herum?

&bdquo;Nein, überhaupt nicht. Die WM ist eine schöne Motivation und ich freue mich auch darauf. Mein Fokus liegt aber ganz klar bei den nächsten Rennen in Flachau und dann beim Nacht-Slalom von Schladming. Wir werden die nächste Woche in Cortina d'Ampezzo den Rennhang testen und dort trainieren können. Aber die WM ist jetzt noch viel zu weit weg.“

Interview: Andreas Vieider

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