
Julian Schütter absolviert seine Premierensaison im Weltcup. © Social Media/Ski Austria
Ein Umweltaktivist will die Saslong rocken
Er ist leidenschaftlicher Tiefschneefahrer und Ski-Akrobat, er ist Mitglied der „Fridays for Future“-Bewegung und hat bereits einen Großstreik mitorganisiert. Die Rede ist von Julian Schütter, einem österreichischen Ski-Profi der in diesen Tagen in Gröden auf sich aufmerksam machen möchte.
15. Dezember 2022
Von: apa/fop
Ob seines Heimatorts Schladming würde Julian Schütter im Ski-Zirkus niemand als außergewöhnlich einstufen. Doch mit seinen Überzeugungen und dem Lebensstil als „Fridays for Future“-Aktivist, Vegetarier und Student hebt sich der 24-jährige B-Kader-Athlet deutlich von seinen Kollegen ab. Der Abfahrer will sich möglichst bald im Weltcup etablieren, um Umweltthemen im Skisport eine größere Plattform geben zu können.
„Das ist eine von meinen Hauptmotivationen“, sagte Schütter.
Der Skisport steht bekanntlich wegen seines wenig schonenden Umgangs mit Umweltressourcen vielfach in der Kritik. „Es war einfach schon öfter in den letzten Jahren so, dass ich mir schwergetan habe, gegenüber mir selbst zu rechtfertigen, wieso ich das noch tue mit diesem riesigen ökologischen Fußabdruck, den ich dabei habe. Und ich habe dann schon ein paar Mal ernsthaft überlegt, ob ich das einfach sein lassen sollte“, gestand der ÖSV-Läufer vor seinem ersten Weltcup-Auftritt in Gröden. Er habe dann aber beschlossen, dass er versuchen wolle, mit sportlichen Leistungen und der damit verbundenen Aufmerksamkeit eine Art Sprachrohr für Klima-Anliegen zu werden.
„Das war auf jeden Fall ein starkes Argument, warum ich weitermachen möchte. Dass ich vielleicht irgendwann die Reichweite habe, aufklären kann, Leute inspirieren kann und dadurch mehr gutmache, als dass ich Schaden anstelle“, berichtete Schütter, der erst vor zweieinhalb Wochen in Lake Louise sein Weltcup-Debüt gegeben hatte. Als wichtigen Schritt bezeichnete er den Umzug von Schladming nach Innsbruck vor gut eineinhalb Jahren. Denn in der Nordtiroler Landeshauptstadt schloss er sich der „Fridays for Future“-Bewegung an.
„Ich habe schon ein paar Mal ernsthaft überlegt, ob ich das einfach sein lassen sollte.“ Schütter über den Skirennsport
„Ich hätte mich gerne davor schon mehr engagiert. Aber von Schladming aus war ich nicht so in den Kreisen, wo ich viel machen hätte können“, sagte er. „Davor war mir schon bewusst, dass was getan gehört, und in Innsbruck bin ich dann ins Tun gekommen.“ Sein konkreter Tätigkeitsbereich? „Im Sommer habe ich bei der Regionalgruppe Innsbruck in der Organisation ein bisschen mitgeholfen. Ich habe den Großstreik, der im August war, mitorganisiert.“
Salti im Tiefschnee
Während der sportlichen Saison im Winter bleibt kaum Zeit für sein Engagement, zumal Schütter daneben noch das Fernstudium „Wirtschaftsingenieurwesen Erneuerbare Energien“ betreibt. „Irgendwann habe ich mir gedacht, ich hätte schon gerne irgendwie einen Abschluss und einen konkreteren Lehrplan“, erklärte der Steirer. Er habe aber gewusst, „dass sich ein Präsenzstudium nicht ausgehen wird“.Auf den zwei Brettern ist Schütter nach wie vor auch abseits der Standard-Pisten unterwegs, jedoch inzwischen etwas gemäßigter. Früher habe er es punkto Anzahl seiner Salti mitunter auch übertrieben. Ein Wechsel ins Fach der Freestyler komme jedoch nicht infrage, „dafür habe ich zu spät angefangen“. In Gröden soll Schütter in allen drei Rennen in dieser Woche wertvolle Erfahrungen sammeln.
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