Ein Südtiroler will Deutschlands Ski-Star nach oben führen

Ein Interviewtermin mit Christoph Kienzl zu bekommen ist selbst in Corona-Zeiten gar nicht so einfach. Nicht etwa weil sich der sympathische Mann aus Nals vor Journalistengesprächen drücken würde, sondern vielmehr weil er schlichtweg immer auf Achse ist. &bdquo;Das stimmt schon, ich spule im Jahr mit Auto und Flieger rund 100.000 Kilometer runter. Gerade komme ich vom Konditionstraining in Garmisch“, verrät er.

Seine jüngste Beförderung dürfte Kienzl jedoch als Anreiz für weitere Reisestrapazen nehmen. Bislang war er im Betreuerstab der deutschen Riesentorlauf- und Slalomfahrerinnen tätig, fortan wird er als Techniktrainer im Speed-Team fungieren und sich dort vorwiegend um Viktoria Rebensburg kümmern. Sie ist Deutschlands beste und erfolgreichste Skirennläuferin. &bdquo;Vicky inspieriert mich menschlich unheimlich“ Christoph Kienzl über Viktoria Rebensburg Rebensburg hat einen sehr durchwachsenen Winter hinter sich, der mit einer Schienbeinkopfverletzung am Tag nach ihrem zweiten Saisonsieg in Garmisch vorzeitig endete. Nun will sie in Hinblick auf den bevorstehenden WM-Winter wieder voll angreifen – und das mit Kienzl an ihrer Seite, der sie auch im Riesentorlauftraining betreuen wird.

Beide kennen sich mittlerweile seit Jahren, haben 2018 gemeinsam Rebensburgs Silber-Gewinn im WM-Riesentorlauf bejubelt . &bdquo;Vicky inspieriert mich menschlich unheimlich. Sie liebt detaillierte Analysen, sie ist enorm zielstrebig, pflegt zugleich aber einen sehr lockeren Umgang. Und sie begegnet einem immer auf Augenhöhe, obwohl sie schon sehr viel gewonnen hat“, schwärmt Kienzl von seinem Schützling. Seine Aufgaben beschränken sich jedoch nicht nur auf Rebensburg, er gibt allen deutschen Speed-Fahrerinnen wichtige Tipps.

Christoph Kienzl am Mount Hothäm in Australien. Er reist das ganze Jahr über rund um den Globus. © Privat

Beim DSV sind Kienzls Fähigkeiten als Trainer hoch angesehen, und das obwohl er gerade einmal 34 Jahre alt ist und erst im Frühjahr 2018 in den Weltcup befördert wurde. Zuvor war er drei Jahre lang im Nachwuchs tätig. Doch wie verschlägt es einen jungen Skilehrer aus Südtirol zum deutschen Skiverband?. Kienzl verrät es: &bdquo;Nachdem ich als Lehrer unter anderem auf der Seiser Alm tätig war, habe ich mich einfach auf eine offene Stelle im DSV beworben. Danach ging alles relativ schnell“, erinnert sich Kienzl, der sich seiner Privilegien klar bewusst ist: &bdquo;Das ist kein gewöhnlicher Job. Ich komme viel rum, arbeite mit tollen Athleten zusammen und lerne viele Leute kennen. Ich liebe den Trainerberuf, erst recht in einem so gut strukturierten Verband wie dem DSV.“

Kienzl ist ein geselliger Typ, der es mag, abends nach getaner Arbeit &bdquo;bei einem Bierl mit Bekannten im Weltcupzirkus fachzusimpeln.“ Nicht selten fällt das Gesprächsthema in solchen Momenten auf die zweite große Leidenschaft des Etschtalers, den Wein. Kienzl ist nämlich nebenbei auch noch ausgebildeter Sommelier. &bdquo;Es gibt viele Betreuer, aber auch Athleten, die großes Interesse zeigen und mit denen man sich stundenlang über Weinbau unterhalten kann.“ Die Leidenschaft für den edlen Tropfen kommt bei ihm nicht von ungefähr, schaute er seinem Vater doch bereits im Kindesalter in der Küche über die Schulter. Daheim berät er Urlauber als Sommelier Kienzls Familie führt in Nals das Dorfhotel Mehrhauser. Es vergeht kein Heimataufenthalt des Skitrainers, in dem er nicht beschäftigt durch die Hotellobby huscht, am Poolbereich nach dem Rechten sieht oder interessierten Gästen die Vorzüge des Südtiroler Weins näherbringt. &bdquo;Die Zeit zuhause kann mir niemand nehmen. Hier gewinne ich Abstand vom turbulenten Skizirkus, hier kann ich völlig entspannen – auch wenn immer mal wieder anzupacken ist.“

Kienzl könnte es deutlich bequemer haben, als das ganze Jahr über zwischen Wintersportorten auf der ganzen Welt, DSV-Stützpunkten in Bayern, München als dem Wohnort seiner Freundin und Nals zu pendeln. &bdquo;Doch dann würde mir etwas fehlen“, sagt er. Und so werden auch in diesem Jahr noch viele Reisekilometer hinzukommen, Corona hin oder her.

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Ein Südtiroler will Deutschlands Ski-Star nach oben führen

Er ist jünger als einige Weltcupathleten, hat bereits zu einer WM-Medaille beigetragen und gilt in der Skiszene als absoluter Senkrechtstarter. Die Rede ist von Christoph Kienzl, der sich als Trainer im deutschen Skiverband einen Namen macht. Nun wird er der besten DSV-Athletin zur Seite gestellt.

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