Der ungewöhnliche Karriereweg des Alex Vinatzer

Auf den letzten Drücker ist die Null in der Südtiroler Medaillenbilanz also doch noch aufpoliert worden. Es wären die zweiten Titelkämpfe nach 2021 gewesen, in denen unser Landesverband leer ausgegangen wäre. Schon 2019 war Alex Vinatzer bei der letzten Südtiroler WM-Medaille dabei – beim Team Event, in dem die &bdquo;Azzurri“ Bronze eroberten. Gemeinsam mit Simon Maurberger war der damals 19-Jährige ein entscheidender Medaillenfaktor, lehrte die etablierten Stars der Reihe nach das Fürchten.

Auf internationalem Parkett machte der großgewachsene Wolkensteiner aber schon ein Jahr früher auf sich aufmerksam: Bei den Olympischen Spielen 2018 in Pyeongchang besiegte er damals, gerade einmal 18 Jahre jung, im Team Event im direkten Duell Alexis Pinturault. In jenem Jahr fuhr Vinatzer sporadisch auch noch bei einigen Marlene-Cup-Rennen mit. Alleine das beschreibt den Charakter des bodenständigen Grödners, der im Eiltempo die Karriereleiter durchlief. Nur ein Sieg beim Alpe Cimbra Cup (früher Topolino-Trophäe) blieb dem 23-Jährigen verwehrt. Erstmals für Aufsehen sorgte Vinatzer bei den Europäischen Jugendspielen EYOS 2017 in Erzurum in der Türkei, wo er Gold im Riesentorlauf und im Slalom holte. Bei der Junioren-WM in Åre im gleichen Jahr schrammte er als jüngster Läufer des ganzen Feldes als Vierter um 0,05 Sekunden an Edelmetall vorbei. Das holte er sich 2018 in Davos, wo er nur von Clement Noel geschlagen wurde. Allerdings klar: 2,77 Sekunden war da sein Rückstand. Gestern war es umgekehrt: Da wurde Noel 0,03 Sekunden dahinter Vierter.

Nicht über den Landeskaderweg Alex Vinatzer ging nicht den üblichen Landeskaderweg. Er entschied sich gemeinsam mit seinem langjährigen Privattrainer Marco Senoner, die Oberschule im Skigymnasium von Stams in Nordtirol zu besuchen. &bdquo;Ich habe mir das an einem Tag der offenen Tür angeschaut, und es war die richtige Entscheidung“, blickt er zurück. &bdquo;Ich war im Heim, trainiert wurde damals in Kühtai, im Pitztal oder in Seefeld.“ Auch Matteo Canins, der aktuell hauptsächlich im Europacup im Einsatz ist, ging diesen Weg. Und warum Techniker und nicht Speed-Fahrer, wie es die Grödner Tradition will? Vinatzer: &bdquo;Weil ich dort schlicht und einfach zu langsam war. Ich habe mich im Slalom und Riesentorlauf immer leichter getan.“

2014 noch bei den Grand-Prix-Rennen: Alex Vinatzer (Bildmitte) und Tobias Kastlunger (links).

Alex Vinatzer kommt aus einer Hoteliersfamilie, seine Eltern Christoph und Nadia führen das Hotel Savoy in Wolkenstein, wo auch der ältere Bruder Ivan (25) öfters anzutreffen ist. Sprössling Mattia ist 12 Jahre jung und ebenfalls ein begeisterter Skifahrer. &bdquo;Vielleicht gibt es ja einmal 2 Vinatzer's im Weltcup“, hat der Slalom-Bronzegewinner von gestern einmal scherzhaft erklärt. Wobei, immer zum Lachen war Vinatzer in seiner Karriere nicht zumute. Es war vor 2 Jahren, als er nach einem glänzenden Saisonauftakt mit den Rängen 4 und 3 in einen Horror-Jänner schlitterte: In 5 Rennen in Folge schied er aus oder verpasste sogar die Qualifikation für den 2. Durchgang.

Andere wären daran gescheitert, nicht Alex Vinatzer: Er kämpfte sich wieder heran und schloss die Saison mit Rang 4 im WM-Slalom in Cortina d'Ampezzo sowie dem gleichen Ergebnis beim Weltcupfinale in Lenzerheide ab. Auch heuer war seine Saison durchwachsen: Auf der einen Seite 3 Top-10-Platzierungen, auf der anderen 4 Einfädler. Grund, nervös zu werden? Nicht Alex Vinatzer. Der hat Nerven aus Stahl. Und ist da, wenn es darauf ankommt. So wie am WM-Slalomsonntag, den 19. Februar 2023.

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Alex Vinatzer hat sich am Sonntag beim WM-Slalom von Courchevel mit einer Bronzemedaille gekrönt. Es ist dies der Höhepunkt seiner bisherigen Laufbahn.

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