Dominik Paris spricht Klartext: „Es war total miserabel“

Wer Dominik Paris nach seinen enttäuschenden Ergebnissen im Dezember schon abgeschrieben hat, sollte sich hüten. Domme ist heiß auf die Streif. Sein Ziel: die Gamssammlung vergrößern.

Dominik Paris, wie war Ihr erster Eindruck beim Training von der Streif?

Dominik Paris: &bdquo;Die Piste hat sich perfekt präsentiert: Sehr ruhig, sehr griffig, man konnte den Ski extrem gut durch die Kurven ziehen, der Grip war perfekt. So etwas habe ich hier nur selten erlebt. Die Veranstalter haben eine geniale Piste hinbekommen.“

Der Schneefall an den letzten 2 Tagen wird die Bedingungen für die Abfahrten aber wohl anders gestalten, oder?

&bdquo;Es wird sicher schwieriger werden, auch langsamer. Aber die Feuchtigkeit wird dafür sorgen, dass es noch glatter und vor allem unruhiger wird.“

Kitzbühel zählt zu den Lieblingsstrecken von Domme Paris. © APA / HANS KLAUS TECHT

Erhöht oder vermindert dies den Kreis der Sieganwärter? &bdquo;Schwierig zu sagen. Jene, die eine Top-Fahrt hinlegen, werden sich zweifellos weiter vom Rest absetzen, als es im 1. Training der Fall war. Zumal mit dieser Kurssetzung alles dafür getan wird, um auf die schwächeren Fahrer zu schauen, anstatt die absolute Weltklasse zu Höchstleistungen anzutreiben.“

Wie meinen Sie das?

&bdquo;Als ich das 1. Mal hier herunter gefahren bin, hatte ich richtig Angst. Ich war da mehr als 4 Sekunden hinten, so viel Überwindung hat es mich vor allem vor der Mausefalle gekostet. Jetzt wird vor allem darauf geschaut, dass auch die schwächeren herunter kommen. Deswegen wird entschärft, entschärft, entschärft. Aber ich habe es aufgegeben, mich diesbezüglich mit den FIS-Herren zu unterhalten.“

„Wenn es fuchst, dann fuchst es.“ Dominik Paris

Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein in den 2 Abfahrten? &bdquo;Die sind durchaus vorhanden. Es muss von oben bis unten alles passen. Es sind 2 oder 3 Fahrer, die sind brutal gut drauf. Und um die zu schlagen oder in ihre Nähe zu kommen, braucht es eine fast perfekte Fahrt.“

Sie haben einen sehr schwierigen Monat Dezember hinter sich. Platzierungen wie 32, 40 und 42 kamen bisher nie vor in Ihrer Karriere. Ein sportlicher Albtraum?

&bdquo;Es war nicht nur schwierig, es war total miserabel. In Sölden bin ich im Riesentorlauf noch gut gestartet, in Lake Louise war ich bis zur Hälfte gut unterwegs, dann ist mir die Bindung aufgegangen. Von da an war der Wurm drin. In Beaver Creek habe ich mich sehr schwer getan mit 3 verschiedenen Schneebedingungen an 3 Tagen. Das hat mich stark verunsichert. In Gröden war ich krank, plus habe ich vermeidbare Fahrfehler gemacht. Aber dass ich trotzdem nur die Plätze 40 und 42 belegte, hat mich schon sehr getroffen. Wenn es fuchst, dann fuchst es.“

Kraftpaket Dominik Paris. © GETTY IMAGES NORTH AMERICA / TOM PENNINGTON

Auf Ihrer Lieblingsstrecke in Bormio haben Sie auch nicht richtig die Kurve gekratzt, oder?

&bdquo;Richtig. Ich wusste nicht, ob ich angreifen sollte oder einfach nur ins Tal fahren. Ich kam total aus dem Konzept, hatte keine Balance mehr, technisch hat nichts mehr gestimmt, ich stand nicht mehr zentral auf dem Ski.“

Wie haben Sie den Schalter dann doch schnell umgedreht, wie in Wengen zu sehen war?

