L Ski Alpin

Benni Raich war diese Woche auf Südtirol-Besuch. © Reusch

Benni Raich in Südtirol: „Odermatt kocht auch nur mit Wasser“

Benjamin Raich gehört zu den ganz Großen in der Geschichte des Ski-Zirkus. Der Nordtiroler hat in seiner Karriere alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Während seines Südtirol-Besuchs haben wir die Gelegenheit genutzt, um mit „Benni“ ausführlich über diverse Themen zu plaudern.

Von:
David Lechthaler

Raich schaute am Dienstag beim Handschuh-Hersteller Reusch in Bozen Nord vorbei und hielt dort einen Vortrag. Vorher hat sich der 45-Jährige im Hauptsitz des Unternehmens für SportNews Zeit genommen. Der zweifache Olympiasieger und dreifache Weltmeister bzw. Gesamtweltcupsieger (2005/06) war sich trotz Terminstress nicht zu schade, unsere Fragen ausführlich zu beantworten. So wie man Raich mit seiner bodenständigen Art eben auch aus dem Fernsehen kennt.



SportNews: Welche Verbindungen haben Sie zu Südtirol, Herr Raich?

Benni Raich: „Ich kann mich erinnern, dass ich das erste Mal im Jahr 1993 hier war. Damals in St. Vigil i. E. zum trainieren. Dann natürlich immer wieder für die Weltcups in Alta Badia bzw. für den Super-G in Gröden, den ich hin und wieder bestritten habe. Im Sommer waren wir oft zum Radfahren hier. Hier kann ich mich an die Sellaronda erinnern. Und natürlich zum Urlaub machen, war ich schon des Öfteren in Südtirol.“

„Ich traue ihm sehr, sehr viel zu.“ Benni Raich über Alex Vinatzer


Sie waren jahrelang ein begnadeter Slalom-Fahrer: Was trauen Sie dem Grödner Alex Vinatzer in Zukunft zu?

„Sehr viel. Alex hat bei der WM in Courchevel mit der Bronzemedaille wieder bewiesen, dass er extrem schnell fahren kann. Er hat vielleicht hie und da mit Inkonstanz zu kämpfen gehabt. Aber das wird er in Zukunft ausmerzen. Ich traue ihm sehr, sehr viel zu.“

Benni Raich: Der Piztaler hat in seiner Karriere alles gewonnen. © APA/epa / ALESSANDRO DELLA VALLE


Kommen wir kurz zum Gesamtweltcup: Marco Odermatt ist wieder der große Favorit. Was trauen Sie ihrem Landsmann Marco Schwarz zu, der künftig auch in den Speed-Disziplinen starten will?

„Natürlich ist Marco Odermatt der, den man erst schlagen muss. Aber auch der Odermatt kocht nur mit Wasser. Er ist extrem stark und macht vieles richtig. Auf Aleksander Aamodt Kilde muss man wieder aufpassen. Er hat die große Kugel ja auch bereits gewonnen. Marco Schwarz hat sicher gewaltige Möglichkeiten. Er kann im Super-G und auch in der Abfahrt extrem schnell fahren, im Slalom und Riesentorlauf sowieso. Also ich denke schon, dass Marco Schwarz da mitmischen kann. Wichtig wird sein, dass er in einen Lauf reinkommt.“
„Dass der Skirennsport an sich eine große Auswirkung auf den Rückgang der Gletscher hat, stimmt aus meiner Sicht nicht.“ Benni Raich


In letzter Zeit wurde viel darüber diskutiert, ob die Weltcup-Saison bereits im Oktober in Sölden starten soll. Was sagen Sie zur Diskussion in Sachen Nachhaltigkeit?

„Es wird immer gesagt, dass man später anfangen soll. Dann würden die Athleten nicht nach Neuseeland oder Südamerika reisen, um zu trainieren. Das wäre ein Argument, aber auch das würde wahrscheinlich nicht eintreffen. Selbst wenn es einen Monat später losginge, wollen die Athleten irgendwann ein ordentliches Ski-Training haben. Das ist bei uns im Herbst am Gletscher mit dem Neuschnee oft schwierig. Deswegen würden sie aus meiner Sicht trotzdem ins Exil reisen. Dass der Skirennsport an sich eine große Auswirkung auf den Rückgang der Gletscher hat, stimmt aus meiner Sicht nicht. Es geht überall der Gletscher zurück, egal ob dort ein Skilift steht oder nicht.“

Ein Ski-Traumpaar: Benni Raich und die ehemalige Slalom-Seriensiegerin Marlies Schild. Gemeinsam haben sie drei Kinder. © APA/epa / GEORG HOCHMUTH


Sie sind nach wie vor als ORF-Experte im Weltcup dabei: Vermissen Sie es manchmal, Athlet zu sein?

„Inzwischen ist es 8 Jahre her, dass ich meine Karriere beendet habe. Es war eine sehr sehr schöne Zeit. Aber heute brauche ich das nicht mehr. Es sind zwar viele Sachen gleich geblieben, aber es hat sich auch einiges verändert. Vor allem mit den Sozialen Medien. Als Athlet muss man schon aufpassen, dass man noch die Ruhe findet, weil das Wichtigste ist als Sportler immer noch das Skifahren. Da den Fokus zu finden, ist sicher bisschen schwieriger geworden.“

Empfehlungen

Kommentare (0)

Vervollständigen sie Ihre Profil-Angaben, um Kommentare zu schreiben.
Profil bearbeiten

Sie müssen sich anmelden, um die Kommentarfunktion zu nutzen.

© 2024 First Avenue GmbH