
Federica Brignone verpasst den Weltcup-Auftakt aufgrund einer schweren Verletzung. © ANSA / GIAN EHRENZELLER
Brignone über ihren Schicksalstag: „Dann hört jeder auf“
Federica Brignone ist beim Weltcup-Auftakt in Sölden die große Abwesende – zumindest auf der Piste. Am Freitag sprach die Italienerin über ihren Schicksalstag und dem Traum von Olympia.
24. Oktober 2025
Aus Sölden

Von:
Christoph Niederkofler
Anfang April brach sich Federica Brignone bei den italienischen Meisterschaften im Fassatal das Schien- und Wadenbein und riss sich das Kreuzband. In den Wochen zuvor hatte die Italienerin den Weltcup dominiert, in Abfahrt, Riesenslalom sowie Gesamtwertung räumte die 35-Jährige die Kristallkugeln ab. Es war ein bitteres Saisonende für die zweimalige Weltmeisterin, deren Traum von den Olympischen Spielen in Mailand und Cortina d'Ampezzo – vor der eigenen Haustür – plötzlich zu platzen drohte.
Einige Beobachter stellten sich daraufhin die Frage: Warum nahm Brignone fernab der Weltcup-Bühne überhaupt an den nationalen Wettkämpfen teil? Am Freitagnachmittag gab die Aostanerin beim FIS Race Talk in Sölden die Antwort darauf. „Weil ich das schon immer gemacht habe, in jeder Saison in meiner Karriere“, erklärte Brignone. „Ich nehme auch aufgrund der jungen Athleten teil. Als ich noch ein Mädchen war, habe ich es geliebt gegen die Stars aus dem Weltcup anzutreten. Das ist mir wichtig.“
Brignone nimmt ihre Vorbildfunktion ernst
Für eine Lichtgestalt wie Brignone wäre es ein Leichtes gewesen, ihre Teilnahme an den Meisterschaften abzusagen. So tickt die zweimalige Gesamtweltcupsiegerin aber nicht. „Wenn ich nicht daran teilnehme – was für italienische Meisterschaften sind das dann?“, hob sie ihre Vorbildfunktion hervor. „So kann ich ein gutes Beispiel sein. Wenn ich da nicht hingehe, dann hört jeder damit auf.“ Reue zeigt sie daher nicht, abgeschreckt sei sie aufgrund ihrer Verletzung ebenso nicht. „Sollte ich in diesem Winter wieder auf Skiern stehen können, werde ich auf jeden Fall wieder hingehen.“„Mein Traum ist es in dieser Saison zurückzukommen und zu sehen, was passiert. Wann? Das weiß ich nicht.“ Federica Brignone
Im Gegensatz zu Lara Gut-Behrami und Zrinka Ljutic, die wie Brignone an der Podiumsdiskussion teilgenommen hatten, wird die Azzurra am Samstag nicht beim Weltcup-Auftakt in Sölden am Start stehen (10.00/13.00 Uhr). „Ich bin nicht bereit, wie man sehen kann“, lachte sie, gab dann aber ein Update zu ihrem Genesungsprozess. „Die Reha verläuft richtig gut, wenn man meine Verletzung bedenkt. Die Zeit war zäh, schmerzhaft und langweilig. Es ist ein Kampf, aber ich war bereit, ihn anzunehmen – zu 100 Prozent.“
Federica Brignone feilt eifrig an ihrem Comeback. © ANSA / JEAN-CHRISTOPHE BOTT
Der Zeitpunkt ihrer Rückkehr ist aber noch ungewiss. „Mein Traum ist es in dieser Saison zurückzukommen und zu sehen, was passiert. Wann? Das weiß ich nicht“, so Brignone, die aktuell fünf bis sieben Stunden pro Tag im Reha-Center an sich arbeitet. Eine frohe Kunde konnte sie aber vermelden, so sind die ersten Einheiten auf Schnee bereits ein Thema – zumindest in der Theorie. „Wir schauen schon, wann das möglich sein wird. Das ist schon mal eine gute Nachricht“, meinte sie. „Davor muss ich mir aber mal eine Woche Pause nehmen, das habe ich mir seit meiner letzten Operation nicht mehr gegönnt.“
Brignone und der Olympia-Traum
Die Frage, die am Ende ihres Auftritts jedoch alle am meisten interessierte: Reicht es für die Olympischen Spiele im Februar? „Ich weiß es nicht“, gab Brignone zu. „Ich versuche es und arbeite richtig hart daran. Wenn mein Körper es zulässt, werde ich wieder auf mein altes Level zurückkehren.“ Zum Abschluss unterstrich die 37-malige Weltcupsiegerin noch, dass sie sich selbst nicht zum Comeback zwingt und demnach nichts überstützen wird. „Ich habe viel erreicht in meiner Karriere, ich muss diese Saison oder die Olympischen Spiele nicht bestreiten – aber ich will es. Mein Traum ist es in Cortina dabei zu sein.“Profil bearbeiten
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