
Kann es selbst nicht glauben: Lucas Braathen. © ANSA / MARCEL BIERI
Der Braathen-Wahnsinn: „Ich war schon auf dem Weg nach Hause“
Lucas Braathen hat am Sonntag in Wengen einen historischen Sieg gelandet. Anschließend konnte der Norweger sein Glück kaum fassen.
16. Januar 2022

Von:
Thomas Debelyak
Oft liegen Freud und Leid sehr eng beieinander. Am Sonntag dürften es – Pi mal Daumen – zehn Meter gewesen sein. Nachdem Henrik Kristoffersen, der Halbzeitführende des Wengen-Slaloms, wenige Stangen vor Schluss eingefädelt und so den sicheren Sieg vergeben hatte, blieb er im Ziel minutenlang stehen und schaute ungläubig auf die Piste. Man hatte irgendwie das Gefühl, als wollte er sich nicht umdrehen. Denn hinter ihm ließ sich sein junger Landsmann Lucas Braathen von den Fans feiern – so recht fassen konnte er aber selbst noch nicht, was ihm da gerade gelungen war. Von Platz 29 im ersten Durchgang sprang das Supertalent bis auf den ersten Rang vor und holte sich seinen zweiten Weltcupsieg.
Einen solchen Quantensprung hat es in der Geschichte des Slalom-Weltcups noch nie gegeben. „Ich habe keine Ahnung, was da passiert ist“, war Braathen auch später in den Interviews noch völlig ratlos. „Mit Nummer 29 ein Rennen gewinnen – das ist einfach crazy.“ Im Gespräch mit dem ORF erklärte der 21-Jährige: „Ich hatte im zweiten Durchgang ein gutes Gefühl. Das war schnell, das war stabil. Ein Top-5-Platz wäre verrückt gewesen, ein Top-10-Platz auch. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“
Ausgerechnet Lucas Braathen
Kurios: Braathen hatte das Rennen nach dem ersten Lauf schon abgehakt. „Ich war schon auf dem Nachhauseweg. Dann ist ein Trainer zu mir gekommen und hat gesagt: 'Nein, nein, du musst noch im zweiten Durchgang fahren.' Ich dachte, ich wäre gar nicht qualifiziert.“ In der Tat schaffte der Norweger mit brasilianischen Wurzeln die Quali für die Entscheidung nur um mickrige sechs Hundertstelsekunden. Dann zauberte er jedoch einen Traumlauf in den Schnee und profitierte auch davon, dass die Piste mit jedem Läufer schwieriger zu befahren wurde.Er verblüffte mit seiner Fahrt alle: Lucas Braathen. © APA/afp / FABRICE COFFRINI
Ausgerechnet Braathen, mag manch einer denken. Denn schon in der letzten Woche war der Norweger im Fokus gewesen: Als er im Riesentorlauf von Adelboden in den Zielhang einbog, bremste er plötzlich ab und beendete sein Rennen. Später sagte er mit bemerkenswerter Ehrlichkeit: „Ich hatte große Angst vor dem Zielhang.“ Vor einem Jahr zog er sich hier nämlich eine schwere Knieverletzung zu. Nun hat der Youngster Ski-Geschichte geschrieben – und sagt, bezugnehmend auf den Adelboden-Riesentorlauf von vor einer Woche: „Das war eine gute Revanche.“
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