
Die Strolz-Familie mit Hubert und Johannes. © Gemeindearchiv Warth
Die olympische Geschichte der Familie Strolz
Wenngleich die aktuelle Saison für den österreichischen Skirennläufer Johannes Strolz nicht nach Wunsch verlief, ist sein „Olympiamärchen“ vom vergangenen Jahr immer noch einzigartig. Als erster Sohn eines Olympiasiegers gelang es ihm, diesen Erfolg zu wiederholen. Die Geschichte der Familie Strolz wird in ihrem Heimatort Warth nun in einer Ausstellung beschrieben.
10. März 2023
Von: christof thöny
Der Skilauf in Warth – der höchstgelegenen Gemeinde Vorarlbergs – begann in den 1890er Jahren mit Pfarrer Johann Müller. Dieser wirkte hier von 1891 bis 1896 und erhielt nach seiner eigenen Beschreibung eine Zeitschrift mit dem Titel „Deutscher Hausschatz“. Im Nachwinter 1894/95 war darin ein Bild zu sehen, wie sich Menschen in Skandinavien auf Skiern fortbewegten. Gleichzeitig war eine Bestellmöglichkeit angegeben. Der Priester erkannte darin etwas Nützliches für die Winter am Tannberg und gab eine Bestellung auf.
Zwei Wochen später lieferte der Postbote von Steeg ein Paket. Dann begannen die Versuche der Fortbewegung im Garten des Pfarrhauses – in der Nacht, um nicht dem Gespött ausgesetzt zu sein. Zunächst waren diese wenig erfolgreich, da Pfarrer Müller meinte, die Skier wie Schlittschuhe verwenden zu müssen. Später konnte er sich im Winter auf Skiern gut fortbewegen und wurde so zum Pionier des Skilaufs am Tannberg.
Eine Pionierin
Die erste Sportlerin aus Warth, die auf internationaler Ebene erfolgreich war, ist die 1950 geborene Wiltrud Drexel. Ihr skifahrerisches Talent konnte sie praktisch vor der Haustüre umsetzen, jede freie Minute verbrachte sie im Winter beim Skifahren. Besondere Förderung erhielt Drexel durch Meinrad Hopfner, damals Bürgermeister und Schulleiter in Warth. Er unterstützte und ermutigte sie von ihrem ersten Rennen an und gab damit maßgebliche Impulse für die spätere Karriere. „Ohne ihn wäre ich heute eine andere“, erzählt Wiltrud Drexel von ihrem Mentor. Den Höhepunkt ihrer Karriere feierte Wiltrud Drexel bei den Olympischen Winterspielen in Sapporo 1972. Obwohl sie in ihrer stärksten Disziplin, der Abfahrt, nicht zum Einsatz kam, kehrte sie mit einer Bronzemedaille aus Japan zurück, die sie im Riesenslalom gewonnen hatte und die gleichzeitig als Weltmeisterschaftsmedaille galt.Wiltrud Drexel war Warths erste Sportlerin. © Gemeindearchiv Warth
Meinrad Hopfner erkannte auch das Talent des 1962 in Warth geborenen Hubert Strolz bereits in jungen Jahren und förderte seinen Weg als Rennläufer, der in der Skihauptschule Schruns begann. Von hier aus verfolgte der junge Warther konsequent seine Ziele und wurde von seinen Eltern dabei unterstützt. International konnte er erstmals im Europacup auf sich aufmerksam machen, in dem er in der Saison 1980/81 die Riesenslalomwertung und ein Jahr später die Gesamtwertung gewann.
Die große Stunde
Im Februar 1988 fanden die XV. Olympischen Winterspiele im kanadischen Calgary statt. Am 15. Februar stand die Kombination am Programm, bei der Hubert Strolz die Goldmedaille gewann. Zehn Tage später folgte als Draufgabe die Silbermedaille im Riesenslalom, im Super-G verfehlte er nur knapp eine weitere Medaille. Die Euphorie angesichts der Erfolge des heimischen Sportlers überstieg in Warth alles bisher Dagewesene. In seiner Heimatgemeinde wurde der Olympiasieger begeistert empfangen und gewürdigt.Hubert Strolz in Calgary. © Gemeindearchiv Warth
Als Hubert Strolz 1994 seine Karriere beendete, war sein Sohn Johannes gerade zwei Jahre alt. Als Schüler trat er in die Fußstapfen seines Vaters und wurde Absolvent der Skihauptschule Schruns. Später wechselte er an das Skigymnasium Stams und wurde in den Nachwuchskader des ÖSV aufgenommen. Mit dem Gewinn der Gesamtwertung im Europacup 2017/18 sicherte er sich einen Startplatz im Weltcup. Wegen ausbleibender Erfolge verlor er allerdings im Frühjahr 2021 im Alter von 28 Jahren die Kaderzugehörigkeit beim ÖSV. Er trainierte dennoch konsequent weiter, um im November 2021 an der Ausscheidung für die Weltcupsaison teilnehmen zu können. Von seiner Familie und Warth-Schröcken Tourismus wurde er dabei tatkräftig unterstützt.
Auf den Spuren des Vaters
Im Jänner 2022 erreichte Strolz beim Slalom in Adelboden völlig überraschend seinen ersten Weltcupsieg. Damit sicherte er sich die Teilnahme bei den Olympischen Spielen in Peking. Von diesen kehrte er als einer der erfolgreichsten Athleten in die Heimat zurück. In seiner Heimatgemeinde Warth fand nach dem Ende der Wintersaison ein großer Empfang für Johannes Strolz statt. Dabei wurden auch die olympischen Erfolge seines Vaters Johannes und von Wiltrud Drexel gewürdigt. Gemeinsam mit Johanes kommen sie auf sechs Olympiamedaillen, wobei Warth nicht viel mehr als 150 Einwohnerinnen und Einwohner zählt. Die olympische Geschichte von Warth ist nun Teil einer Ausstellung, die im historischen Haus Nr. 5 neben der Pfarrkirche des Ortes umgesetzt wurde. In Zukunft soll daraus ein Museum entstehen.Empfehlungen
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