&bdquo;Nach Bormio habe ich die Skier eine Woche im Keller gelassen. Ich habe stattdessen ein hartes Kondiprogramm gemacht und versucht, den Kopf frei zu bekommen und konditionell das Gleichgewicht wieder zu finden. Trainer Mattias Schnitzer hat mir ein Programm zusammen gestellt, wobei wir versucht haben, aus der Gewohnheitsposition heraus alles wieder in Einklang zu bringen. Dann habe ich 2 Tage in Ulten auf Ski trainiert und dabei am Skischuh etwas verändert. Seitdem geht es wieder herwärts, wie sich in Wengen gezeigt hat. Das gute Gefühl war zurück, ich erzielte gute Abschnittszeiten, vieles ging wieder leicht von den Füßen. Ich habe in der Abfahrt 2 Fehler gemacht, aber ich war wieder schnell, auch das Handling hat gepasst.“ „Ich bin noch nicht da, wo andere sind, die mit dem Limit spielen.“ Dominik Paris Das bedeutet?

&bdquo;Dass ich hoffentlich die Kurve gekratzt habe. Aber noch bin ich nicht ganz da, wo andere sind, die mit dem Limit spielen. Ich muss mich immer noch erst herantasten und meine Grenzen ausloten. Das geht nicht von heute auf morgen. Deswegen passieren mir Flüchtigkeitsfehler, die einem nicht passieren, wenn man in Hochform ist und intuitiv das meiste richtig macht.“

Wie war in der schwierigen sportlichen Zeit der Umgang mit den Medien?

&bdquo;Ich habe mit niemandem geredet. Was hätte ich auch sagen sollen? Jeder hat gesehen, dass ich einen Krampf zusammengefahren bin. Wofür hätte ich mich rechtfertigen sollen? Das wäre fehl am Platz gewesen. Was hätte ich groß sagen sollen? Ausreden sind nicht mein Ding, die suche ich einfach nicht. Der Pilot bin ich, entscheiden tue ich auf der Piste, niemand anders.“

Gibt Ihnen die Familie Kraft?

&bdquo;Natürlich, immer! Der ältere Sohn Niko (er ist 4) bekommt es mittlerweile mit und sagt, 'Tata, es war rot, als du ins Ziel kamst'. Dem kleineren Lio (er ist 2) ist es egal. Ich bin für die Buben der Tata, nicht der Rennfahrer. Ich kann mit meiner Partnerin Krissie und den Kindern sehr gut abschalten.“ „Mal schauen, wie lange es noch geht.“ Dominik Paris

Mit Beat Feuz, Mauro Caviezel, Matthias Mayr und im Vorjahr bereits Kjetil Jansrud sind mehrere Top-Fahrer innerhalb kürzester Zeit zurückgetreten. Gehen dem Speed-Weltcup die Typen aus?

&bdquo;Die Typen gehen, aber es kommen neue nach. Marco Odermatt ist ein toller Typ für den Weltcup. Er ist ein lockerer Vogel, ein exzellenter Skifahrer. Aleksander Aamodt Kilde hat eine immer nur positive Art, ist ein Kraftpaket. Hoffentlich kommen noch andere nach.“

Sie haben einen lange gehegten sportlichen Traum: Die Abfahrtskugel zu gewinnen. Jetzt ist Feuz weg, mit Odermatt und Kilde zwei neue, ganz starke Konkurrenten da. Bleibt diese Kugel ein Traum?

&bdquo;Wenn es nicht sein soll, wird es nicht sein sollen. Mal schauen, wie lange es noch geht. Vielleicht kommt ja irgendwann doch noch eine Überraschung. Einige gute Jahre traue ich mir noch zu. Fix ist nur, dass es heuer nichts mehr wird mit der Abfahrtskugel, das weiß ich jetzt schon (lacht).“

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Dominik Paris spricht Klartext: „Es war total miserabel“

Das Dezember-Tief scheint überwunden. Dominik Paris ist locker und gelöst, er freut sich auf die 2 Kitzbühel-Abfahrten. Im Interview spricht der Ultner Ski-Star über den heiklen Saisonstart, wie er sich aus diesem Loch herausziehen konnte und welche Zukunftsvorstellungen er hat.

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