Ein Flugplatz auf 2.000 Meter: WM-Kuriositäten

Es war Ruhetag gestern bei der Ski-WM. Das gab es am vergangenen Freitag zwar auch einen, aber da wurden die Abfahrtstrainings der Damen und Herren ausgetragen, es war also trotzdem etwas los auf den WM-Pisten. Gestern war das anders: Die Speed-Spezialisten haben ihre Koffer gepackt und sind am Sonntag nach Hause, jetzt sind die Techniker im Anflug. Nochmal durchschnaufen, bevor ab heute bis Sonntag, 19. Februar noch 7 Entscheidungen anstehen. Ich habe gestern die Zeit genutzt, um das Skigebiet zu erkunden.

Also ab in den Skiverleih, wo ich für 34,50 Euro ein gutes Paar Blizzard-Ski ergatterte. Die Tageskarte kostet 72 Euro, das ist angesichts des Angebotes mit 156 Aufstiegsanlagen und 350 Kilometer Pisten fast geschenkt. In St. Moritz bezahlt man 105,50 Schweizer Franken, also mehr als 100 Euro für 155 Kilometer und 24 Liften. Was hier in Frankreich anders ist, sind die Preise für Verpflegung. Im Jack's, einer normalen Bar im Dorfzentrum von Méribel, kostet der Cappuccino 6, ein Espresso 3 Euro. Für ein stilles 0,75-cl-Mineralwasser sind fast überall 7 Euro und mehr hinzublättern. Und das große Bier (0,5) kostet nur im Pressezentrum 6 Euro, ansonsten überall zwischen 8 und 11 Euro.

Gesalzene Preise Da sind sogar die Oktoberfestpreise für die Maß (1 Liter) um 14 Euro ein Schnäppchen. Gesalzen sind auch die Hotelpreise, vor allem in den 15 Fünf-Sterne-Hotels, die hauptsächlich im renommierten Courchevel 1850 angesiedelt sind. Die Familie von Skistar Alexis Pinturault führt dort das Annapurna-Hotel, das knapp unterhalb des kleinen Flughafens angesiedelt ist. Am vergangenen Wochenende wäre eine Übernachtung um 1587 Euro über die Buchungs-Plattform booking. com zu haben gewesen. Man kann's auch noch eine Stufe teurer haben. Im Chalet Courchevel hätte man in diesen französischen Skiwinter-Ferientagen ein ganzes Haus um 34.795 Euro mieten können. Da fallen die Preise in den vielen Gourmettempeln gar nicht mehr so ins Gewicht. Für ein Degustationsmenü sind Preise ab 400 Euro normal, der Gemüserisotto kostet 46 Euro, der Lammbraten 63 und ja – eine Portion Pommes ist um 18 Euro zu haben, ohne Ketchup und Mayo.

Wir bleiben da lieber &bdquo;herunten“ in Courchevel Le Praz, wo das Ziel der Herrenrennen ist. Hier gibt es nur eine Bäckerei und 5 Restaurants, darunter eines mit &bdquo;Normalo“-Preisen, und eine Sportbar. Dort ist Leben, dort sind all jene täglich drin, die ihre Ruhe haben wollen. Und wo auf den Großbildschirmen hauptsächlich Rugby – aktuell läuft das Sechs-Nationen-Turnier – und wie heute Abend Fußball-Champions-League geschaut wird – Paris SG gegen Bayern. Mal etwas anderes als immer nur Ski alpin.

Und noch etwas macht Courchevel so speziell: Sein Flughafen. Der ist nicht etwa irgendwo in der Ebene unten bei Albertville angesiedelt, von wo es noch rund 80 Kilometer hoch in die Berge geht, sondern oberhalb allen Hotels neben einem Sessellift und einer Après Ski Bar auf 2007 Metern. Wer dort nach einigen Biers und Cocktails die falsche Tür nimmt, fällt direkt auf die Landebahn. Man stelle sich vor, dass am Kronplatz neben dem Messner Mountain Museum auch so ein Flugplatz oder Altiport, wie er im Fachjargon heißt, seine exklusiven Gäste empfangen würde. Die Landebahn ist nur 538 Meter lang und weist eine Steigung von bis zu 18 Prozent auf.

Der Altiport Courchevel gilt als einer der gefährlichsten Flugplätze der Welt. Für den Anflug ist eine eigene Qualifikation des Piloten erforderlich, da keine Möglichkeit zum Durchstarten mehr besteht. Der Flugplatz wurde früher auch von Linienflügen bedient, so etwa mit 50-sitzigen Dash-7-Flugzeugen der Linie Tyrolean Airways. Heute wird der Altiport hauptsächlich von Hubschraubern und Sportflugzeugen benutzt. Deswegen: Für Geld ist hier, in den französischen Alpen, so gut wie alles möglich. Man sollte nur zur Genüge mithaben.

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