Christof Innerhofer: „Erfolg ist nur eine Seite meines Berufs“

Er ist stiller geworden in letzter Zeit. Das einstige Dauer-Strahlelächeln ist vielen nachdenklichen Momenten gewichen. Auch gestern musste sich Christof Innerhofer nach dem Abfahrtstraining in Kitzbühel erst einmal hinsetzen, bevor er sich zu einer Analyse seiner derzeitigen Situation durchrang.

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: 303 Weltcuprennen hat Christof Innerhofer in seiner 16-jährigen Karriere auf Top-Niveau bestritten. Aber: Unter den Top 10 war er zuletzt vor 16 Rennen – das war als Neunter in der Kitzbühel-Abfahrt 2022, also vor einem Jahr. Seitdem pendelte er zwischen den Plätzen 17 und 42 – für einen Mann, der 6 Weltcuprennen gewonnen hat (das letzte liegt 10 Jahre zurück) und vor 4 Jahren letztmals am Podest war, ein demütigender Zustand.

Wenn er nicht Christof Innerhofer heißen würde: &bdquo;Ich definiere mich nicht über Ergebnisse. Der Erfolg ist nur eine Seite meines Berufs. Der andere ist meine Leidenschaft, meine Liebe zum Skisport, zum Training. Ich könnte jeden Tag die Streif herunter fahren, ich gehe auch jeden Tag in den Kraftraum oder steige auf's Rennrad, um so viele Kilometer wie möglich herunter zu spulen. Diese Leidenschaft wird hoffentlich nie vergehen, auch nicht nach meiner Ski-Karriere.“ „Ich habe seit einigen Wochen ein schlechtes Gefühl beim Fahren.“ Christof Innerhofer Mit seiner Trainingsfahrt war Innerhofer gestern natürlich nicht zufrieden. 2,50 Sekunden Rückstand auf Ryan Cochran-Siegle sind auf der Streif nicht Inner-mäßig. &bdquo;Es war eine gemütliche Fahrt, nicht mehr. Ich habe eine neue Bindung und einen neuen Schuh ausprobiert, aber das hat nicht gepasst.“ Dass Innerhofer genau auf dieser Strecke, auf der er 18 Mal unter die Top 10 gekommen ist (aber kein Sieg), den Schalter umlegen wird am Wochenende, glaubt er nicht: &bdquo;Die eisigen Bedingungen sind eigentlich meine, aber darauf gebe ich aktuell nichts. Ich habe seit einigen Wochen ein schlechtes Gefühl beim Fahren, bin nicht locker und auch nicht imstande, die Handbremse zu lösen.“

Worauf der 38-Jährige hinaus will: &bdquo;Es liegt nicht am Skifahren. Im Training fahre ich regelmäßig Bestzeiten, bin da auch schneller als Mattia Casse, der die gleiche Skimarke fährt wie ich und der heuer schon 2 Podestplätze erreicht hat.“

Woran liegt es dann? &bdquo;Ganz sicher im Kopf. Dass ich es kann, habe ich in den Trainingsläufen gezeigt: 7. in Lake Louise, 2. in Beaver Creek, 1. in Bormio, 7. in Wengen – dort habe ich auf Pisten, die im 1. Training wie Autobahnen waren, gezeigt, wozu ich fähig bin. Wenn es im Rennen ruppiger und schlagiger wird, geht nichts mehr weiter.“

Kritik lässt ihn kalt Dass sich Christof Innerhofer sportlich in Frage stellt, verneint er. &bdquo;Ich fahre für mich, für niemand anderen. Deswegen lassen mich die Kritiken, die ich ja auch mitbekomme, kalt. Ich kann noch immer sehr schnell Ski fahren, auch wenn ich es derzeit im Rennen nicht umdersetze.“

Dass Innerhofer immer wieder etwas Neues ausprobiert, hat ihm auch den Ruf des &bdquo;Über-Tüftlers“ eingebracht. Er verneint: &bdquo;Auch Domme Paris hat vor den Wengen-Rennen etwas geändert und ist damit auf Anhieb wieder ganz vorne hineingefahren. Es gibt immer etwas zu verbessern, warum sollte ich da stehen bleiben?“

Seit 2007 ist Christof Innerhofer ein Dauerbrenner bei Ski-Weltmeisterschaften. Unvergessen sind seine Sternstunden bei den Titelkämpfen 2011 in Garmisch-Partenkirchen, wo er sich einen Medaillensatz abholte (1. Super-G, 2. Kombination, 3. Abfahrt). Die Gefahr ist groß, dass er 2023 in Frankreich nicht mit von der Partie ist. Letztmals musste er 2017 die WM wegen eines Wadenbeinbruchs auslassen. &bdquo;In meiner derzeitigen Verfassung habe ich bei einer WM nichts zu suchen“, redet &bdquo;Inner“ nicht lange um den heißen Brei herum. &bdquo;Zwar fuhr ich im Vorjahr beim Weltcup-Finale in Courchevel trotz kaputtem Knie im Training zweimal unter die Top 5, und in einem Rennen ist alles möglich. Aber ich hätte sicher kein Problem damit, wenn ich nicht nominiert werde.“

Und wenn es am Ende der Saison oder 2024 nicht einmal mehr für einen Platz im Nationalteam reichen sollte? &bdquo;Dann trainiere ich auf eigene Faust weiter. Es gibt heutzutage Top-Privatteams, mit denen man sich auf die Saison vorbereiten kann. Dann stoße ich im Herbst zur Nationalmannschaft und qualifiziere mich dort für die Weltcups. Ich bin noch lange nicht fertig.“

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