Die Sensationsweltmeister und ihre Geschichten

Es gibt sie, die Sensations-Weltmeister. Noch und nöcher in der 1931 begonnenen WM-Geschichte. Zählt James Crawford, den alle nur Jack nennen, auch dazu? Sicher, auch Marta Bassino hat mit Super-G-Gold für eine Überraschung gesorgt, weil sie zuvor in dieser Disziplin noch nie auf dem obersten Treppchen stand. Und Crawford? Er hat bei Olympia 2022 immerhin Kombi-Bronze erobert, stand im Weltcup zuvor auch schon 3 Mal am Podest, so in dieser Saison als Dritter von Beaver Creek und als Zweiter in Bormio – jeweils in der Abfahrt. Also gehört der 25-Jährige auch am Sonntag zu jenen Fahrern, die es zu beachten gilt.

Crawford hatten im Super-G die wenigsten auf ihrer Rechnung, von einer Sensation zu reden wäre aber vermessen. Da gab es in Vergangenheit schon ganz andere Kaliber, sprich sportliche Eintagsfliegen. Zumal es bei Olympia oder einer WM immer nur ein Rennen ist, ein Weltcupsieger sich aber die gesamte Saison über so gut wie keine Schwächephase leisten darf.

Auch die Goldene von James Crawford kam überraschend. © ANSA / JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Natürlich: Man muss die Gunst der Stunde immer auch nutzen. Darum ärgert sich der aktuelle Präsident des Schweizer Skiverbandes Swiss Ski, Urs Lehmann, wenn sein WM-Abfahrtssieg in Morioka 1993 immer wieder als Zufallstitel abgetan wird. Ein Titel ist ein Titel, auch wenn es Lehmann nie zu einem Weltcupsieg geschafft hat. Oder aber Patrick Staudacher, der sich 2007 im schwedischen Åre zum Super-G-Weltmeister kürte. Mit großem Vorsprung auf Fritz Strobl (+ 0,32) und gar 0,62 auf den Schweizer Bruno Kernen. Auch Staudi, jetzt Trainer bei den italienischen Speed-Herren, hat nie ein Weltcuprennen gewonnen. Seine beste Platzierung in 155 Rennen war ein 3. Platz im Gröden-Super-G 2009.

Die Geschichte Etwas ältere Skifans werden sich noch an die Ski-WM 1989 in Vail (USA) erinnern. Hansjörg Tauscher aus Deutschland gewann damals eine eigentlich völlig unspektakuläre Abfahrt, die durch einige Steilkurven namens &bdquo;Rattlesnake“ künstlich aufgepeppt wurde, vor den 4 Schweizern Peter Müller, Karl Alpiger, Daniel Mahrer und William Besse. Was war mit Tauscher vorher und nachher? In nur 47 Rennen stieg er nur einmal auf ein Weltcuppodest.

Bei der Ski-WM 2013 in Schladming kürte sich die Französin Marion Rolland zur Abfahrts-Weltmeisterin, 0,16 Sekunden vor Nadia Fanchini und 0,70 vor Maria Riesch. In insgesamt 107 Weltcupstarts schaffte es Rolland nur zweimal auf's Podium (ohne Sieg).

Bei der Ski-WM 1999 in Vail Beaver Creek kürte sich eine Australierin namens Zali Steggall zur Slalomsiegerin. Sie deklassierte Pernilla Wiberg (Schweden) als Zweite um 0,80 Sekunden, das damalige Nachwuchstalent Nicole Gius aus Stilfs lag als 22. 3,09 Sekunden zurück. Es war die Zeit, in der die Ära der Carvingskier begann. Steggall war aber noch mit heute unvorstellbaren 2,05 m langen Slalomskiern unterwegs.

An 2 weiteren Sensationen waren auch 2 Südtiroler beteiligt: Beim Olympia-Slalom 1972 in Sapporo – der zählte damals auch als WM – gewann der Spanier Francisco Fernandez-Ochoa als krasser Außenseiter vor Gustav und Roland Thöni. Was heißt er gewann? Er deklassierte die beiden um 1,01 bzw. 1,03 Sekunden. Erst 2 Jahre später gewann Ochoa auch sein erstes und am Ende einziges Weltcuprennen.

Zwar nicht bei einer WM, dafür aber bei Olympia sorgte ein anderer Südtiroler für ein unvergessliches Kapitel Skigeschichte. In der Kombination von 1992 in Albertville kürte sich Josef Polig aus Sterzing zum Olympiasieger. Im Weltcup nie besser als Fünfter, nutzte der Sterzinger die Gunst der Stunde, profitierte von den Ausfällen der Favoriten und kürte sich vor Teamkollege Gianfranco Martin und dem Schweizer Steve Locher zum Olympiasieger.

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